Ein hoch betagter Mann aus Schwenningen geht allein spazieren und kehrt nicht zurück. Irgendwann klingelt bei einem Freund dieses Mannes das Telefon. Der Vermisste ist am Apparat: Er stecke in einem Dornenbusch fest und wisse nicht, wo er sich befinde. Um 15.28 Uhr löste am Mittwoch der Bekannte des Vermissten Alarm aus, nachdem er zuvor ergebnislos selbst gesucht hatte. Aus dem Fall können viele Menschen etwas lernen.
Das Drama auf dem Spazierweg
Der Senior lebt allein in der Nähe des Schwenninger Stadtrandes. Ein Polizeisprecher sagt, der Herr müsse als „leicht dement“ eingestuft werden, er sei aber oft noch allein draußen, um Natur und frische Luft zu genießen.
Diesen Mittwoch marschierte der Herr zwischen Villingen und Schwenningen in ein Waldstück. Dieses liegt hinter dem Wohngebiet Strangen und dem Gewerbegebiet am Neuen Markt in Villingen. Rekapitulieren lasse sich, so die Polizei, dass der Spaziergänger auf einem unbefestigten Pfad im Wald gestolpert und ausgerutscht sein müsse. Er sei dann eine Böschung hinabgeschlittert, ein Gebüsch habe den Mann schließlich gestoppt.
Allein im Wald und unter Schock
„Der Senior stand ganz sicher unter Schock“ und er war auch an mehreren Stellen seines gebrechlichen Körpers verletzt, „auch am Kopf gab es eine Wunde“, schildert ein Polizist weiter.
Wohl auch voller Angst lag der Mann dann wie gelähmt in dem stacheligen Gebüsch, „er wusste nicht, wo er sich befand“, rekapituliert die Polizei. Nach einiger Zeit habe der Mann sich seines Handys besonnen. Es sei ihm gelungen, dieses aus der Tasche zu ziehen und seinen Bekannten anzurufen. Der zog zunächst selbst los, dorthin, wo gewöhnlich sein Freund unterwegs war. Aber keine Spur von dem Mann.
Das Handy bringt Suchende und Gesuchten zusammen
Um 15.28 Uhr machte der Suchende das einzig Richtige. Angesichts der fortgeschritteneren Tageszeit alarmierte er die Polizei. „Vier Streifenwagen mit acht Mann waren im Einsatz“, sagt der Polizeisprecher. Und weiter: „Mit Lautsprecherdurchsagen im freien Gelände haben wir versucht, den Mann auf die Suchaktion aufmerksam zu machen.“ Offenbar vergeblich. Die Beamten gingen schließlich anders vor. Sie griffen ebenfalls zum Handy und riefen den Vermissten an. Der Gesuchte meldete sich auch tatsächlich.
„Unsere Beamten beruhigten den Mann und sprachen fortwährend mit ihm“, schildert der Polizeisprecher den weiteren Fortgang, „Der Senior wurde gebeten, möglichst laut zu rufen. Die Uniformträger seien teils zu Fuß, teils mit den Fahrzeugen und mit heruntergelassenen Seitenscheiben unterwegs gewesen. Tatsächlich habe einer der Polizisten dann den Verschollenen rufen gehört. „Hier bin ich“ soll es aus dem Dickicht herausgeschallt haben. Die Beamten versammelten sich nun an dieser Stelle, noch immer hatte einer der Polizisten den Senior am Telefon, auch dem Herrn weiter Mut zu machen.
Paralysiert im Busch gefangen
Der Vermisste musste dann weiter rufen und die Beamten folgten dem Schall. Der 83-Jährige sei tatsächlich in einem Dornenbusch festgehangen, Angst und Sorge vor Knochenbrüchen hätten ihn jedoch extrem verängstigt.
Als die Polizisten bei dem Mann eintrafen, ging es dem Senior offensichtlich gleich viel besser. Er war nicht mehr alleine. Die Ordnungshüter halfen dem Mann vorsichtig aus dem Busch, Ast für Ast wurde der Mensch von den Stachelzweigen getrennt. „Wir konnten ihn dann sogar aus dem Waldstück herausführen“, so weiter der Polizeisprecher.
Ein Einsatz des Suchhubschraubers der Polizei war nicht mehr erforderlich. Ein zwischenzeitlich herbeigerufener Rettungswagen nahm am Waldrand den Mann von den Polizisten in Empfang. Zusammen mit seinem Freund durfte er ins Klinikum fahren. Dort wurde er untersucht und versorgt.
So können sich Senioren wappnen
Der Fall zeigt, wie wichtig es für Senioren ist, Bekannte wissen zu lassen, wo sie sich für gewöhnlich aufhalten. Und: Der Vorgang dokumentiert auch, wie lebensrettend es unter Umständen sein kann, wenn ältere Menschen immer ein Telefon dabei haben. Einen Anruf per Sprachsteuerung auslösen, das könnte eine entscheidende Hilfe sein. Immer wieder kommen Unglücksfälle dergestalt vor, dass beispielsweise auch durchtrainierte Freizeitsportler in abwegigem Gebiet stürzen und nicht mehr ihr Telefon mit der Hand erreichen können. Ein per Sprachbefehl ausgelöster Anruf kann hier die Rettung entscheidend voranbringen, raten Experten.
Immer wieder es in der Region zu großen Sucheinsätzen. Ein ganz besonderes Ende gab es in diesem Fall: