Eishockey: Seine Augen funkeln, das Lachen ist breit. Als Ben Marshall über seinen neuen Arbeitsplatz, seine neue Mannschaft und das ganze Drum und Dran erzählt, sieht man ihm an, wie sehr ihm so ziemlich alles in Schwenningen gefällt. „Ich war wirklich sehr angenehm überrascht, als ich hierher kam. Beide Städte sind prima, aber auch das Eishockey macht hier viel Spaß. Besonders die Fans waren echt eine schockierende Erfahrung“, sagt der neue Verteidiger der Wild Wings.

Schockierend? Tatsächlich waren das erste öffentliche Eistraining mit rund 2000 Anhängern und auch die erste Heimspiel in der Helios Arena mit über 3000 Fans eine sehr neue Erfahrung für den 30-Jährigen. „Das war sehr cool und hat mir gezeigt, wie es in der Saison sein wird. Es zeigt aber auch, wie wichtig der Sport hier in der Stadt ist“, findet Marshall die SERC-Unterstützer jetzt schon klasse.

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Aber auch alles andere in der Doppelstadt passt für den US-Amerikaner und seine Frau Madison, die gerne reisen und neue regionale Delikatessen kennenlernen, perfekt. Die Beiden kamen 2019 gemeinsam nach Europa, Benjamin „Ben“ Marshall hatte in jenem Sommer einen Vertrag beim KHL-Klub Dinamo Riga unterschrieben. Nach einer Saison in Lettland holte ihn der ERC Ingolstadt nach Deutschland; bei den Oberbayern blieb der offensive Defensivspieler drei Jahre.

„Gerade Villingen ähnelt Ingolstadt sehr, Schwenningen ist vielleicht etwas unterschätzt. Vieles ist sehr ähnlich, wir haben uns hier sofort zuhause gefühlt. Ich wollte auch deshalb unbedingt in der DEL bleiben. In dieser Liga passt so viel für mich einfach richtig gut“, erklärt der Mann mit der Rückennummer 54. Da spielt es für den Profi aus St. Paul in Minnesota auch überhaupt keine Rolle, dass er quasi vom Vizemeister zu einem eher nicht ganz so erfolgreichen Team gewechselt ist. „Ich hatte mich mit Ingolstadt schon länger darauf verständigt, dass wir getrennte Wege gehen werden. Ich wollte aber auch unbedingt in Deutschland bleiben, da mir eben die Kultur und das Eishockey hier sehr gefallen. Schwenningen war für mich einfach die beste Option, und ich könnte jetzt nicht glücklicher mit dieser Entscheidung sein“, so Marshall, der sich vor allem auch auf die vielen Ausflüge in die nähere Umgebung freut.

Der 2010 von den Detroit Red Wings gedraftete Verteidiger ist nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Mannschaft der Schwäne bereits sehr gut angekommen. Interessanterweise gab es keine Spieler im neuen Team, den er bereits vorher kannte. Lediglich mit Zach Senyshyn hatte er vor rund sieben Jahren einige Spiele gemeinsam bestritten. „Es ist schön, einen kompletten Neustart zu haben. Es macht Spaß, neue Freundschaften zu schließen und neue Dinge kennenzulernen. Darauf haben wir uns sehr gefreut. Es ist schön, bei Null anzufangen“, findet Marshall.

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Was allerdings nicht für die DEL gilt, die er nun seit drei Jahren kennt und als sehr „strukturiert“ erlebt, was ihm eben besonders gut gefällt. Zudem hat die deutsche Liga seit Jahren einen sehr hohen Anteil an nordamerikanischen Spielern, womit die Art und Weise, Eishockey zu spielen, eben jener in den USA und Kanada sehr ähnelt. „Selbst außerhalb des Eishockeys sind die Dinge vergleichbar, gerade was die Organisation der Klubs angeht. Das ist ein Grund, weshalb so viele, und durchaus sehr gute Spieler mittlerweile unbedingt in die DEL wollen“, weiß Marshall um die Attraktivität der DEL in Übersee.

Er selbst hatte diesen Schritt bereits 2018 gewagt, spielte ein Jahr in der slowakischen Liga für Banska Bystrica. Zuvor war seine Karriere eher ein Auf und Ab gewesen. Für die höherklassige AHL reichte es nie so ganz, immer wieder musste der recht kleingewachsene Defender in die drittklassige ECHL. Erst mit dem Wechsel nach Europa ging es mit der Karriere dann bergauf. „Ich bin ein Spätzünder. Für mich war der Wechsel perfekt. Ich mag die offensive Spielweise; in Nordamerika ist man als Verteidiger sehr viel limitierter. Hier in Europa konnte ich zeigen, was ich kann, und ich werde meine Laufbahn irgendwann auch hier beenden“, so Marshall.

In den bisher vier Vorbereitungspartien bekam man nicht nur einen Vorgeschmack auf sein Können, sondern eben auch auf die Lust, mit der Marshall seine Rolle spielt. Der Linksschütze hat dabei seine Stärken im Powerplay, ist aber auch ein klassischer Zwei-Wege-Verteidiger. Seine neue Mannschaft schätzt er ebenfalls bereits sehr, sieht im Team den „besten Torhüter der Liga und das beste Sturmduo mit den Spinks“. Dazu gefallen ihm die weiteren Neuverpflichtungen sehr. „Auf dem Papier sehen wir gut aus und wir sind bisher auf einem sehr guten Weg. Wir müssen noch besser zusammenfinden, dann haben wir sicher eine erfolgreiche Saison“, ist Marshall zuversichtlich.