Irgendwie musste es ja kommen. „Wenn du hinten drinnen stehst, dann fällt so ein Ball in der 95. Minute halt irgendwie rein. Das ist symptomatisch“, sagte der Steißlinger Kent Zhuniqi zu der kuriosen Szene am Samstagnachmittag im Mindlestal-Station. 1:0 lag der Gastgeber und Tabellenletzte durch den Elfmetertreffer von Zhuniqi in der 52. Minute vorne.
Die fünf Minuten Nachspielzeit, die Schiedsrichter Nelio Gugelberger angezeigt hatte, waren fast vorbei, als dem Gast aus Tengen-Watterdingen/Büsslingen noch eine Ecke zugesprochen wurde. Gästetorhüter Patrick Kaiser eilte in den gegnerischen Strafraum, der Ball segelte an Freund und Feind vorbei, landete auf des Kaisers Bauch – und von dort im Tor. „Das kommt ja nicht so oft vor“, sagte er nach dem Spiel und grinste über das ganze Gesicht. „Aber das ist natürlich eine coole Sache.“
Nachdem seine Mitspieler ihn unmittelbar nach dem Tor vor Freude fast erdrückten, lief er zur Zuschauertribüne und feierte dort so ausgelassen in Richtung der Steißlinger Zuschauer, dass er vom Schiedsrichter die Gelb-Rote Karte erhielt, nachdem er zuvor bereits Geld gesehen hatte.
Über diese Szene redete er hinterher nicht, er ging dafür lieber mit seiner Mannschaft ins Gericht: „Das war heute zu wenig gegen den Tabellenletzten. Die erste Halbzeit war noch in Ordnung. In den zweiten kam aber viel zu wenig von uns.“
Tristesse herrschte auf der anderen Seite. Der Bezirksliga-Absteiger ist auf dem besten Weg, direkt in die Kreisliga B durchgereicht zu werden.
Der neue Trainer Wolfgang Stolpa, der Pietro Torre beerbte, versammelte seine Spieler um sich und redete ihnen Mut zu: „Das war Pech, aber wir nehmen den Punkt mit und ziehen aus unserer Leistung Motivation“, sagte er.
Um das Saisonziel doch noch irgendwie zu schaffen, wurde unter anderem Gent Zhuniqi reaktiviert. Der Routinier versucht, den negativen Trend zu erklären: „Wir Alte sollen der jungen Mannschaft helfen und Erfahrung sowie neue Impulse reinbringen. Vor dem Tor fehlt uns die Ruhe und die Coolness. Aber wir geben uns nicht auf und wollen auf jeden Fall zwei Teams hinter uns lassen.“ Er selbst verwandelte den Strafstoß in der 52. Minute zur viel umjubelten Führung.
Nach dem 0:5 in der Vorwoche war er mit der Leistung insgesamt trotz des bitteren Endes zufrieden: „Wir haben eine gute Reaktion gezeigt. Es geht nur um den Kampf, natürlich hätten wir uns gerne belohnt. Jetzt werden wir gut trainieren und nächsten Samstag wieder zuhause gegen Aach weiter punkten.“
Das späte Gegentor sei vor allem in der kuriosen Entstehung sehr ärgerlich, „aber dadurch erhalten wir keinen Knacks. Kurz ärgern, dann aufstehen und wieder kämpfen. Die wichtigen Spiele gegen Tabellennachbarn kommen noch. Da zählt es.“
