Fußball-Bezirksliga: Der Ball ruht zwar in den Amateurligen. Doch von vorweihnachtlicher Besinnlichkeit kann nicht überall die Rede sein. So mancher Zweikampf spielt sich statt auf dem Rasen nun hinter den Kulissen ab. Von einem bösen Foul redet gar der FC Anadolu Radolfzell nach dem Transferpoker um Stefan Todorovski. Dessen Wechsel zum Türkischen SV Singen wurde am Sonntag auf der Facebook-Seite des Radolfzeller Ligakonkurrenten verkündet, was die Anadolu-Verantwortlichen dazu bewog, ihrerseits in einem Post die Ethik-Frage zu stellen, da von einer Einigung keine Rede sein könne.

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„Ich finde es traurig, dass wir uns in dieser Zeit, in der alle Amateurvereine zu kämpfen haben, mit so etwas beschäftigen müssen“, teilte Orhun Kale, Pressesprecher und Spielermanager des FC Anadolu Radolfzell auf Anfrage mit. Stein des Anstoßes sei nicht der Wechsel an sich, so Kale. Es gehe einzig und allein um die Art und Weise, wie bei diesem Transfer vorgegangen worden sei. „Der Spieler hat uns vor etwa zwei Wochen mitgeteilt, dass er wechseln will. Vom Türkischen SV Singen hat sich diesbezüglich aber niemand bei uns gemeldet. Jedenfalls nicht bei unserer Vorstandschaft. Auch nicht, nachdem wir Stefan gebeten haben, die TSV-Funktionäre darauf anzusprechen“, berichtet Kale.

„Das ist hochgradig unethisch!“
Orhun Kale, FC Anadolu Radolfzell, über das Vorgehen des TSV Singen
Bild 1: Transferzoff zwischen FC Anadolu Radolfzell und TSV Singen
Bild: FC Anadolu Radolfzell

Dass dann am Sonntag der TSV in den sozialen Medien den Transfer als vollzogen meldete, brachte für die Anadolu-Macher das Fass zum Überlaufen. „Das ist hochgradig unethisch“, ereifert sich Kale. „Dass wir einen Spieler, der gehen will, nicht halten können, ist uns klar“, sagt er. Doch ohne vorheriges Gespräch einen solchen Wechsel über die Bühne zu bringen, sei „nicht hinzunehmen. Wir werden uns jetzt überlegen, wie wir hier weiter verfahren werden“.

Gelassenheit beim TSV Singen

Beim Türkischen SV Singen wird mit Gelassenheit auf die Vorwürfe reagiert – allerdings auch mit Verwunderung, da ein Kontakt zwischen den beiden Vereinen stattgefunden habe, wie Cengiz Bozkurt, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, beteuert. „Unser Sportausschussvorsitzender Ervin Helac hat Gespräche geführt, in denen es auch um das Finanzielle bei diesem Wechsel ging. Wir wissen, dass bei einem Wechsel in der Winterpause eine Einwilligung des abgebenden Vereins vorliegen muss, damit der Spieler nicht gesperrt wird. Wieso sollten wir riskieren, dass wir einen Winter-Neuzugang in der Rückrunde lange Zeit nicht einsetzen können?“, sagt Bozkurt.

Dass sein Club den Wechsel öffentlich gemacht hat, habe nicht Unmoralisches, findet Bozkurt. „Dass Stefan zu uns wechselt, steht fest. Er will sich uns anschließen, auch weil sein Vater bei uns Jugendtrainer ist. Die Frage ist nur, wann er kommt“, stellt Bozkurt fest.

Klarheit durch Wechselbestimmungen

Klarheit gibt da die Regelung zur sogenannten Wechselperiode 2, die bei Wintertransfers angewandt wird. Falls es zu keiner Einigung kommen, der Spieler sich aber bis zum 31. Dezember abmelden sollte, wäre Todorovski aufgrund der Bestimmungen frühestens sechs Monate nach der letzten für Anadolu absolvierten Partie einsetzbar. Da er beim finalen Spiel vor der Corona-Pause am 24. Oktober beim 1:0-Sieg gegen Independiente Singen auf dem Feld war, könnte er somit frühestens ab Ende April im TSV-Trikot auflaufen.