Fußball-Bezirksliga: – „Wir sind die Gejagten“, sagte Patrick Streule, der den FC Wittlingen in Abwesenheit des gesperrten Timo Glattacker als Kapitän beim SV Blau-Weiß Murg aufs Feld führte dieser Tage bei den Bezirksliga-Querpässen mit dem SÜDKURIER: „Sie sind alle scharf darauf, uns die erste Niederlage beizubringen.“
Selbst wenn Streule etwas geahnt hatte, was in Murg passieren wird. Aber dass es so bitter für den Herbst- und Wintermeister kommen würde, konnte sich im Kandertal niemand ausmalen. Mit 3:6 wurde das Team von Trainer Fabio Muto, der sich mit dem Mut der Verzweiflung in den letzten Minuten noch selbst einwechselte, im beißenden Murger Ostwind vom Platz geweht.
Den größten Anteil zur ersten Niederlage steuerte Jason Cerimi bei. Der Stürmer des SV Blau-Weiß Murg, der nach seiner Rückkehr vom FSV Rheinfelden trotz der sieben Saisontreffer den Erwartungen etwas hinterher hinkte, traf nach Belieben. Fünf Mal versenkte Cerimi den Ball hinter Maximilian Imgraben. Und hätte ihn Branimir Sarenac unter dem Beifall der blau-weißen Anhänger nicht vorzeitig vom Feld geholt, wäre die Gala vermutlich noch weiter gegangen.

Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Es war ein seltsames Spiel, das da auf dem Kunstrasenplatz geboten wurde. Natürlich geht der Murger Sieg – der dritte in Folge – völlig in Ordnung. Aber so eindeutig, wie es das Ergebnis vermuten lässt, war die Sache dann auch wieder nicht.
Die ersten drei Tore fielen allesamt vom Punkt und bei keinem der drei Strafstöße sah sich der umsichtige Marvin Heinrich einer Diskussion ausgesetzt. Für den Elfer zum 1:0 sorgte Manuel Gruber, der gegen Cerimi das Bein stehen ließ. Welch Selbstvertrauen im Murger Stürmer steckt, zeigte er mit einem „Chip-Ball“ zur Führung.
Wenig später lag Patrick Streule im Murger Strafraum nach einem Laufduell mit Kevin Lajthia. Lorik Breca verlud Elvis Gojak, schien mit seinem 14. Saisontor die kurze Aufregung auf Wittlinger Seite nach dem Rückstand zu beruhigen. Schließlich war es der Gast in der ersten halben Stunde, der die Akzente setzte und Chancen erspielte, aber letztlich im Abschluss den letzten Biss vermissen ließ.
Den offenbarte Jason Cerimi, der nach 34 Minuten einen Steilpass von Alessio Paciulli erlaufen wollte, aber von Maximilian Imgraben gestoppt wurde. Ein drittes Mal zeigte Heinrich auf den Punkt. Dieses Mal ahnte der Wittlinger Torhüter zwar die Ecke, doch der Ball war von Cerimi zu scharf geschossen.
Trotz des erneuten Rückstands wehrte sich der FC Wittlingen weiter – vergeblich. In diese Drangphase fiel kurz vor der Pause das erste Feldtor in diesem Spiel. Cagatay Bayram behauptete den Ball gegen Yannick Müller, legte für Cerimi auf – 3:1.
Und Cerimi hatte noch lange nicht genug, traf neun Minuten nach dem Seitenwechsel – nach Vorarbeit von Gökalp Uyar – zum 4:1.
Nun stand der FC Wittlingen am Scheideweg und Fabio Muto entschloss sich zur Offensive. Vier Minuten nach ihrer gemeinsamen Einwechslung befeuerten Mikias Alem als Passgeber und Lars Wagner als Vollstrecker zum 2:4 die Hoffnung.
Und wer weiß, was passiert wäre, hätte Manuel Pinke drei Minuten später nicht den Pfosten getroffen, sondern ins Tor?
Eine Frage, die Fabio Muto nach Spielende nicht mehr interessierte: „Unterm Strich haben wir verdient verloren. Wir haben uns versteckt und hatten zuviel Angst. Da gab es wenig Überzeugung in unseren Aktion“, schnaubte der Trainer – auch mit Blick auf die sechs Murger Treffer.

In den 14 Spielen zuvor hatte der FC Wittlingen ganze neun Tore hinnehmen müssen. Auch das war Thema, als Muto seine Jungs in die hinterste Ecke des Platzes um sich versammelt hatte. Er übte laute und deutliche Kritik: „Es war kein Freudenschrei, der zu hören war.“
Muto erwartet Reaktion am Dienstag
Die Ausfälle mehrerer Stammspieler wollte Muto für die erste Niederlage in dieser Saison nicht als Grund aufführen, denn der zur Verfügung stehende Kader hatte genügend Qualität, um in Murg zu bestehen: „Es war einfach zu wenig, was wir hier gezeigt haben“, forderte Muto deutlich eine Reaktion im Nachholspiel am Dienstag, 20 Uhr, bei der SG Mettingen/Krenkingen: „Wir wollten noch vor der Winterpause spielen, aber am kommenden Wochenende ging es nicht.“
Auch die Blau-Weißen müssen nochmal ran und hoffen, dass Jason Cerimi sein Pulver nicht verschossen hat. Den Wittlingern nahm er kurzerhand mit seinem fünften Tor den letzten Wind aus den Segeln.
Und am sechsten Murger Tor war er als Vorarbeiter beteiligt. Cerimi nahm Saner Hauri den Ball ab, flankte auf Eldis Gojak, doch ehe der vollendete, touchierte Lamin Colley den Ball und lenkte ihn ins eigene Tor.
Den Schlusspunkt setzte unmittelbar danach Arian Palatini, der den noch jubelnden Murger das Anspiel direkt in die Maschen setzte. Ein Traumtor mit bitterem Beigeschmack, denn Jubel löste er mit diesem Kunstschuss verständlicherweise nicht mehr aus. Die Zeit, um das Unmögliche möglich zu machen, fehlte den Wittlingern ebenso, wie die nötigen „Körner.“
Der Murger Paukenschlag sorgte über die Breitematt hinaus in der Liga für überraschtes Staunen. Nicht aber bei Branimir Sarenac, der sein breites Grinsen nicht verbergen konnte: „Nach unseren letzten Auftritten war ich davon überzeugt. Wenn jemand gegen den FC Wittlingen gewinnt, dann sind wir das.“ Nach monatelanger akribischer Arbeit sei ein Etappenziel erreicht: „Wir spielen gerade einen geilen Fußball. Darauf bin ich stolz.“
Noch zwei Heimspiele vor der Winterpause
So soll es vor der Winterpause noch munter weiter gehen. Zunächst gegen den FC Zell im Rothaus-Bezirkspokal am Samstag, 15.30 Uhr, und zu guter Letzt am Dienstag, 10. Dezember, 20 Uhr, zum Jahresfinale gegen die SF Schliengen.
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