Jawin Schell

Fußball, Bezirksliga: Derbysiege sind einfach die schönsten Siege. So sieht man es auch beim FC Anadolu Radolfzell, der das stadtinterne Duell mit dem Rivalen BSV Nordstern am vergangenen Wochenende knapp mit 1:0 für sich entschied – und sich nun zumindest für den Moment als Nummer eins der Stadt fühlen darf.

Trainer Bülent Babür hatte im Vorfeld der Partie mit einigen gezielten Spitzen für Derbystimmung gesorgt. „Im letzten Derby war mir die Atmosphäre zu freundschaftlich und am Ende haben wir 0:6 verloren – dieses Mal wollte ich die Stimmung schon im Vorfeld anheizen“, gesteht Babür ein, der sich vor allem über die gegnerische Tiefstapelei mokierte. „Ich bin jemand, der seine ehrliche Meinung sagt“, so Babür. „Wenn ich drei Spiele in Folge gewinne, rede ich danach nicht vom Kampf um den Klassenerhalt. Aber im Endeffekt ist das deren Sache.“

Er selbst formuliert selbstbewusstere Ziele. „Wir wollen unter die ersten Sechs kommen, denn wir haben eine der technisch stärksten Mannschaften der Liga. Wenn wir nur um den Klassenerhalt kämpfen würden, wäre das eine Riesenenttäuschung“, stellt der Coach klar. „Natürlich könnte ich jetzt auch tiefstapeln, damit es am Ende besser aussieht und wir als Überraschungsmannschaft gelten – aber das werde ich nicht tun.“

Zumindest im Spiel gegen Nordstern wurde die Mannschaft diesen Ansprüchen auch gleich gerecht. „Technisch und von der Spielanlage war das eine tolle Partie. Wir hatten noch acht bis neun gute Torchancen, aber der Gästetorhüter Joel Reichel war der beste Mann auf dem Platz“, zeigt sich Babür zufrieden. Der Mannschaft gelang es sogar, die Erwartungen des Trainers zu übertreffen. „Ich hatte viel Respekt vor der Athletik des Gegners und Nordsterns starkem Pressing“, verrät Babür, der seinem Team mit auf den Weg gab, das BSV-Angriffspressing zur Not auch mal mit einem langen Ball zu überspielen. „Ich habe meinen Spielern natürlich vertraut, war dann aber trotzdem überrascht, wie spielerisch das Team diese Drucksituationen gelöst hat. Wir haben den Ball laufen lassen und waren außerordentlich pressingresistent.“

Der Trainer ist in seiner zweiten Saison bei Anadolu zufriedener denn je. „Alle im Verein haben sehr gute Arbeit geleistet“, betont Babür, der findet, dass man den derzeitigen Erfolg nicht genug würdigen kann. „Unsere Spieler bringen Opfer dafür, bei Anadolu spielen zu dürfen und darauf bin ich sehr stolz. Man darf nicht vergessen unter welchen Bedingungen wir hier arbeiten. Wir ziehen uns auf der Tribüne um und können erst kurz vor 20 Uhr trainieren, weil davor noch Leichtathleten auf dem Platz sind“, sagt Babür. „Das alles hat aber auch seine schönen Seiten – denn wenn man trotz allem erfolgreich spielt, ist es ein richtig tolles Gefühl.“