Das Konzept eines Jugendfördervereins ist längst nicht mehr neu, auch nicht in der Region am Bodensee: Seit 2016 gibt es beispielsweise den JFV Singen. Dass sechs Konstanzer Vereine (DJK Konstanz, SV Litzelstetten, TV Konstanz, SC Konstanz-Wollmatingen, SG Dettingen-Dingelsdorf und SpVgg Allmannsdorf) künftig ebenfalls gemeinsame Sache machen wollen, ist nachvollziehbar.

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Es muss sich etwas tun. Schließlich sind die Fakten, was den leistungsorientierten Fußball betrifft, für die größte Stadt am Bodensee ernüchternd. Beim SC Konstanz-Wollmatingen mussten in den vergangenen Jahren immer wieder Jugend-Mannschaften zurückgezogen werden, die restlichen Konstanzer Clubs spielen meist „nur“ in der Kreis-, Bezirks- oder Landesliga.

Kein Jugend-Team in der Verbandsliga

In der abgelaufenen Spielzeit gab es sowohl in der U15 als auch in der U17 und U19 keinen Konstanzer Verein, der in der Verbandsliga an den Start ging. Eine Perspektive für talentierte Kicker? Nicht wirklich!

Die Folge: Die besten Talente wechseln, suchen den Weg nach Radolfzell, Singen, Pfullendorf oder Villingen-Schwenningen, wo in höheren Ligen gespielt wird. Oder sie entscheiden sich früh für andere Sportarten wie Volleyball oder Handball, im schlechtesten Fall werden sogar die Kickschuhe an den Nagel gehängt.

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Mit der Idee der Gründung eines JFV könnte sich dies ändern. Die Chance ist da, mittelfristig eine tolle Perspektive in Konstanz zu schaffen. Aber aufgepasst. Mal ganz unabhängig vom Konstanzer Weg birgt ein Jugendförderverein durchaus auch Gefahren. Finanziell ist es nicht einfach zu stemmen, der Aufwand ist immens, es ist ja nicht „nur“ eine Spielgemeinschaft, sondern ein neuer Verein.

Alle müssen an einem Strang ziehen

Es braucht Strukturen, ein klares Konzept. Und vor allem Verantwortliche, die nicht nur mit Herzblut viele Stunden investieren, sondern auch gemeinsam an einem Strang ziehen müssen. Denn es gibt es immer auch das Risiko, dass die JFV-Macher, die häufig aus den Stammvereinen kommen, die Interessen ihres Clubs verfolgen. Ein Jugendförderverein sollte aber möglichst unabhängig agieren.

Nur mal ein fiktives Beispiel: Ein starker B-Jugend-Spieler ist für einen JFV am Ball, früh erkennen alle Stammvereine das Talent. Geht es den Verantwortlichen dann darum, den Nachwuchskicker bestmöglich zu fördern und zu fordern? Oder wird es zum Thema, dass dem Jugendspieler früh der eigene Verein schmackhaft gemacht wird?

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Es ist nur eines von vielen Beispielen, das zeigt, dass der JFV-Weg zu Streitereien führen kann. Wobei man auch ehrlich sagen muss, dass um Talente immer gebuhlt wird. Wer gut kickt, macht auf sich aufmerksam. Ganz gleich, ob es um einen JFV, um eine SG oder einen eigenständigen Verein geht.

In Konstanz wird sich bald zeigen, ob der Schritt zu einem Jugendförderverein umsetzbar wird. Und wenn die Chance dann da ist, geht es darum, sie bestmöglich zu nutzen.