Die neue Stadtführung „Tore und Türme“ in Villingen erweist sich seit Wochen als Publikumsrenner. Die Stadtführer wollen jetzt gemeinsam mit dem Hochbauamt noch eine Attraktion drauf setzen: Derzeit läuft eine Spendenaktion, damit der Turm des Oberen Tors künftig mit zwei großen Luken geöffnet werden kann.

Grandiose Aus- und Tiefblicke

Geschehen soll das in großer Höhe, knapp 20 Meter über Grund, unmittelbar unter dem Dachspitz. Von dort eröffnen sich den Besuchern grandiose Aus- und Tiefblicke über die Dächer und in die Straßen und Gassen des mittelalterlichen Städtchens. Die Stadtverwaltung bereitet derzeit die technischen Voraussetzungen dafür vor.

Die Aussicht vom Oberen Tor auf die Dächer von Villingen und in die Obere Straße ist grandios.
Die Aussicht vom Oberen Tor auf die Dächer von Villingen und in die Obere Straße ist grandios. | Bild: Stadler, Eberhard

Führungen durch die Tore und Türme Villingens war ein langjähriger Herzenswunsch der Villinger Stadtführer um Gunther Schwarz, Klaus Richter und Henry Greif. Denn immer wieder kamen entsprechende Anfrage von Bürgern, die nicht nachvollziehen konnten, warum die Stadt ihr touristisches Potenzial nicht ausschöpft und ihre markanten Türme und Tore nicht für Führungen öffnet.

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Die Umsetzung dieser Idee blieb aber leider lange Jahre in den Mühlen der Stadtverwaltung hängen. Als Hindernis standen vor allem sicherheitstechnische Fragen im Wege. Die Stadt musste erst einmal investieren, um einige der historischen Gebäude für Besucher begehbar zu machen.

Blick auf den Wehrturm des Oberen Tors. Mit 22 Metern Höhe ist er der höchste der noch exisitierenden Tortürme von Villingen. Wie hoch ...
Blick auf den Wehrturm des Oberen Tors. Mit 22 Metern Höhe ist er der höchste der noch exisitierenden Tortürme von Villingen. Wie hoch der Turm des Niederen Tors war, das bekanntlich im 19. Jahrhundert abgerissen wurde, ist nicht bekannt. | Bild: Hahne, Jochen

Erst die Initiative der Stadtführer, im Jahr 2019 einen 24-stündigen-Stadtführungs-Marathon als Spendenaktion zu veranstalten, brachte den Stein schließlich ins Rollen. Über 4500 Euro kamen zusammen. Obendrauf kam dann noch ein Förderzuschuss aus dem PS-Sparen der Sparkasse. Mit diesen Spenden wurde der finanzielle Grundstock für die Sicherheitsmaßnahmen gelegt, die am Ende 16 000 Euro kosteten. Damit war der Weg frei für die Führung „Tore und Türme“, die im Juni 2021 gestartet wurden.

Rundumverglasung scheitert am Putzen

Im Laufe dieser Führungen entstand alsbald die Idee, im Turm des Oberen Tors eine Aussichtsplattform zu schaffen. Denn derzeit können Besucher nur aus kleinen Turmfenstern über die Stadt blicken. Dabei eignet sich dieser Torturm in besonderer Weise als Ausguck, weil er gut begehbar und mit 22 Metern Höhe der höchste Turm der drei noch bestehenden Stadttore ist. Diskutiert wurde daher zunächst die Idee, auf der oberen Plattform, auf der in früheren Jahrhunderten die Geschütze zur Verteidigung der Stadt in Stellung gebracht wurden, eine Rundumverglasung mit Ausblick in alle Himmelsrichtungen einzubauen. Auch der Denkmalschutz hatte offenbar keine Einwände.

Auf Augenhöhe mit den Münstertürmen.
Auf Augenhöhe mit den Münstertürmen. | Bild: Stadler, Eberhard

Angesichts der bombastischen Rundumsicht wäre dies mit Sicherheit ein touristisches Höhepunkt geworden. Die Idee weckte auch deshalb Begeisterung, weil die technisch Umsetzung problemlos scheint. Es müsste lediglich der Wetterschutz der Plattform, bestehend aus Bretterbohlen, entfernt und durch eine Verglasung ersetzt werden.

Allerdings haben die Verantwortlichen der Stadt diese Idee aus praktischen Gründen wieder fallen gelassen. „Das war eine charmante Idee, die wir aber so nicht realisieren werden“, so Oxana Brunner, die Pressesprecherin der Verwaltung. Beispielsweise hätte sich die Frage gestellt, wer dort oben die Fenster regelmäßig putzt, damit die Besucher auch den Ausblick genießen können.

Blick auf die Turmspitze des Oberen Tors. Die Bretterbohlen unter dem Dach wurden in den Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen ...
Blick auf die Turmspitze des Oberen Tors. Die Bretterbohlen unter dem Dach wurden in den Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen entfernt, damit man von oben auf die Feinde schießen konnte. Nun sollen zwei große Luken geschaffen werden, die sich öffnen und schließen lassen. Damit können Besucher künftig besser den atemberaubenden Blick über die Stadt genießen. Bisher gibt es nur die Möglichkeit, durch die kleinen Fenster zu schauen. | Bild: Jochen Hahnne

Nach neuem Nachdenken wurde die Idee entwickelt, auf der oberen Plattform eine Aussichtsmöglichkeit ohne Verglasung zu schaffen. Etwa in Form von zwei großen Holzläden oder Schiebern, die von innen geöffnet werden. Nach ersten Vorstellungen des Hochbauamtes sollen diese Luken ins Freie jeweils rund zwei auf zwei Meter groß, bündig eingebaut und Richtung Innenstadt ausgerichtet werden. Damit, so der Gedanke, entstünden für Besuchergruppen ausreichend große Ausblickmöglichkeiten ohne aufwändige und reinigungsintensive Verglasung.

Im Frühjahr fertig

Die Denkmalschutzbehörde, so berichtet Pressesprecherin Brunner, habe eine entsprechende Anfrage für einen solchen baulichen Eingriff bereits positiv beschieden. Das Hochbauamt bereite derzeit die planerische und technische Umsetzung vor. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass bis im Frühjahr alles fertig und genehmigt ist.

Spenden fließen bereits

Die Idee, den Turm zu öffnen, hat nicht nur bei den Stadtführern gezündet. „Alle Besucher sind von der Idee begeistert“, berichtet Klaus Richter. Spontan hat er gleich eine Spendenaktion ins Leben gerufen. „Bei jeder Führung werfen die Leute Geldspenden ins Glas“, freut er sich. Gut 500 Euro kamen schon zusammen. Und auch die Sparkasse ist wieder mit im Boot. Aus der Stiftung „Förderung bürgerschaftlichen Engagements“ soll es einen ordentlichen Betrag geben, um den Umbau zu finanziell zu unterstützen. Damit die Stadt ihr historisches Erbe ins rechte Licht rücken kann.