Thomas Larkin, haben Sie die Wahl zum Kapitän so erwartet?

Nein, ehrlich gesagt habe ich das nicht. Als ich hierher kam, hatte ich gleich am Anfang ein ziemlich gutes Gespräch mit den Trainern. Mit meiner Erfahrung und meinem Alter wollte ich natürlich ein wichtiger Teil des Teams sein, eine Führungspersönlichkeit. Ich schätze, wenn man wie ich schon ein bisschen rumgekommen ist, viel erlebt und viel gesehen hat, dann ist man einer der Führungsspieler. Es ist ziemlich cool, an einem neuen Ort mit neuen Leuten das zu erleben. Aber am Ende des Tages will ich einfach ich selbst sein und mich nicht verstellen.

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Wie war Ihre Reaktion nach der Wahl?

Es ist großartig und eine große Ehre. Natürlich nehme ich so etwas nicht auf die leichte Schulter. Es ist schon eine wichtige Rolle im Team. Andererseits ist es nicht so viel anders als ohne Buchstaben auf der Brust. Einige der Jungs, die ich in meiner Karriere am meisten respektiere, haben diesen Buchstaben nicht gehabt und sind trotzdem mit gutem Beispiel vorangegangen oder haben sich in der Kabine zu Wort gemeldet. Wir haben eine gute und große Führungsgruppe. Jeder soll das Gefühl haben, dass er seine Meinung sagen kann, aber jeder ist eben auch verantwortlich. Aber es ist eine große Ehre und das nehme ich sehr ernst. Es bringt eine gewisse Verantwortung mit sich.

Abgesehen von der Erfahrung, haben Sie Idee, warum Sie das „C“ bekommen haben?

Ich kann nur sagen, dass ich versucht habe, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich bin ein ziemlich offener Typ und ich mag es, Spaß zu haben. Vielleicht bin auch ein bisschen lauter und habe eine etwas imposantere Statur (lacht). Ich habe mich gemeinsam mit meiner Frau für Schwenningen entschieden, da wir hier die Chance sehen, etwas aufzubauen, sportlich wie privat. Das ist super spannend. Da ich einige der Spieler bereits kannte, wusste ich, dass sie nicht nur gute Spieler, sondern auch wirklich gute Menschen sind. Das hat es mir aber eben auch ermöglicht, vom ersten Tag an noch offener sein.

Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptaufgaben eines Kapitäns?

Es sind dieselben Verantwortlichkeiten, die jeder Führungsspieler in der Kabine hat, ob er nun Kapitän ist oder nicht. Es geht darum, dass die Jungs verstehen, was es braucht, um zu gewinnen. Und was sie tun können, um ihren Beitrag zu leisten. Wir müssen auch untereinander das Vertrauen als Gruppe aufbauen. Es geht auch darum, die Gruppe zusammenzuhalten, egal ob man gewinnt oder ob man ein paar Niederlagen einstecken musste. Ich denke, es ist wichtig, dass jeder ein Gefühl für das Team hat. Als Kapitän muss man vor allem seine Rolle in der Mannschaft verstehen und dafür sorgen, dass die Jungs in ihrer Rolle über sich hinauswachsen. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Teil oder Aspekt der Führungsrolle. Aber auch ich lerne noch jeden Tag dazu, zum Beispiel von einem Spieler wie Daryl Boyle. Deshalb denke ich, dass alles eine Teamleistung ist. Unsere Führungsgruppe ist wirklich großartig. Wir haben eine Menge Leute, die den Finger am Puls des Teams haben.

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Was besprechen Sie denn da so?

Wir kommen zusammen und sprechen darüber, wie wir das Team weiterentwickeln wollen und welche Kultur wir im Team aufbauen wollen. Ich kann das nicht oft genug sagen, ich bin nicht der Einzige, der das macht. Das Kapitänsamt bringt es mit sich, ein bisschen mehr über diese Dinge nachzudenken. Aber es gibt eben auch andere Jungs, wie Pfaffi (Daniel Pfaffengut) und Ken (André Olimb), die wirklich großartige Arbeit geleistet haben. Es geht ja auch darum, die Jungs außerhalb des Eises zusammenzubringen und allen das Gefühl zu geben, dazu zu gehören. Unsere Familien sind alle neu hier und da ist ein Gemeinschaftsgefühl wichtig. Aber ich sehe es insgesamt als eine Teamangelegenheit in allen Aspekten.

Haben Sie eine Vorstellung, was der Trainer von Ihnen als Kapitän erwartet?

