Eishockey: Heiß ist es an diesem Mittag vor der Helios Arena. Thomas Larkin aber wollte unbedingt draußen sitzen, freut sich, dass nach dem anfänglich schlechten Wetter nach seiner Ankunft in Schwenningen nun endlich wieder Sommer ist. Nun ja, in dieser Hinsicht kann der multinationale Eishockey-Profi seine italienischen Wurzeln schon mal nicht ganz verleugnen.
Das wiederum ist auch überhaupt nicht seine Absicht. Der Neuzugang der Wild Wings ist Italo-Amerikaner, geboren in London, aufgewachsen in Varese vor den Toren Mailands mit einem US-amerikanischen Vater und einer italienischen Mutter. „Ja, klingt kompliziert. Zur Vereinfachung sage ich immer: Ich habe mit Großbritannien nichts zu tun, bin nur dort geboren. Im Herzen bin ich Italiener. Ich kann aber auch den halben Amerikaner nicht leugnen. Schließlich sehe ich auch nicht gerade aus, wie ein echter Italiener“, erklärt Larkin lachend.
Sein Werdegang spiegelt ebendiese Biografie wider. Seine ersten Schritte auf dem Eis machte der Verteidiger in Italien, richtig Eishockey spielen lernte er aber eigentlich in den USA. Im Alter von 15 Jahren ging er auf die renommierte Philipps Exeter Academy in der Nähe von Boston, später auf die Colgate University, wo er ein Wirtschaftsstudium absolvierte. Seine ersten Schritte als Profi folgten bei den Springfield Falcons in der AHL mit einem kurzen Abstecher zu den Evansville Icemen eine Liga darunter. Zuvor war er 2009 von den Columbus Blue Jackets im NHL-Draft an 137. Stelle gezogen worden, für ein Spiel in der besten Liga der Welt reichte es aber nicht. Zehn Jahre blieb er in der Heimat seines Vaters, bevor es Larkin wieder nach Europa zog. Nach zwei Saisons in der KHL bei Medvescak Zagreb war er ganze sechs Jahre in Mannheim, wurde mit den Adlern 2019 Deutscher Meister.
International allerdings gab es immer nur eine Variante für ihn: die italienische Nationalmannschaft. 2011 begann seine Karriere in der Squadra Azzurra, seither stand er bei drei A-Weltmeisterschaften und drei Olympia-Qualifikationen im Kader. Das große Highlight soll aber 2026 folgen, dann finden die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d‘Ampezzo statt. Italien ist als Gastgeber bereits qualifiziert. „Es gäbe sicherlich keine bessere Art, meine Karriere zu krönen. Das wird quasi ein Familien-Turnier mit Oma und Opa und allen Verwandten“, schwärmt Larkin schon heute.
Dieses Ziel ist selbstredend noch sehr weit weg, die nächste und große Ambition gilt den Wild Wings. Von seiner neuen Mannschaft hält der 32-Jährige dabei viel. „Es sind alles gute Jungs und gute Spieler. Wir haben das neue System schon gut verinnerlicht. Die Vorbereitung macht viel Spaß. Sicher machen wir noch Fehler, aber dafür ist die Vorbereitung ja da“, meint Larkin. Er selbst hat das neue, sehr aggressive und offensivere System seines ehemaligen Co-Trainers in Mannheim schon gespielt, lobt den jetzigen Schwenninger Headcoach Steve Walker aber auch für seine kommunikative Art. „Er ist immer im Austausch mit uns, fragt uns und diskutiert mit uns. Sein Engagement ist klasse“, findet der erfahrene Abwehrspieler.
Nicht nur im Eisstadion passt es für Larkin trotz einer kleineren Rückenblessur schon richtig gut, auch seine Familie ist am Neckarursprung gut angekommen. Ehefrau Luisa und die Töchter Mara (drei Jahre) und Rhea (neun Monate) erkunden zusammen mit dem Papa die Gegend, lieben die Natur. „Zuletzt waren wir im Blocwald beim Klettern, aber wir haben schon eine ganze Liste, was wir noch machen wollen. Ich frage wirklich jeden nach Tipps“, sagt der Mann mit der Rückennummer 37 grinsend.
Insgesamt ist der „Neustart“, wie es Larkin nennt, also absolut gelungen. Wobei seine internationale Erfahrung und seine eigene Herkunft dabei von Vorteil ist. „Ich spreche nicht nur italienisch und englisch, sondern auch einigermaßen deutsch. Ich habe einiges von der Welt gesehen. Und ich genieße es jetzt gegen Ende meiner Karriere noch mehr, solche Chancen wie hier in Schwenningen zu erhalten und viel zu erleben“, so der 1,96 Meter große und 103 Kilogramm schwere Modellathlet.
Doch zum „Genießen“ ist er nicht zu den Wild Wings gekommen, vielmehr möchte er als Führungsfigur und Vorbild vorangehen. Und hofft am Ende auf einen entsprechenden Erfolg, den er so definiert: „Die Jungs sollen alles auf dem Eis lassen. Ich möchte zurückschauen und sagen können, dass wir alles gegeben haben. Dann glaube ich auch eine an eine gute Platzierung“, meint Larkin und zeigt dabei noch einmal sein italienisches Herz.