Vor einigen Jahren hat die Stadt Villingen-Schwenningen den Uferbereich zwischen Bahnhofsbrücke und Bickenbrücke mit Sitzgelegenheiten aufgewertet. Vor allem bei warmen Temperaturen tummeln sich hier viele Menschen und genießen unter Bäumen den Anblick des ruhig dahin fließenden Gewässers. Fast schon wie ein kleiner See sah es dort aus. Das Wasser knietief. Unser Zeitraffervideo zeigt die Situation vor einigen Jahren.

Zeitraffer Video: Fröhlich, Jens

Wer jetzt dort Rast macht, bemerkt, dass die Brigach an vielen Stellen nur noch knöcheltief dahinfließt, deutlich weiter entfernt von Ruhesuchenden auf den Betonstufen. Zwischen Sitzgelegenheiten und Gewässer klafft, wie eine hohe Stufe, die ehemalige, trockengelegte Uferkante.

Da die Bauarbeiten im Flussbett einige Meter weiter stromabwärts weitgehend abgeschlossen sind, stellen sich viele Betrachter nun die Frage: Bleibt das so? Denn richtig harmonisch und fertig sieht der Uferbereich so nicht mehr aus.

Niedrigwasser in der Brigach Video: Fröhlich, Jens

Hintergrund

Vor einigen Monate hatte das Regierungspräsidium Freiburg begonnen, kurz nach der Brücke einen neuen Brigach-Pegel zu bauen, um künftig detailliertere Informationen über Wassermenge, Fließgeschwindigkeit und somit auch über Hoch- und Niedrigwasserereignisse sammeln zu können.

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Unter der Bahnhofsbrücke wurde das Wasser mit riesigen Sandsäcken aufgestaut, um dahinter ungestört im Flussbett arbeiten zu können. Die Wasserumleitung führte durch dicke Betonrohre, die extra im Flussbett verlegt wurden. Zweimal wurde der Damm von Wassermassen fortgespült, was die Arbeiten verzögerte.

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Vor einigen Wochen konnten die Bauarbeiten im Fluss aber doch erfolgreich beendet werden. Was noch fehlt, ist eine Messstation am oberen Uferbereich hinter der dort ansässigen Bäckerei in Richtung Bahnhof.

So sieht der neue gebaute Brigachpegel in Villingen aktuell aus.
So sieht der neue gebaute Brigachpegel in Villingen aktuell aus. | Bild: Fröhlich, Jens

Warum das Wasser niedriger ist

„Ja, es ist richtig, dass der Wasserstand nun niedriger ist. Und das war auch so gewollt“, bestätigt Oxana Brunner von der Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Nachfrage. Auch Michael Koch vom Regierungspräsidium Freiburg bestätigt die Beobachtung. Als Grund nennen beide eine fehlende Schwelle im Bereich der Bahnhofsbrücke, die im Zuge der Bauarbeiten für den neuen Brigach-Pegel ausgebaut worden sei. „Das neue Bauwerk liegt etwas tiefer als die Schwelle“, erklärt Koch. Diese hatte über Jahre hinweg das Wasser im oberen Bereich angestaut und dafür gesorgt, dass der Fluss dort einem ruhigen, stehenden Gewässer glich.

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Solche Schwellen stammen noch aus Zeiten, als die Brigach begradigt wurde. Sie sollten die Fließgeschwindigkeit reduzieren. Nicht selten dienten sie auch dazu, um Mühlen entlang der Flüsse mit einem konstanten Wasserfluss zu versorgen. „Für Fische stellen sie aber ein Hindernis dar und erschweren deren Aufstieg“, erklärt Brunner. Der Ausbau der Schwelle ist also auch als eine Renaturierungsmaßnahme zu sehen. „Und der Hochwasserabfluss wird verbessert“, fügt Michael Koch vom Regierungspräsidium Freiburg hinzu.

Wie es weitergeht

Die gute Nachricht vorneweg: Es soll nicht so bleiben. „Bereits im kommenden Frühjahr sind Struckturverbesserungsmaßnahmen geplant“, so Brunner. Das bedeute, dass im Flussbett bis zur Bickenbrücke Strukturelemente eingebaut werden, sogenannte Buhnen. Das können zum Beispiel große Steinblöcke sein, die das Wasser bremsen. „Oder Buhnen aus Holz“, ergänzt Michael Koch. Die genauen Maßnahmen sollen aber noch in Abstimmung mit Stadtverwaltung, Landratsamt und Fischereiverein abgesprochen werden.

Bild 2: Wo ist das Wasser hin? Am Brigach-Ufer herrscht Ebbe nach einem Pegelneubau
Bild: Fröhlich, Jens

„Die Arbeiten im Flussbett beginnen im Mai, da von Oktober bis Mai eine Fischschonzeit gilt“, erklärt er weiter. Durch diese Elemente werde sich der Wasserstand auch wieder leicht erhöhen, erzählt Brunner weiter. Den alten Wasserstand werde man aber nicht mehr erreichen. Im selben Zuge soll laut Brunner auch die trockengelegte Uferkante mit Kies aufgeschüttet werden, sodass ein flacher, sanfter Übergang vom Ufer zum Wasser hin entsteht.

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Noch im Winter will das Regierungspräsidium das noch fehlende Messhäuschen errichten, sodass Anfang 2022 erste Messwerte erfasst werden können. Koch kündigte an, dass in den kommenden Jahren weitere Renaturierungsmaßnahmen geplant seien, um den Naturraum für Fische und Insekten wieder attraktiver zu gestalten, auch im Stadtgebiet von Villingen. Das könnte dann auch das Ende einer weiteren Schwelle in der Brigach bedeuten, die sich unter der Bickenbrücke befindet.

Schwelle unter der Bickenbrücke.
Schwelle unter der Bickenbrücke. | Bild: Fröhlich, Jens