Aus den Lautsprechern schallt die Oranje-Hymne, doch auch ohne musikalische Begleitung geht es auf den Spielfeldern in Salem von links nach rechts und zurück. Die Bambinis haben ihren großen Tag beim Schlossseecup, da gibt es kein Taktieren, da wird um jeden Ballbesitz gekämpft – meist im Rudel, und immer mit höchstem Einsatz.

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Paul und Moritz beobachten an diesem Tag das wilde Treiben. Beide waren in dem Alter auch schon am Ball, damals als Mama Suse ihnen noch die Kickschuhe binden musste. Und natürlich träumten sie von einem Leben als Fußballprofi, wenn möglich gleich noch zusammen mit dem dritten Bruder Samuel, der inzwischen 30 Jahre alt ist und die Kickschuhe längst im Keller liegen hat. Und viel fehlte nicht zu einer großen Karriere, denn Talent haben sie, die Strauß-Jungs. So viel, dass der FC RW Salem bald eine Nummer zu klein für sie wird. Paul zieht es zunächst in die Verbandsliga zum FC Radolfzell, dann in die Oberliga zum FV Ravensburg, bei dem sein Bruder bereits zwei Jahre früher angeheuert hat. Moritz, linker Verteidiger, räumt hinten ab, Paul zieht aus dem Mittelfeld kommend meist von „rechts nach innen und schließt dann mit links ab“, wie sein Bruder es beschreibt. „Das wissen die Gegner zwar, aber verhindern konnte es in der Oberliga trotzdem kaum einer.“

Wollen sich mit dem FC RW Salem in der Landesliga etablieren: Paul und Moritz Strauß.
Wollen sich mit dem FC RW Salem in der Landesliga etablieren: Paul und Moritz Strauß. | Bild: Salzmann, Dirk

Paul ist inzwischen 24 Jahre alt, sein Bruder Moritz ist 28. Eigentlich das beste Fußball-Alter, aber eben auch eine Lebensphase, in der Teenager-Träume den Realitäten weichen müssen. Paul studiert in Konstanz Sport- und Eventmanagement, Moritz steckt im Referendariat, unterrichtet in Friedrichshafen Realschüler in Sport und Religion. „Zuletzt wurde uns beiden klar, dass Fußball auf Oberliganiveau mit allen Belastungen, die dazugehören, nicht mehr mit Beruf und Studium zu vereinbaren sind“, erklärt Paul. Und dann reifte dieser Plan, dieser Gedanke, der beide schon so lange verfolgte. Zurück zum Heimatclub zu wechseln, ein neues Projekt starten, immer noch Fußball im Kopf haben, aber eben nicht mehr den ganzen Tag. Und vor allem noch mal mit den alten Kumpels aus Jugendtagen zusammenzukicken.

Fünf Freunde mit einem Ziel

Viele Gespräche folgten, dann konnte der FC RW Salem Mitte Mai in den sozialen Netzwerken verkünden, dass die beiden Strauß-Brüder zurückkehren, dazu noch Timo Senn, der zuletzt ebenfalls in Ravensburg in der Oberliga spielte, obendrein Lukas Müller vom Landesligisten FC 09 Überlingen und Andreas Romeo vom Verbandsligisten SC Pfullendorf. „Krank geil“ kommentierte ein Nutzer die Transfer-Offensive, ein anderer meinte, dass dies der einzige Kader sei, der Leverkusen schlagen könne. Sprüche gehören zum Fußball dazu, tatsächlich dürfte der FC RW Salem, der vergangene Spielzeit bereits den Titel in der Bezirksliga Bodensee holte, mit den fünf zurückgekehrten Freunden die Machtverhältnisse in der Landesliga verschieben, auch wenn mit den Verbandsliga-Absteigern SC Konstanz-Wollmatingen, FC Singen 04 und DJK Donaueschingen starke Konkurrenz wartet.

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„Wir wollen vorne mitspielen“, sagen Paul und Moritz, von einem Durchmarsch wollen sie nichts wissen. „Natürlich bringen wir fünf zusätzliche Qualität ins Team, aber Einzelspieler allein können wenig ausrichten. Wir müssen eine Mannschaft werden, alle müssen ihre Egos hintenanstellen. Aber ich glaube, das bekommen wir hin“, sagt Paul, der im Elternhaus fünf Minuten vom Sportplatz entfernt wohnt. „Es geht darum, Spaß miteinander und am Fußball zu haben.“ So wie die Bambinis an diesem Tag. „Das ist schon toll anzuschauen. Fußball, so wie er sein sollte“, sagen beide. Kicken mit Kumpels eben.