Fußball, Kreisliga A: So etwas nennt man wohl eine Erfolgsgeschichte: Erst seit 2016 gibt es den FC Aramäer Pfullendorf, zum ersten Mal am offiziellen Spielbetrieb nahm der Club in der Spielzeit 2017/18 teil. Bereits in der ersten Saison stiegen die Kicker, die fast ausschließlich in Pfullendorf geboren wurden, direkt in die Kreisliga B auf. In der jüngsten Runde wurde es dann zwar schon deutlich schwieriger. Am Ende packte es der FC aber wieder, gewann die Relegation der Zweitplatzierten der Kreisliga B und darf sich nun auf die Herausforderung Kreisliga A freuen. „Als Vorstand bin ich natürlich stolz, was die Jungs in den beiden vergangenen Jahren geschafft haben“, sagt der Vorsitzende Corc Taraca.
Wer sind diese Aramäer eigentlich?
Doch wer sind diese Aramäer eigentlich? Ein eigenes Land haben sie nicht. Sie leben, wie Taraca erzählt, „verteilt in Europa. In Schweden, in der Schweiz, aber auch in deutschen Städten wie beispielweise Bietigheim oder Stuttgart haben viele ein Zuhause gefunden.“ Und eben auch im Linzgau. „Unser Land ist Pfullendorf“, erzählt Taraca mit einem Lächeln und fährt fort: „Wir sind stolze Deutsche“, stellt er klar, fügt aber hinzu: „Unseren Ursprung vergessen wir allerdings nicht, daher ist der Vereinsname auch FC Aramäer.“
Knapp 600 Aramäer wohnen in Pfullendorf. Sie sind Christen, sprechen die Sprache von Jesus und sind „sehr gläubig“, wie der Vorstand erzählt. „Die christlichen Tugenden sind in unserer Erziehung das oberste Gebot. Einander helfen, das ist uns extrem wichtig“, sagt Corc Taraca, der seit 1977 in Pfullendorf lebt und sich hier wie alle anderen Familien sehr wohl fühlt: „Wir haben uns toll integriert.“
Ganz egal, von welcher Nationalität.
Obwohl es bei 120 aramäischen Familien wohl genügend Fußballbegeisterte für eine aktive Mannschaft geben sollte, ist der Verein offen für alle Neuzugänge. Ganz egal, von welcher Nationalität. „Wir haben einen italienischen, einen türkischstämmigen und einen deutschen Spieler in unserer Mannschaft. Und unser Trainer Andreas Pulz ist auch Deutscher“, sagt Taraca und ergänzt: „Eigentlich ist es uns völlig egal, aus welchem Land ein Spieler stammt. Deutsche Kicker würden wir aber gerne noch weitere bei uns sehen.“
Spielern eine Plattform geben
Der sportliche Erfolg steht beim FC Aramäer Pfullendorf nicht im Vordergrund – trotz der jüngsten Erfolgsgeschichte. Es gehe vielmehr darum, „dass die Spieler aus und um Pfullendorf herum Spaß am Fußball haben.“ Der Vorstand erläutert: „Die Idee zur Vereinsgründung ist alt. Auf dem Kunstrasen in Pfullendorf hatten sich immer viele Jungs zum Bolzen getroffen. Diesen Freizeitkickern wollten wir eine Plattform zum Fußballspielen geben.“ Benjamin Kakus, der die Mannschaft auch schon in der Kreisliga B trainierte, betreute die Kicker jahrelang und trat mit ihnen häufig bei Freizeitturnieren an, bevor der offizielle Spielbetrieb gestartet wurde – und die Erfolgsgeschichte mit zwei Aufstiegen in Folge.