Klaus Gallmann suchte gar nicht erst nach Ausflüchten für die zweite Niederlage in Folge – und die erste seit dem desaströsen 2:6 gegen den FC Wallbach am 7. September 2019 auf heimischem Terrain: „Ohne wenn und aber – der Sieg für den FC Hochrhein geht in Ordnung.“ Zwar habe seine Elf gut 80 Prozent Ballbesitz für sich in Anspruch genommen: „Aber es ist uns fast nichts eingefallen, dass wir zu Torchancen kommen. Es war nicht zu machen, dass wir den Ball hinter die Abwehrlinie bekommen.“

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So mussten die Gastgeber mit betretenen Mienen zuschauen, wie der FC Hochrhein genüsslich den ersten Derbysieg in Erzingen seit dem 2:0-Erfolg von Eintracht Stetten am 8. September 2006 feierte. „Wir lassen es uns gut gehen heute“, schmunzelte Trainer Philip Brandl und blickte immer wieder mal auf die Samstags-Tabelle der Bezirksliga. Dort wurde der FC Hochrhein nach dem vierten Sieg in Serie zumindest vorübergehend auf Tabellenplatz zwei notiert. Eintracht Stetten stieg übrigens am Ende jener Saison in die Landesliga auf: „Dieses Risiko sehe ich bei uns nicht“, lachte Brandl verschmitzt.

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Die gute Laune des Gästetrainers hatte noch andere Gründe, denn vor der Partie musste er sich überlegen, wen er der Erzinger Torfabrik – gemeinsam hatten Shaban Limani und Bruno Golic bis dato nur ein Tor weniger auf dem Konto als der komplette FC Hochrhein – entgegen stellen würde. „Mir ist gegenüber dem 4:0 gegen den FC Wallbach die komplette Innenverteidigung weggebrochen“, so Brandl: „Neben dem ohnehin Langzeitverletzten Stefan Fels waren neu Sebastian Meier und Simon Lauber nicht einsatzfähig. Andreas Rutschmann und Timo Keslinke fehlen aus beruflichen Gründen.“ Da war guter Rat teuer, doch Brandl zauberte im Trio Fabio Kech, Luca Magerl und Lasse Brugger einen Riegel hervor, der über 90 Minuten gehalten hat.

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Letztlich gelang dem FC Erzingen nur ein Treffer aus einer Standardsituation heraus. Nico Ködel glich per Kopf nach einer Ecke zum 1:1 aus: „Das ist schon bezeichnend für uns, wenn wir nur auf diese Weise zu einem Torerfolg kommen“, schnaubte Klaus Gallmann und nahm sich selbst nicht aus der Kritik: „Ich muss auch mich hinterfragen, wenn ich sehe, welche Qualität mir zur Verfügung steht und war ich draus mache.“

Die optimale Qualität hatte unterm Strich der Gast und das namentlich in Thomas Wehrle. Der hoch gewachsene Stürmer ist nach überstandener Verletzung „richtig im Saft“, trifft nach Belieben. Auf Vorarbeit seines Sturmpartners Nico Maier traf er nach 28 Minuten zur Führung: „Wir haben nach einem Ballverlust im Mittelfeld nicht das getan, was wir 100 Mal besprochen haben“, so Gallmann: „Und am Ende flutscht der Ball unserem Torwart Loris Bendel auch noch durch die Hosenträger.“

Trainer Klaus Gallmann (FC Erzingen) nach zwei Niederlagen und den anstehenden Spielen gegen den SV Jestetten, beim VfB Waldshut und ...
Trainer Klaus Gallmann (FC Erzingen) nach zwei Niederlagen und den anstehenden Spielen gegen den SV Jestetten, beim VfB Waldshut und gegen den FC Zell: „Wenn es dumm läuft, verspielen wir uns binnen ein paar Tagen alles, was wir uns im Spätsommer aufgebaut haben.“ | Bild: Neithard Schleier

Etwas mupfig reagierte Gallmann allerdings auf den Siegtreffer: „Dass er unser vermeintliches 2:1 durch Bruno Golic wegen Abseits nicht gibt – geschenkt. Aber wenn mir Nico Ködel versichert, dass er im Laufduell mit Wehrle nur strauchelt, weil er gefoult wurde, dann glaube ich ihm das einfach mal. Aber – und das sei gesagt – am Schiedsrichter mache ich die Niederlage nicht fest.“

Für Philip Brandl läutete das Siegtor – vorbereitet per Doppelpass von Noel Zipfel und Justin Urland – eine bange Schlussphase ein: „Eigentlich waren die 90 Minuten abgelaufen, aber es wurde eine halbe Ewigkeit nachgespielt. Ich dachte, der pfeift heute nicht mehr ab.“ Das tat Zan Gavranovic zur Freude der Anhänger aus dem Bohnenviertel dann aber doch noch. Dann brachen alle Dämme und Philip Brandl herzte seine Jungs: „Wir haben derzeit einen Lauf und wir wissen, dass unsere Stürmer Thomas Wehrle und Nico Maier einem Gegner richtig weh tun können.“

Trainer Philip Brandl (FC Hochrhein) nach vier Siegen in Serie und dem Coup beim FC Erzingen: „Wir haben derzeit einen Lauf und ...
Trainer Philip Brandl (FC Hochrhein) nach vier Siegen in Serie und dem Coup beim FC Erzingen: „Wir haben derzeit einen Lauf und wir wissen, dass unsere Stürmer Thomas Wehrle und Nico Maier einem Gegner richtig weh tun können.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Während der FC Hochrhein mit 21 Punkten und negativer (!) Torbilanz nun entspannt den kommenden Aufgaben gegen die Kellerkinder aus Friedlingen und Efringen-Kirchen entgegen blickt, herrscht beim FC Erzingen mit Blick auf die nächsten Gegner blankes Entsetzen: Am Mittwoch kommt der SV Jestetten zum nächsten Derby, dann geht‘s zum VfB Waldshut und danach kreuzt der FC Zell im Klettgau auf. Klaus Gallmann befürchtet einen heißen Herbst: „Wenn es dumm läuft, verspielen wir uns binnen ein paar Tagen alles, was wir uns im Spätsommer aufgebaut haben.“

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