Es kommt nicht häufig vor, dass ein Fußball-Bundesligist im Hegau gastiert. Und auch ein Zweitrundenspiel im DFB-Pokal steht im Singener Hohentwiel-Stadion normalerweise nicht auf der Tagesordnung. Am Mittwochabend war es allerdings so weit: Die Frauen des Hegauer FV empfingen in der Heimspielstätte des FC Singen 04 die Frankfurter Eintracht.
Die Gastgeberinnen verteidigten dabei vor allem in der ersten Halbzeit leidenschaftlich. Nach dem Seitenwechsel drehten die Favoritinnen aus Frankfurt aber auf – am Ende stand ein klarer 8:0 (1:0)-Erfolg für den Erstligisten aus Hessen auf der Anzeigetafel.
Für die Hegauerinnen war es trotz des deutlichen Ergebnisses ein besonderes Erlebnis, wie Offensivspielerin Marla Bönsch im Nachhinein erzählt. „Es war eine schöne Erfahrung, gegen so einen guten Gegner zu spielen. Das ist in dieser Art noch nie passiert“, sagt die 18-Jährige, und gibt Einblick in die Trainingswoche beim Hegauer FV vor dem Highlight-Spiel. „Die Motivation war bei allen Spielerinnen sehr groß. In den Einheiten haben wir alle noch mal mehr Gas gegeben als sonst“, berichtet Bönsch, die nach dem Aufeinandertreffen über die fußballerischen Fähigkeiten der Frankfurterinnen schwärmt. „Es war schon interessant zu sehen, was die alles können – wie schnell sie im Kopf denken und dann auch blitzartig handeln“, erklärt sie.
Die teilweise sehenswert herausgespielten Angriffsversuche der Eintracht scheiterten speziell in den ersten 45 Minuten meist an der kompakt stehenden Hintermannschaft des Hegauer FV – nur einmal musste HFV-Torhüterin Avery John hinter sich greifen. Auch Marla Bönsch, die eigentlich in der Offensivabteilung für Wirbel sorgen soll, musste an diesem Tag fleißig mitverteidigen. „Es war von Anfang an klar, dass der Fokus nicht nach vorne gerichtet sein würde“, sagt Bönsch und fügt an: „Ich muss sagen, dass es mir auch Spaß gemacht hat, hinten mitzuarbeiten.“
Eine außergewöhnliche Atmosphäre
Dass der Defensivverbund des HFV in der zweiten Halbzeit dann gleich siebenmal überwunden wurde, sei zwar ärgerlich, der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals aber unabhängig vom Resultat ein „großer Erfolg“, weiß Bönsch die Lage einzuschätzen.
Genau so sieht es auch Michaela Ruff, die zusammen mit Daniel Barth und Carmen Hirt ein Dreiergespann im Trainerteam des Hegauer FV bildet. „Es war für uns alle ein ganz besonderes Spiel“, sagt Ruff und lobt ihre Spielerinnen. „Wir waren zu Beginn sehr zufrieden – wie wir uns in jeden Ball geschmissen haben, war bemerkenswert“, freut sich die 43-jährige Trainerin über eine kämpferische Einstellung des Hegauer FV.
Begeistert zeigt sich Ruff auch von der außergewöhnlich guten Atmosphäre im Hohentwiel-Stadion. Deutlich über 1000 Zuschauer peitschen die Hegauerinnen nach vorne und bejubelten dabei jedes kleine Erfolgserlebnis. Auch für die Trainerin waren es prägende Momente. „Die Stimmung auf der Haupttribüne sorgte schon das ein oder andere Mal für Gänsehaut“, sagt Ruff.
Nun kehrt beim Hegauer FV aber wieder der Alltag ein. Am kommenden Sonntag spielt die Mannschaft zum Oberligaauftakt gegen den TV Derendingen – kein einfacher Gegner, wie Trainerin Ruff berichtet. „Es wird schwer für uns, nach dem DFB-Pokal den Fokus wieder auf den Spielbetrieb in der Liga zu legen“, meint Ruff und schmunzelt. „Es wird aber ein Spiel, in dem wir auch offensiv wieder mehr teilnehmen werden.“