Urgestein Waldemar Schmidt zählt mit 35 Jahren immer noch zum Stamm beim SV Herten und will seinen Platz nicht freiwillig räumen
Das Bezirksliga-Interview der Woche: Der aus Sibirien stammende Abwehrspieler wechselte vor 13 Jahren vom SC Rheinfelden zum SV Herten und fand an der Steinenstraße seine sportliche Heimat
Fels in der Brandung: Waldemar Schmidt, hier beim 2:1-Sieg seiner Elf bei der SG Mettingen/Krenkingen, ist trotz seiner 35 Jahre eine feste Größe im Kader des SV Herten.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Waldemar, jetzt sind Sie ausgerechnet gegen den VfB Waldshut gesperrt. War die „Rote“ beim FC Hochrhein nötig?
Absolut nicht und ich hoffe, dass wir da noch was machen können. Das Foul war hart, aber eine Gelbe Karte hätte ausgereicht. Das hat mir auch der Beobachter des Schiedsrichters bestätigt.
Als Ältester im Kader scheinen Sie derzeit unentbehrlich zu sein, spielen immer. Packen es die Jungen nicht?
Natürlich gäbe es genügend junge Spieler, die locker besser wären. Aber vielen fehlt die Fitness oder sie sind verletzt. So lang ich regelmäßig trainieren und der Mannschaft helfen kann, bin ich parat. Freiwillig räume ich meinen Platz auf keinen Fall.
Waldemar Schmidt (35) siedelte 1994 mit seiner Familie aus Omsk/Sibirien nach Rheinfelden über, begann dort beim FC Rheinfelden mit Fußball und spielte als Aktiver auch noch für den Nachfolgeverein SC Rheinfelden 03. Zum SV Herten wechselte er zur Saison 2008/09. Seit einigen Jahren lebt der als Anlagenbauer in der Pharmaindustrie tätige Schmidt mit Frau und Tochter in Wieslet im Kleinen Wiesental.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Dank Ihrer besonderen Verbindung zum Trainer sind Sie eh gesetzt?
Quatsch – wir sind da schon professionell. Aber in der Tat verbindet uns etwas. Als ich mit neun Jahren nach Rheinfelden kam, wohnte Musa direkt neben uns. Er wurde mein erster und bester Freund.
Entweder – oder?
Optimist: Waldemar Schmidt bedankt sich für aufmunternden Applaus nach seinem Kreuzbandriss im April 2011 auf dem Weg in die Klinik.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Sie gelten als zäher Bursche, waren oft und schwer verletzt. Wie lang müssen Sie heute mit 35 nach einem Spiel regenerieren?
Zwei Kreuzbandrisse und einen Kniescheiben-Bruch habe ich hinter mir. So langsam merke auch ich das Alter und spüre ein Spiel noch ein, zwei Tage später noch – je nach Platz. Ich kenne keinen, der sich mehr freut, dass es mittlerweile fast überall Kunstrasen- und keine Hartplätze mehr gibt.
Lang ist es her: Im Sommer 2007 steigt Waldemar Schmidt (hier im Spiel gegen den FV Herbolzheim) mit dem SC Rheinfelden aus der Landesliga ab. Ein Jahr später wechselte er zum SV Herten.
| Bild: Scheibengruber, Matthias
Vor dem Corona-Abbruch eilte der SV Herten der Landesliga entgegen. Feiern Sie nun Abschied mit dem Aufstieg?
Eigentlich wollten Remo Laisa und ich 2021 aufhören, aber wegen Corona hängen wir dieses Jahr noch dran. Natürlich wäre das ein super Abschluss. Aber noch läuft es nicht rund bei uns.
Das Lazarett wächst, nun haben sich auch Bastian Eschbach und Jens Murawski verletzt. Wir haben Potenzial, kriegen aber auf dem Platz nicht umgesetzt, was vor der Corona-Pause so gut klappte. Oft kommt der letzte Pass nicht, oft sind wir übermotiviert. Wir müssen jetzt den Kopf frei kriegen und schnellstens wieder zurück in diesen Flow kommen. Jeder Einzelne ist gefordert. Willst du besser als die Konkurrenz sein, musst du mehr tun. Von allein geht auch in der Bezirksliga nichts.