Jonathan Kühner, Vorsitzender des Jugendgemeinderats, hat im Namen des Gremiums eine Stellungnahme zum geplanten Weiterbau der Bundesstraße 523 an den Gemeinderat und an den Oberbürgermeister geschrieben.
Beim zweiten Bauabschnitt B523 handele sich um eine zukunftsbeeinflussende Entscheidung. Die Ortsumfahrung betreffe daher vor allem auch die Jugend. „Wir haben bereits bei anderen Diskussionen im Gemeinderat immer wieder betont, wie gefährlich und akut die Bedrohung durch die Klimakrise ist“, heißt es: „Dies möchten und müssen wir auch an dieser Stelle nochmals aufgreifen.“
Der Jugendgemeinderat fordert vom Gemeinderat ein sehr viel ambitionierteres Vorgehen für effektiven Klimaschutz sowie striktere Maßnahmen, die die Stadt näher an das Ziel der Klimaneutralität bringen. Anwohner würden an bereits bestehenden stark befahrenen Straßen im Stadtgebiet durch Lärm- und Abgasbelastung gestört. Das Argument, eine geplante Ortsumfahrung könne für eine Reduktion der Belastung sorgen, werde gesehen. Die Jugendvertreter seien aber überzeugt, dass die Belastung der Bürger nicht durch eine zusätzliche Straße verringert werde, sondern durch eine von der Stadt vorangetriebene Reduktion des Verkehrsaufkommens als Ganzes.
Der Bau einer attraktiveren Strecke für Autos sorge nicht dafür, dass das Verkehrsaufkommen sinke, sondern sorge im Gegenteil für mehr Autos. Es genüge nicht, auf Prognosen steigender Verkehrszahlen zu reagieren, indem eine Erleichterung des Autoverkehrs geschaffen werde. Stattdessen müsse auch der städtische Verkehr möglichst emissionsfrei gestaltet werden.
Der Anteil der Fahrzeuge von Privatpersonen müsse schnellstmöglich auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Es sollte attraktiver sein, mit dem ÖPNV und dem Fahrrad Arbeitswege und andere Strecken zurückzulegen als mit dem PKW. Hierfür müssen die Tarife im ÖPNV unkomplizierter und günstiger gestaltet und das Radwegenetz massiv ausgebaut werden. Des Weiteren wäre es für einige Unternehmen vor Ort sicherlich eine Erleichterung, den zweiten Bauabschnitt umzusetzen, effektiver Klimaschutz sei für die lokal ansässigen Unternehmen langfristig betrachtet allerdings weitaus existenzieller. Die Ersparnis durch kürzere Strecken sei im Verhältnis zu den Kosten finanzieller und ökologischer Art kaum nennenswert.
Es sei dem Jugendgemeinderat bewusst, dass die Entscheidung über die geplante Maßnahme nicht beim Gemeinderat der Stadt liege, sondern auf Bundesebene getroffen werde. Dennoch habe eine klare Positionierung des Gemeinderats gegen das Projekt einen entscheidenden Einfluss. Der Gemeinderat wird aufgefordert, aus der Interessengemeinschaft Lückenschluss B523/B33 auszutreten und sich gegen die Bauvorhaben auszusprechen.