Fußball-Bezirksliga: – Vom „Beigeschmack“ wurde nach Spielschluss auf anderen Sportplätzen fabuliert. Unsportliche Einstellung wurde der Spvgg. Brennet-Öflingen, die sich beim FC RW Weilheim mit 2:11 vom Platz schießen ließ, unterstellt. In der Tat lässt das Resultat dieses denkwürdigen Spieles – aus der Distanz – einige Fragen offen, zumal es in der Pause noch 0:0 stand.
Was aber nach dem Seitenwechsel auf dem Nägeleberg passiert ist, ist eine dieser Geschichten, die eben nur der Fußball schreibt. Ausgerechnet der vor Spielbeginn mit noch unbekanntem Ziel verabschiedete Lucas Geng löst den Knoten bei den Gastgebern. Die hatten im ersten Abschnitt eine unerklärliche Nervosität an den Tag gelegt. Die Rot-Weißen scheiterten mit ihren zahlreichen Versuchen meist an Torhüter Manuel Hilpert, der – ohne Training und nach über einjähriger Spielpause – für den privat verhinderten Elvis Gojak reaktiviert wurde oder – gleich zwei Mal – an der Querlatte.
45 Minuten lang wehrten sich die Gäste nach allen Regeln der Kunst. Trainer Urs Keser fehlten aus verschiedensten Gründen neben Gojak in Fabian Schmidt, Daniel Baumgartner, Marcel Leitner, Silvio Fratamico, Denis und Marco Götz gleich acht Stammspieler: „Wir wollten auf jeden Fall hier antreten. Dass es so heraus gekommen ist, tut mir wirklich leid“, verwies Keser auf seine Ersatzkräfte, die sich weder hängen ließen, noch Spalier bei den elf Weilheimer Toren standen: „Für einige von uns Ersatzspielern waren es zwei Klassen Unterschied“, versuchte der ebenfalls kurzfristig eingesprungene Mike Degelmann das Ergebnis zu erklären.
Selbst nach Gengs 1:0 legte sich die Weilheimer Nervosität nicht. Als dann aber in der 57. Minute Benno Huber und Interimstrainer Michael Emmerich ins Spiel kamen, löste sich die Bremse. Sebastian Schmidt traf doppelt zum 3:0. Den Gegentreffer von Timo Bernauer beantworte Huber mit seinem ersten von zwei Toren. Emmerich, Schmidt und der ebenfalls eingewechselte Luca Grabe schraubten das Resultat auf 7:1.
Plötzlich wurde auf der Bank gerechnet, als bekannt wurde, dass in Wallbach noch keine Tore gefallen waren. „Noch drei Tore fehlen“, informierte Johannes Hilpert die Offiziellen – und im gleichen Moment traf Sven Degelmann für die sich nicht aufgebenden Gäste zum 2:7 (83.): „Jetzt sind es wieder vier!“
Benno Huber erhöhte per Kopf auf 8:2 (87.), jetzt lief das Rennen gegen die Uhr. Chancen gab es fast schon im Sekundentakt, doch Manuel Hilpert schien mehr als zwei Hände zu haben, musste gar schmunzeln, als ihn verzweifelte Weilheimer Fans für seine Glanztaten lobten. Doch in den Schlussminuten war auch Hilpert mit seiner Kraft und seiner Kunst am Ende.
Marius Götte mit dem 9:2 (88.) und Luca Grabe mit dem 10:2 (90.) befeuerten die Euphorie, zumal klar war, dass in Wallbach das Spiel torlos beendet war: „Eins noch, Jungs. Eins noch“, bettelten die Zuschauer lautstark. Sie wussten, dass ihre Weilheimer dann die punktgleichen Wallbacher trotz gleicher Tordifferenz von „-12“ überholen würden. Schließlich hatten die Weilheimer im Verlauf der Saison mehr Treffer erzielt. Und die bibbernden Fans wurden schließlich erhört.


Fast wie in einer kitschigen Pilcher-Verfilmung war es ausgerechnet Michael Emmerich, der nach Ostern die Mannschaft nach der Trennung von Dietmar Knab als Interimstrainer übernommen hatte, der zum erlösenden 11:2 traf. Nun hatten beide Kontrahenten um Platz zwölf 36 Punkte auf dem Konto. Während der FC Wallbach auf 50:62 Tore kommt, hatten die Weilheimer mit 61:73 Toren das bessere Ende für sich. Emmerich atmete erstmal tief durch, nach seinem Kraftakt: „Eigentlich wollte ich heute gar nicht spielen. Ich hatte nach dem Spiel in Lörrach wieder ein dickes Knie“, konnte der 25-Jährige sein Glück kaum fassen: „Und das 0:0 von Wallbach stimmt wirklich? Hier ist ein kleines Fußballwunder passiert.“


FC RW Weilheim – Spvgg. Brennet-Öflingen 11:2 (0:0). – Tore: 1:0 (47.) Geng; 2:0 (60.) und 3:0 (68.) beide Schmidt; 3:1 (69.) Bernauer; 4:1 (70.) Huber; 5:1 (71.) Emmerich; 6:1 (77.) Schmidt; 7:1 (79.) Grabe; 7:2 (83.) S. Degelmann; 8:2 (87.) Huber; 9:2 (88.) Götte; 10:2 (90.) Grabe; 11:2 (90.+2) Emmerich. – SR: Mathias Heilig (Erzingen). – Z.: 180.


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