Fußball-Bezirksliga: – Den 13. August 2011 vergisst Giovanni Basso nie: „Ich war 47 und durfte im ersten Landesliga-Spiel in der Geschichte des SV Herten im Tor stehen“, erinnert er sich noch gut an den Saisonstart des damaligen Neulings bei der Spvgg. Untermünstertal: „Wir haben zwar 2:6 verloren, aber mich traf an der Pleite sicher nicht die größte Schuld. Weil unsere drei Torhüter nicht spielen konnten, musste damals eben der Torwarttrainer ran.“

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Zehn Jahre Jahre später blickt „Gio“ nicht nur auf diesen besonderen Einsatz zurück: „Ich habe in den 21 Jahren beim SV Herten unheimlich viel erlebt. Tolle Aufstiege und traurige Abstiege“, so Basso, der sich in diesem Sommer aus dem Trainerstab verabschiedet: „Wichtiger sind aber die vielen Menschen, die ich hier getroffen habe – da sind durchaus Freundschaften gewachsen.“

Giovanni Basso im Interview Video: Scheibengruber, Matthias

Einen der knapp über 100 Torhüter, die er in 21 Jahren sowohl in Herten als auch bei anderen Vereinen unter den Fittichen hatte, hebt Basso heraus: „Mit Steffen Birlin, er kam als junger Torwart vom SC Rheinfelden zu uns, verbindet mich unheimlich viel.

Gutes Team: Mit Steffen Birlin, heute im Tor der SG Niederhof/Binzgen, verbindet Giovanni Basso durch die jahrelange Zusammenarbeit ...
Gutes Team: Mit Steffen Birlin, heute im Tor der SG Niederhof/Binzgen, verbindet Giovanni Basso durch die jahrelange Zusammenarbeit mittlerweile eine enge Freundschaft | Bild: Scheibengruber, Matthias

Von der Zusammenarbeit haben wir beide profitiert“, nennt er den heute 30-Jährigen „einen engen Freund“. So war es für ihn keine Frage, als ihn Birlin vor wenigen Jahren – in seiner Eigenschaft als Sportchef des Lokalrivalen FV Degerfelden – um Unterstützung bat: „Aller Rivalität zum Trotz habe ich ihm natürlich zugesagt.“

Torwarttrainer Giovanni Basso (SV Herten): „Ich habe in den 21 Jahren tolle Aufstiege und traurige Abstiege erlebt – und ...
Torwarttrainer Giovanni Basso (SV Herten): „Ich habe in den 21 Jahren tolle Aufstiege und traurige Abstiege erlebt – und viele Freunde bei diesem Verein gefunden“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Zur Person

Überhaupt konnte Basso in seinem Fußballerleben nur selten „Nein“ sagen, wenn er um Hilfe gefragt wurde. Zum Leidwesen seiner Frau manchmal erst am Samstagabend, wenn für Sonntag ein Torwart gesucht wurde: „Dann fiel der Spaziergang ins Wasser, weil ich in der „Dritten“ ins Tor sollte“, schmunzelt Basso: „Mein Ehrgeiz war halt stärker.“

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Jahrelang verbrachte er nahezu jeden Abend auf dem Sportplatz: „Weil es bei den Aktiven gut klappte, fragte die Jugendabteilung an, ob ich mich um die Torhüter kümmere“, zuckt Basso mit den Schultern und beim Anruf von Andreas Birras vom SV Karsau, blieb ihm fast keine andere Wahl, als sein Versprechen einzulösen: „Die spielten bei uns gegen die Zweite und nach dem Spiel sagte ich ihm zu, dass ich zur Verfügung stünde, wenn die Karsauer aufsteigen – prompt wurden sie Meister.“

Zurück in der Bezirksliga: Der SV Herten holte sich 2018 den Titel in der Kreisliga A, West und Giovanni Basso (vorn, Mitte) feierte ...
Zurück in der Bezirksliga: Der SV Herten holte sich 2018 den Titel in der Kreisliga A, West und Giovanni Basso (vorn, Mitte) feierte begeistert mit seinen Jungs den Aufstieg. | Bild: Neubert, Michael

