Fußball-Bezirksliga: – Er nimmt kein Blatt vor den Mund, ist ein Mann der klaren Worte: „Wir haben im Moment ein bisschen Krise hier bei uns“, wiegt Julian Jäger vom SV Herten bedächtig mit dem Kopf: „Das liegt vor allem daran, dass unglaublich viele Spieler im Moment nicht einsatzfähig sind.“ Neun Aktive aus dem Stammkader sind verletzt: „Das ist schon eine Katastrophe.“
Für Jäger eigentlich nichts Neues: „Das zieht sich hier zu Beginn einer Saison jedes Mal durch, seit ich wieder beim SV Herten bin. Ich weiß nicht, ob das ein Fluch bei uns ist?“, versucht er, der Sachlage etwas Humor abzugewinnen, aber vergeblich: „Das wirkt sich ja nicht nur auf die Ergebnisse, sondern auch auf die Trainingsbeteiligung aus. Jede Woche fällt ein anderer aus und die Gründe sind keine Lappalien.“
Für den mittlerweile 33 Jahre alten Julian Jäger hat sich in der Winterpause der Saison 2022/23 mit der Rückkehr zum SV Herten ein Kreis geschlossen: „Ich bin ein Hertener, habe hier mit dem Fußball einst begonnen“, erzählt Jäger, der in Einwurf-Weite der Sportanlage ein Eigenheim gebaut hat und sesshaft wurde.
Fußball-Bezirksliga im Überblick
Seine Leidenschaft für Fußball hat ihn schon als Jugendspieler umgetrieben. Nach den Anfangsjahren beim SV Herten spielte er kurz in der Jugend des SV Warmbach. Ein Verein, der vor über 20 Jahren im damals gemeinsam mit dem FC Rheinfelden neu gegründeten SC 03 Rheinfelden aufgegangen ist. Später kam zum SC 08 der VfR Rheinfelden hinzu und so entstand 2012 der FSV Rheinfelden.
Viel gelernt hat Julian Jäger beim Nachwuchs des SV Weil, ehe als Aktiver dann seine Wanderschaft durch die Vereine der Region begann. Und Jäger hat sie noch alle drauf: „Erst war ich beim SC Rheinfelden, dann beim SV Nollingen, wo Konrad Enz ein tolles Projekt gestartet hatte“, erinnert er an die Bezirksliga-Saison 2012/13, in der er an der Seite des Rumänen Cosmin Vasilicia und vor Torwart Dany Quinteiro aus Kuba spielte. Weitere Stationen waren der SV Schwörstadt und der FC Wehr, dann ging es für fünf Jahre zum SV Herten zurück. Bis zur Rückkehr vor zweieinhalb Jahren spielte er für den FSV Rheinfelden in der Landesliga.
Über diese Liga macht sich Jäger aktuell keine Gedanken: „Wir hatten sicher ganz andere Ziele als den aktuellen siebten Platz. Aber wir müssen jetzt erstmal wieder Konstanz in unsere Leistungen und den Kader bringen.“ Aber, und das verhehlt er nicht: „Trotz des aktuellen Rückstandes von sieben Punkten auf den FC Zell würde ich uns durchaus auf Platz zwei sehen.“ Zwar sieht Jäger die Meisterschaft noch nicht entschieden, aber dem FC Wittlingen traut er durchaus den großen Wurf zu: „Die haben einen Supertrainer mit einem guten Plan. Die sind schwer zu knacken. Wir sind aber mit dabei, wenn alle Mann wieder dabei sind.“
Für Julian Jäger wäre Platz zwei mit den verbundenen Aufstiegsspielen schon nochmal ein Höhepunkt: „Zwar nehme ich vor jedem Spiel wegen meines Rückens immer eine Ibu, aber ans Aufhören denke ich noch nicht. Mich ohne Fußball wird es wohl nie geben“, deutet er an, dass er sich später durchaus eine Rolle an der Seitenlinie vorstellen kann: „Ich war ja zu Beginn hier in Herten bereits mal in der Rolle als spielender Co-Trainer mit Arben Gashi. Aber letztlich bin ich doch noch eher Spieler als Trainer.“
Und das mit Genuss: Acht Treffer hat er in dieser Saison bereits erzielt. Seine Spezialität sind direkt verwandelte Eckbälle. Bei der 5:7-Niederlage seiner Elf in Jestetten zelebrierte er diese Kunst, auch beim 3:2-Sieg in Waldshut wäre es ihm fast gelungen.
Dort veredelte dann Arianit Tasholli den Schlenzer. „Aktuell spiele ich – als Reaktion auf die Ausfälle – wieder etwas defensiver“, erzählt er von seiner neu entdeckten Torgefährlichkeit und lacht: „Wenn es eine Ecke gibt, steht die Schubkarre bereit, um mich nach vorn zu bringen.“