Das Wichtigste ist, dass ich Präsenz auf dem Eis zeige. Der Trainer, das eigene Team, aber auch der Gegner, müssen spüren, dass ich auf dem Eis bin. Gerade in Krisenzeiten sollen die Coaches und die Teamkollegen auf ihre Führungspersönlichkeiten schauen können. Ich möchte also wirklich ein Mann sein, auf den man sich in allen Bereichen des Spiels verlassen kann. Das ist der Standard, an den ich mich halten werde. Ich möchte das Richtige zur richtigen Zeit tun und nicht vor Schwierigkeiten zurückschrecken. Ich glaube aber nicht, dass ich der einzige Ansprechpartner für die Trainer bin. Wie schon gesagt, wir sind eine Gruppe von Führungskräften und werden uns treffen, um Probleme zu besprechen, wenn sie auftauchen.

Wie viel Spielraum lässt Ihnen der Trainer dabei?

Steve (Walker) ist großartig darin, sich so weit wie möglich aus der Kabine herauszuhalten und die Kabine sich selbst verwalten zu lassen. Das finde ich wirklich toll. Wir als Mannschaft übernehmen die Kontrolle über unsere Teamkultur und die Erwartungen. Natürlich ist der Trainer am Ende des Tages der Kapitän des Schiffes. Aber er gibt uns sehr viel Vertrauen und das bringt natürlich viel Verantwortung mit sich. Gerade wir erfahrenen Spieler haben die Aufgabe, die Jungs auf Kurs zu halten und zu wissen, wann eine Intervention jeglicher Art notwendig ist. Ich hatte schon Trainer, bei denen der Kapitän nicht wirklich etwas tun musste, weil der Trainer alle Aspekte des Spiels leitete. Steve hat viel Vertrauen in die Spieler, dass wir das Richtige tun und uns in vielen Fragen selbst führen.

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Sie haben vier stellvertretende Kapitäne. Wie finden Sie das?

Es ist hilfreich. Es ist ein Beweis für die Charaktere, die wir im Team haben.

Was ist Ihre Aufgabe auf dem Eis als Kapitän?

Ich muss zum Beispiel da sein, wenn es brenzlig wird. Aber natürlich muss man auch einen kühlen Kopf bewahren und ein gutes Verhältnis zu den Schiedsrichtern haben. Ansonsten geht es meiner Meinung nach einfach darum, auf dem Eis mit gutem Beispiel voranzugehen und die Jungs zusammenzuhalten. Ich möchte für die Jungs eine Inspiration sein. Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, ich hasse es, zu verlieren. Ich bin ein Typ, der bis zum Ende kämpft, das habe ich immer getan. Und das werde ich auch weiterhin tun, ich werde mein Verhalten auf der Bank nicht ändern. Ich mag es, hart zu spielen. Und ich hoffe, dass das etwas ist, dem die Jungs folgen werden.

Wie ist Ihr Verhältnis zu den Schiedsrichtern?

Ziemlich gut. Ich mag am Eishockey, dass man mit den Schiedsrichtern fast so reden kann wie mit seinen Teamkollegen. Wir beginnen Spiele immer freundschaftlich. Ich hoffe, dass sie das auch so sehen (lacht).

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Die Vorbereitungsspiele der Wild Wings waren ergebnistechnisch nicht erfolgreich? Macht Ihnen das Sorgen?

Wie ich schon sagte, hasse ich es, zu verlieren. Die Spiele sind ein bisschen schwer zu erklären. Ich kann aber sagen, dass man aus Niederlagen mehr lernt als aus Siegen. Es ist einfach, Spiele zu gewinnen und zu denken, man sei der Beste. Aber wenn man verliert, schaut man sich im Spiegel an und versucht herauszufinden, was falsch gelaufen ist. Wir haben also hoffentlich eine Menge gelernt. Ich denke, wir sind grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Wir machen eine Menge guter Dinge, aber es gibt auch eine Menge Dinge, die wir noch besser machen müssen. Ich mag das Team, das wir haben, und ich mag das System, das wir spielen. Wenn der Puck nächsten Freitag fällt, ist jeder bei null Punkten. Das ist das, was wirklich zählt. Ich denke, die Testspiele sagen nichts darüber aus, wo das Team wirklich steht. Das ist es, was ich den Jungs zu sagen versuche: Hört zu, es ist hart zu verlieren, aber denkt daran, dass es die Vorbereitungsphase ist. Das ist die Zeit, in der man Fehler machen kann, in der man sieht, was man kann und was nicht. Die Ergebnisse waren nicht das, was wir wollten, aber es hat uns viel gegeben, woran wir arbeiten können, worauf wir achten müssen.

Was erwarten Sie von der Saison?

Ich erwarte, dass jeder sein Bestes gibt, Punkt. Ich kenne die Jungs ein bisschen besser als noch vor ein paar Wochen. Und ich muss sagen, ich freue mich jetzt noch mehr auf den Saisonstart als zuvor. Die Ergebnisse werden kommen. Ich erwarte von jedem einzelnen Spieler, dass er sich zeigt. Im Training und in den Spielen, keiner soll oder darf sich verstecken, bei keinem einzigen Wechsel.

Fragen: Tina Fröhlich