Ins Leben als Torwarttrainer startete Giovanni Basso vor 21 Jahren als Autodidakt: „Ich ging damals in den Buchladen, suchte nach Fach-Literatur“, erinnert er sich an Zeiten ohne Internet und Youtube: „Von Sepp Maier gab es tolle Bücher mit interessanten Übungen. Das war meine beste Basis und OInspiration.“ Mit eigenen Leistungen konnte Basso kaum aufwarten, denn nach seiner Zeit als Nachwuchsspieler beim VfR Rheinfelden hörte er mit Fußball auf. „Ich sah als 18-Jähriger keine Chance auf einen Stammplatz.“

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Fortan stand Basso im Kasten der „Wadenknacker“, zog an jedem Wochenende im Sommer mit seinem Grümpel-Team von Dorf zu Dorf: „Das war stressfrei, wir hatten Spaß und Erfolg. Doch irgendwann gab es kaum noch Turniere.“ Also schloss er sich mit Manfred Mehlin dem SV Herten an, der 2000 seine Alten Herren neu belebte: „Ins Tor konnte ich damals nicht, dort stand schon Olaf Schulz. Also spielte ich Verteidiger oder zentrales Mittelfeld.“

Aufstieg in die Landesliga: Gemeinsam feierte Giovanni Basso (rechts) im Juni 2011 mit (von links) Remo Laisa, Frank Tufaro und Fabian ...
Aufstieg in die Landesliga: Gemeinsam feierte Giovanni Basso (rechts) im Juni 2011 mit (von links) Remo Laisa, Frank Tufaro und Fabian Müller. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Im Lauf der Jahre verfeinerte Giovanni Basso seine Methoden, modernisierte die Arbeit mit den Torhütern: „Es gibt durchaus Übungen, die damals als effizient angesehen wurden, die ich aber heute sicher nicht mehr machen ließe“, verweist er auf seine Erfahrungen, die er in Lehrgängen verfeinerte: „Ich besitze sogar einen speziellen Torwarttrainer-Schein.“ Weil dieser Kurs in Südbaden nicht angeboten wurde, absolvierte Basso die Ausbildung beim württembergischen Verband an der Landessportschule Ruit.

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In Ruit erwirbt er die Torwart-Trainerlizenz

Später erwarb er in Steinbach die Trainerlizenz, denn bei der Frage des Südbadischen Verbands, ob er das Torwarttraining an den Nachwuchs-Stützpunkten in Weil und Tiengen übernimmt, konnte Basso wieder nicht „Nein“ sagen. Das gelang ihm auch nicht, als das Thema „Video-Analyse“ aktuell wurde. Jedes Spiel verfolgte Basso fortan mit der Kamera, lieferte zur Aufarbeitung der Spiele wertvolle Szenen aus den Spielen des SV Herten.

Spielbeobachter: War der SV Herten im Einsatz, ist Giovanni Basso in den vergangenen Jahren stets mit der Kamera dabei gewesen und ...
Spielbeobachter: War der SV Herten im Einsatz, ist Giovanni Basso in den vergangenen Jahren stets mit der Kamera dabei gewesen und lieferte später den Trainern eine kompakte und wertvolle Zusammenfassung des Geschehens. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Es braucht keine magische Glaskugel, um die Lücke zu entdecken, die Giovanni Basso hinterlassen wird: „Ich hatte stets Spaß, bin aber der Meinung, dass es an der Zeit für frischen Wind und jüngere Ideen ist“, hofft er noch immer auf einen Abschied auf dem Platz: „Toll wäre, wenn wir die Vorrunde abschließen und ich mich mit dem Aufstieg in die Landesliga aufhören könnte.“

Einsatz bei jedem Wetter: Giovanni Basso war nicht nur Torwarttrainer beim SV Herten, sondern auch Betreuer der „Ersten“ ...
Einsatz bei jedem Wetter: Giovanni Basso war nicht nur Torwarttrainer beim SV Herten, sondern auch Betreuer der „Ersten“ seit 2018. Diesen Job macht er auch in Zukunft weiter. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Ganz weg wird Basso nicht sein, als Betreuer der „Ersten“ sagte er wieder zu. Und mehr freie Zeit bleibt ihm wohl kaum: „Ich werde jetzt öfter mit dem Mountainbike unterwegs sein. Zudem will ich – sobald es erlaubt ist – Tennis im Hertener Verein spielen.“ Zeit braucht er aber auch für sein neues Hobby: „Meine Frau und ich sind unter die Winzer gegangen. Wir haben zwei Reben-Reihen bei der IG Weinbau gepachtet und freuen uns auf eigenen Hertener Rotwein.“