Fußball-Bezirksliga: – Das war mal wieder ein Derby, über das noch lang geredet werden wird. Sowohl beim FC Tiengen 08, der sich beim 7:1-Kantersieg förmlich in einen Rausch spielte, als auch beim VfB Waldshut, der während der 90 Minuten nur ein Schatten seiner selbst war: „Wir waren nicht parat, haben keinen Laufwillen gezeigt. Sie haben uns von der ersten Minute an ihren Stempel aufgedrückt“, war VfB-Trainer Danijel Kovacevic nach dem Debakel vor über 450 Zuschauern im Langensteinstadion restlos bedient.
Derweil ließen sich die Spieler des FC Tiengen 08 feiern. Sieben Tore hatten sie dem städtischen Rivalen verpasst – und mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss hätte es zweistellig werden können: „Meine Füße sind zu kurz“, schmunzelte Nori Bächle, der kurz nach seiner Einwechslung das 4:0 erzielt hatte, das 6:0 durch Urs Isele vorbereitete und um Millimeter an einem Querpass von Emir Muratovic vorbei schlitterte.
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Der ebenfalls eingewechselte Isele glänzte wie Sebastian Flaig als Doppel-Torschütze. Premiere wie Bächle feierte der sehr aktive Yannik Stauch, der vor der Pause das 2:0 besorgte. Das schönste Tor erzielte aber Tomas Masek, der einen Freistoß zum 5:0 über die Mauer zirkelte.
Nexhdet Gusturanaj im Elfer-Pech
Tragische Figur beim maßlos enttäuschenden Gast war Nexhdet Gusturanaj, der bis vor wenigen Wochen noch das Trikot des FC Tiengen 08 trug. Bei seinen Chancen war er glücklos, den von Masek an Marjan Jelec verursachten Foulelfmeter schoss er in die zweite Etage: „Ich bin am Elferpunkt ausgerutscht. Heute hat echt alles gepasst“, gab sich der 33-Jährige enttäuscht.
Von Beginn an zeigte der FC Tiengen 08, wer Herr im Langensteinstadion ist. Die Gastgeber bestimmten das Spiel, gönnten dem VfB Waldshut keinen Meter Boden: „Der FC Tiengen 08 war bissiger“, so der enttäuschte Kovacevic: „Dass wichtige Spieler fehlten, lasse ich nicht gelten. Vorige Woche gegen den FC Schönau waren die auch nicht dabei und dort haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt.“
Lang wurde das Gesicht beim Gast nach 14 Minuten. Bruno Golic steuert mutterseelenallein in den Strafraum. Valmir Gashi und Milan Marjanovic trabten hinterher, verließen sich wohl auf Schlussmann Beytullah Körogl. Der streckte sich, erwischte aber statt des Balles die Füße des Tiengener Stürmers. Beim Strafstoß verlud Sebastian Flaig den Waldshuter Keeper.
Kurz danach stüpfelte er eine lange Flanke nur einen Bruchteil vor Urtan Aliaj aus der Gefahrenzone, machte damit seinen Patzer schnell wieder gut. Letztlich wurde der 22-Jährige zu oft allein gelassen.
So beim zweiten Treffer des FC Tiengen 08, als sich keiner um den hinter der Abwehr durchgelaufenen Yannik Stauch kümmerte. Der 18-Jährige nahm den Freistoß von Tomas Masek direkt – 2:0.
Der 3:0-Halbzeitstand ging indessen wieder auf Köroglus Kappe. Die Flanke von Daniel Guznenko wollte er festhalten, bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle. Sebastian Flaig war zur Stelle und staubte zum 3:0 ab. Ein Treffer, der ausgerechnet in eine erste leichte Aufbäumphase der Gäste fiel.
Spätestens nach einer Stunde war die Moral beim VfB Waldshut dann endgültig am Boden. Youngster Nori Dylan Bächle war gerade einmal sechs Minuten im Spiel, als Emir Muratovic den Ball vors Tor spielte.
Die Waldshuter Abwehr war überall, nur nicht bei Bächle, der in seinem ersten Aktivspiel souverän einschob und im Stile eines Serge Gnabry den „Rühr-Jubel“ ansetzte: „Ich habe sofort mein Bestes gegeben“, so Bächle, der später einen Treffer von Urs Isele vorbereitete und seinen zweiten Treffer verpasste: „Ich hoffe, dass ich mir bald einen Stammplatz erspielen kann.“
Noch aber ist der junge Mann in der Lernphase, unter anderem bei „Altmeister“ Tomas Masek. Der 35-jährige Tscheche zeigte seinen feinen Fuß beim Freistoß aus gut 18 Metern. Mit viel Gefühl spielte er den Ball um die Mauer – Köroglu hatte beim 0:5 nicht den Hauch einer Chance.
Zuvor hatte der VfB Waldshut durchaus die Chance, zumindest das Resultat etwas erträglicher zu gestalten. Doch wenn es nicht läuft, dann läuft es einfach nicht. Nach einem Foul von Tomas Masek an Marjan Jelec schnappte sich ausgerechnet Nexhdet Gusturanaj den Ball.
Der 33-Jährige war vor der Saison vom FC Tiengen 08 zum VfB Waldshut gewechselt, wollte nun für den neuen Club zumindest den „Elfer“ verwandeln. Doch es klappte nicht. Steil stieg der Ball in den Himmel, landete erst weit hinten auf der Tartanbahn: „Ich bin am Elferpunkt ausgerutscht“, suchte „Nesta“ nach einer Erklärung.
Weitaus besser lief es seinen Ex-Kameraden. In der Schlussphase hätte beispielsweise Urs Isele – nach 62 Minuten für Urtan Aliaj eingewechselt – binnen neun Minuten einen Hattrick für sich buchen können.
Nach dem 6:0 in der 78. Minute und dem 7:0 in der 83. Minute muss er in der 87. Minute frei vor dem leeren Tor das 8:0 machen.
Sieben Tore waren dann aber auch genug für einen freudig jubelnden FC Tiengen 08. Da war sogar der Waldshuter Ehrentreffer zu verschmerzen, den Luka Bartolovic – wie Gusturanaj erst im Sommer in den Westen der Stadt gewechselt – für die Waldshuter erzielte.
Freudestrahlend kommentierte Sportchef Jasmin Rastoder den Derbysieg, hob aber weniger die Höhe des Erfolgs heraus, als die Besetzung der Reservebank. Dort saßen sieben Spieler, die noch bei den A-Junioren spielen dürfen.
Ilhan Cakir und Nori Bächle kamen zum Einsatz, es werden nicht die letzten sein: „Das ist jetzt die Ernte unserer langjährigen Jugendarbeit. Diesen Weg gehen wir weiter und werden noch viel Freude an den Jungs haben“, so Rastoder: „Dass wir verdient gewonnen haben, wird keiner bestreiten. Aber wichtiger als das 7:1 sind diese Jungs.“
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