Weil die Zahl der Corona-Fälle in den vergangenen Wochen wieder steigt, greift ab Donnerstag, 15. April, die Notbremse. Betroffen ist vor allem der Einzelhandel in Villingen-Schwenningen, denn hier müssen sich die Kunden wieder neu orientieren. So greift nun nicht mehr Click & Meet (Öffnung des Geschäfts für eine bestimmte Zahl von Kunden nach vorheriger Terminvereinbarung), sondern Click & Collect (Online oder telefonisch bestellen und vor dem Geschäft abholen). Museen müssen schließen, aber beispielsweise auch Kosmetik-, Massage-, Tattoo-, Sonnen- und Piercingstudios. Kunst- und Musikschulen dürfen nur noch Online-Unterricht anbieten. Eine Ausgangssperre wird es vorerst nicht geben.

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Was Einzelhändler sagen:

„Es ist nun noch einmal eine Kraftanstrengung der Bevölkerung notwendig“, kommentiert Tanja Broghammer, stellvertretende Vorsitzende der Sparte Handel im Gewerbeverband Oberzentrum (GVO) und selbst Geschäftsfrau, die Verschärfung. Sie appelliert, die Angebote des Einzelhandels vor Ort auch zu nutzen. „Wir sind in den Geschäften“, betont sie, eine Beratung erfolge nun telefonisch. Sie hofft nicht, dass die Kunden ins Internet abwandern, die Geschäftsleute vor Ort „bezahlen Gewerbesteuern und helfen damit mit, die Infrastruktur Villingen-Schwenningens zu unterhalten“, große Internetkonzerne „tun das nicht“. Sie wünscht sich, dass sich die Bevölkerung diszipliniert verhält und die Zahlen wieder sinken. Nach wie vor sieht sie eine Gerechtigkeitslücke, Menschen würden sich in Bau- und Gartenmärkten drängen, der Einzelhandel dürfe nicht einmal in engem Rahmen öffnen. Das sei einfach nicht mehr nachvollziehbar. Cordula Weiß von Sport Weiß in Obereschach betont, dass „wir für die Kunden da sind“, wenn notwendig über die normalen Öffnungszeiten hinaus. Ein Vorteil sei sicher der Parkplatz hinter dem Geschäft. Hier könnten Kunden direkt halten, die Ware abholen und sie dann daheim probieren. Wem das nicht möglich sei, dem wird das Bestellte nach Hause gebracht. Die Verschärfung der Corona-Regeln beanspruche das Personal stärker, es sei aber machbar, sagt sie. Nicht realisierbar sei dagegen der Vorschlag einiger, doch mal schnell einen Internet-Shop aufzumachen. Wenn das professionell geschehe, sei das sehr teuer, betont sie. Sie setzt nach wie vor auf die Beratung – jetzt eben auf telefonischem Weg.

Was ein Museums-Chef sagt:

Die Museen sind wieder zu, auch das Schwenninger Uhrenindustriemuseum. Davon direkt betroffen ist die Ausstellung „“Pokal und Sixpack – Sport in der Industriegesellschaft“, die seit 16. März zu sehen ist. Damit „hatten wir leider Pech“, sagt Museumsleiter Michael Hütt, denn normal geöffnet hatte sie „nur an zwei Tagen“. Rund 170 Besucher sahen sie bis jetzt: Das sei nicht „riesig viel“, aber angesichts der Umstände „ganz gut“. In der übrigen Zeit mussten sich die Gäste online anmelden, Führungen gab es keine und auch Schulklassen kamen nicht. Jetzt kann die Ausstellung nur digital besucht werden, ursprünglich war das nur als Überblick gedacht, jetzt wurden die Texte etwas aufgemotzt – zu sehen im Internet (https://www.uhrenindustriemuseum.de/digital/online-ausstellungen).

Was ein Musikschulleiter sagt:

Jetzt muss auch Markus Hebsacker in seiner Musikschule wieder in den Digitalunterricht wechseln. Für ihn ist diese Ungleichbehandlung im ...
Jetzt muss auch Markus Hebsacker in seiner Musikschule wieder in den Digitalunterricht wechseln. Für ihn ist diese Ungleichbehandlung im Vergleich zu den Schulen nicht zu erklären. | Bild: Musikschule im Zentrum

Markus Hebsacker, der mit seiner Frau Barbara die Musikschule im Zentrum betreibt, ist genervt. Nun muss er wieder in den Digitalunterricht wechseln, gerade für jüngere Schüler sei das nicht einfach und nur möglich, wenn Eltern dies zuhause unterstützen. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, dass in den Schulen Wechselunterricht durchgeführt wird, wo, wie er aus eigener Erfahrung weiß, manchmal „unglaublich viele Schüler zusammenkommen“, er aber in der Musikschule nicht einen einzigen Schüler im Präsenzunterricht trotz Hygiene-Maßnahmen treffen dürfe. Dagegen laufe nun auch eine Beschwerde des Berufsverbands der Musikschulen. Ein Vorteil sieht er aber in enormen Engagement der Lehrkräfte, bei denen alle Auftrittsmöglichkeiten weggebrochen seien, und die sich nun auf ihren individuellen, auf die Schüler zugeschnittenen Online-Unterricht konzentrieren.

Was zur Ausgangssperre zu sagen ist:

Immer mehr Stadt- und Landkreise im Land verkünden nächtliche Ausgangssperren zwischen 21 und 5 Uhr, zum Beispiel Stuttgart und die Regionen um die Landeshauptstadt herum, selbst Konstanz steht kurz davor. Grund ist die stark steigende Inzidenzzahl. Im Schwarzwald-Baar sehe man derzeit von dieser Maßnahme ab, sagt die Sprecherin des Landratsamts, Heike Frank. Doch spätestens wenn ein Bundesgesetz verabschiedet sei, das Ausgangssperren für alle Kreise ab einer Inzidenz von 100 pro 100 000 Einwohner vorsieht, ist auch der Kreis betroffen.