Fußball, Verbandsliga: Türk. SV Singen – FC Denzlingen (Sonntag, 15 Uhr, Rasenplatz Süd). – Die Koyuncuoglus aus Konstanz sind allesamt Fußballfans. Das Herz der Familie schlägt für den türkischen Rekordmeister Fenerbahce Istanbul.
Dementsprechend groß waren die Aufregung und die Freude, als beim jüngsten Sohn Atakan vor knapp eineinhalb Jahren das Telefon klingelte und sich am anderen Ende Ali Günes meldete.
Günes hatte nicht nur einst das Trikot der türkischen Nationalmannschaft getragen, er gewann auch mit Fenerbahce zwei türkische Meistertitel und – fast noch wichtiger – erzielte 2001 beim 2:1-Derbysieg gegen Galatasaray einen Treffer.
Inzwischen trainiert Ali Günes, der frühere „Fußballgott“ der Fans des SC Freiburg, den Türk. SV Singen – und in eben dieser neuen Funktion ist ihm das Talent von Atakan Koyuncuoglu aufgefallen.
Er wollte im Januar 2024 den Konstanzer unbedingt in seinem Team haben, das damals vor dem Aufstieg in die Verbandsliga stand. „Ich war schon sehr nervös, als Ali angerufen hat“, gibt Koyuncuoglu zu, „vor allem mein Vater hat sich sehr gefreut. Er wollte unbedingt, dass Ali mein Trainer wird.“
Seitdem habe er schon viel von dem früheren Profi gelernt. „Ich war anfangs eher ein reiner Techniker.
Seit ich beim TSV Singen unter Ali spiele, bin ich aggressiver in den Zweikämpfen und habe körperlich an mir gearbeitet“, sagt der 21-jährige Koyuncuoglu, der bei den Bambini des FC Wollmatingen mit dem Fußball begonnen hat und über die Jugend des SC Konstanz-Wollmatingen mit 17 Jahren zum Türk.
SV Konstanz in die Landesliga kam, wo er auf Anhieb Stammspieler wurde. „Da hat er schon gezeigt, dass er viel Talent hat“, sagt Sigi Özcan, Team-Manager des Türk. SV Singen, über Koyuncuoglu, der nach dem Abstieg der Konstanzer aber erst zum FC Singen in die Verbandsliga wechselte, ehe der Anruf von Günes ihn zum Lokalrivalen lockte.
Der Traum vom Profifußball
Beim Zweiten der Verbandsliga setzt der variabel einsetzbare Koyuncuoglu nun voll auf die Karte Fußball. „Mein Ziel ist es, einmal in die erste Liga in die Türkei zu wechseln.
Es wäre ein Traum, eines Tages bei Fenerbahce zu spielen“, sagt der 21-Jährige, der wie sein Teamkollege Denis Hoxha und Nedzad Plavci vom ESV Südstern Singen in der Hallenfußballserie Icon League aktiv ist.
„Im Moment kann ich vom Fußball leben“, sagt Koyuncuoglu, der bei seinen Eltern in Konstanz wohnt, „ich bin überzeugt davon, dass es noch weiter hoch geht. Ich gebe niemals auf.“
Weiter hoch wollen auch die Macher des Türk. SV Singen, der sieben Jahre nach dem Aufstieg in die Bezirksliga nun an die Tür zur Oberliga klopft und am Sonntag den Spitzenreiter FC Denzlingen empfängt.
„Unser Ziel vor der Saison war es, 43 Punkte zu holen, jetzt haben wir 59 und kämpfen um den zweiten Platz. Wir können sehr zufrieden sein mit dieser Runde. Auch persönlich bin ich sehr zufrieden“, sagt Atakan Koyuncuoglu.
Ähnlich sieht es der Team-Manager. „Der erste Platz ist weg. Wir konzentrieren uns auf die Aufstiegsrunde“, sagt Sigi Özcan, der sich noch immer über die jüngste 1:3-Niederlage beim Tabellendritten SV Linx ärgert.

„Wir dürfen im Kampf um die Relegation gegen Denzlingen nicht verlieren, aber mit der Leistung von Linx habe ich Bedenken“, sagt er. „Die Mannschaft muss jetzt wieder aufstehen und eine Reaktion zeigen, eine andere Einstellung, einen anderen Willen als zuletzt.“
Dabei mithelfen soll Atakan Koyuncuoglu, der beim Türk. SV Singen die Nummer 42 auf dem Rücken trägt, das Kfz-Kennzeichen von Konya, der türkischen Metropole, aus der die Familie seiner Mutter stammt.
Koyuncuoglu sei „willig, ein ruhiger Typ. Manchmal vielleicht ein bisschen zu ruhig. Er hat noch Luft nach oben“, sagt Sigi Özcan über den „talentierten Jungen aus der Region“.
Ob der Konstanzer wirklich das Zeug zum Profi hat, will sein Team-Manager nicht sagen. „Um es nach ganz oben zu schaffen, muss generell viel zusammenpassen.
Man muss viel an sich arbeiten und neben dem Training Extraschichten machen“, sagt Sigi Özcan. Das Talent dazu habe Koyuncuoglu aber, fügt er hinzu.
Und einen prominenten Fürsprecher, der dem 21-Jährigen laut Özcan für die kommende Sommerpause ein Probetraining in der Türkei organisiert habe: Ali Günes, Fußballgott und früherer Derbyheld von Fenerbahce Istanbul.