Fußball-Bezirksliga: – Ganz allein und mit kleinen Schritten kam Thomas Halmer aus der Kabine. Sein Blick war leer, fast versteinert: „Ja, es war laut.“ Mehr verriet der 30-Jährige nicht.
Der Trainer des FC Hochrhein war sauer, eher stinksauer: „Das war gar nichts. Keine Zweikämpfe, kein Zugriff – einfach nichts“, blickte er auf die ersten 45 Minuten beim TuS Binzen zurück. Und Halmer war bewusst, dass seine Elf mit dem 0:4-Rückstand sehr gut bedient war.
Der Neuling aus dem Dreiländereck hatte unmittelbar nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Alexander Benkendorff aus Freiburg ein blitzsauberes Programm abgespielt: „Das war erste Sahne“, geriet sogar Trainer Karl-Frieder Sütterlin ins Schwärmen ob des Schaulaufens.
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Kurz, lang, schnell, verzögert – der TuS Binzen agierte wie im Training, narrte den Gegner über 45 Minuten nach Strich und Faden: „Ich habe keine Worte dafür, was da bei uns los gewesen ist“, so Noel Zipfel im Rückblick.
Der Youngster selbst war hautnaher Augenzeuge der Deklassierung. An der Mittellinie war er in der 32. Minute hoch gesprungen, dem Abschlag von Torwart Simon Krause entgegen.

Doch hinter ihm stieg Nils Mayer noch etwas höher, bugsierte den Ball per Kopf direkt in den Laufweg von Patrice Glaser. Der ließ die aufgerückte Abwehr des FC Hochrhein locker stehen, schob den Ball an Krause vorbei zum 3:0 ins Netz.

Neun Minuten zuvor hatte Glaser mit dem schönsten Tor des Tages, einem Flugkopfball nach Flanke von Jörg Hupfer, bereits das 2:0 erzielt. Den Torreigen hatte Hupfer mit einem Flachschuss nach elf Minuten eröffnet, den Schlusspunkt setzte Kapitän Benedikt Nickel via Innenpfosten kurz vor der Pause.
Mit der Pause war plötzlich Schluss mit der Herrlichkeit. So dominant die Hausherren bis dahin auf dem Kunstrasen gezaubert hatten, so unfassbar harmlos agierten sie im zweiten Abschnitt.
Jegliche Leichtigkeit war verflogen, selbst Entlastungsangriffe klappten nicht mehr. Den einzigen Schuss aufs Tor setzte der eingewechselte Guido Perrone beim Freistoß in die Mauer.
Was war passiert? Eine Erklärung für den extremen Wandel hatte Halmer nicht. Doch er schien mit der Pausen-Ansprache die blank liegenden Nerven seiner Spieler im Stile eines bohrenden Zahnarztes voll getroffen zu haben.
Plötzlich lief der Ball beim FC Hochrhein. Jetzt wurde sogar die gegnerische Spielhälfte strapaziert. Beim TuS Binzen war – vermutlich im Gefühl des sicheren Sieges – der Faden gerissen. Und dabei hatte Sportchef Matthias Tschöp sogar noch gewarnt: „Wir haben beim 3:3 im Hinspiel auch 2:0 geführt.“
Nun, zum Remis reichte es dem nunmehr engagierten FC Hochrhein allein deshalb nicht, weil Dominik Lüchinger gegen Nico Maier (88.) und Timo Keslinke (90.+2) sicher parierte.
Machtlos war er bei Maiers Solo zum 1:4 (55.) und beim Strafstoß (76.) zum 2:4 durch Francesco Melina, nachdem Timo Keslinke von Patrick Schindler gefoult worden war.
Thomas Halmer war nach der zweiten Hälfte versöhnt: „Mit eine unserer besten Halbzeiten.“ Die Moral sei offensichtlich intakt, schmunzelte er nun sichtlich entspannter: „Wenn wir das dritte Tor machen, dann können wir sogar noch von einem Punkt träumen.“
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