Eishockey: Es ist wohl die undankbarste Position in einem Eishockeyteam. Die Nummer zwei im Tor muss einige Tugenden vorweisen. Die größte dürfte dabei Geduld sein. Davon muss nun auch Cody Brenner eine ganze Menge mitbringen an den Neckarursprung.
Der neue Torhüter Nummer zwei der Schwenninger Wild Wings hat sich eine schwere Aufgabe ausgesucht. Denn mit Joacim Eriksson hat er nicht nur einen der besten Goalies der gesamten Deutschen Eishockey-Liga als Nummer eins vor sich. Der Schwede gilt zudem als Vielspieler. „Joacim ist schon richtig gut. Aber wir verstehen uns auch sehr gut. Wir unterstützen uns gegenseitig, ein bisschen Konkurrenzkampf soll aber schon auch sein“, beschreibt Brenner sein Verhältnis zu Eriksson.
Auch bei seiner vorigen Station in Bietigheim war der „Neue“ die Nummer zwei, hatte mit Sami Aittokallio ebenfalls einen sehr starken Torwart vor der Nase. „Man muss diese Rolle annehmen, mit sich im Reinen sein. Ich möchte und kann von Joacim viel lernen und natürlich auch von unserem Torwarttrainer Jaakko Valkama. Das macht mich auf jeden Fall besser, egal wie viele Spiele ich am Ende in der Saison machen darf“, zeigt sich Brenner realistisch und positiv.
Für ihn sind die Wild Wings erst die zweite Profistation außerhalb Bayerns. Vor seinen vier Jahren für die Bietigheim Steelers, mit denen er 2021 in die DEL aufstieg, spielte der ehemalige Junioren-Nationalspieler ausschließlich für seinen Heimatklub Deggendorf, in Regensburg und Straubing. „Ich bin schon sehr heimatverbunden. Aber, wenn die sportliche Perspektive nicht mehr passte, habe ich auch jeweils gewechselt“, erklärt der Sohn des früheren Profis Anthony Brenner.
Zu einem Wechsel in das Heimatland seines Vaters allerdings kam es nie. Papa Anthony ist Kanadier, kam 1978 zum Deggendorfer SC und verbrachte auch seine komplette weitere Karriere in Deutschland. „Ich war schon mal kurz davor, mir den kanadischen Pass zu organisieren. Doch das hat sich zerschlagen, denn ich habe meinen ersten Profivertrag in Deutschland bekommen“, erzählt der Mann aus Bogen. Einen familiären Bezug zu Kanada hat der 1,84 Meter große und 72 Kilogramm leichte Torhüter aber selbstverständlich noch. „Oma und Opa, Tanten – der größere Teil der Familie lebt in Kanada. Ich war allerdings jetzt seit zehn Jahren nicht mehr dort. Ich müsste also dringend mal wieder“, berichtet er lachend.
Zunächst aber folgte der Umzug an den Neckarursprung und damit eine erneute Umstellung. Die vergangenen vier Monate hatte Brenner zuhause verbracht, viel gelesen und an seiner Weiterbildung zum Sportfachwirt gearbeitet. „Ich habe mich hier schnell zurechtgefunden. Die Stadt ist ja nicht so groß, dafür aber wirklich schön. Die Gegend gefällt mir sehr gut“, berichtet der Neuzugang. Natürlich war auch der gebürtige Niederbayer bereits zuvor mehrfach in Schwenningen, wenn die Partien gegen seinen Ex-Klub Bietigheim anstanden. Allerdings bedeutet dies meist eine nicht gar so lange Busfahrt, ein Spiel und Abreise. „Ich kannte also bisher nur den Parkplatz hinter der Arena“, sagt Brenner lachend.
Informationen hat er sich dennoch nicht groß eingeholt, hat sich allerdings, nachdem der Wechsel doch frühzeitig feststand, doch ein bisschen Wissen angelesen. Für größere Erkundungstouren war dagegen bisher kaum Zeit. Nach dem derzeit harten Training in der Vorbereitung zieht es den 26-Jährigen in seine neue Wohnung in Schwenningen, in der er sich dann vor allem Ruhe gönnt. Einige Spaziergänge, die ohnehin zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehören, rund um seine neue sportliche Heimat hat er hingegen bereits unternommen. „Man kann hier wunderbar in den Wald gehen und auch das Moos ist sehr schön.“
Weitere Kenntnisse über den Wohnort, aber auch über seine neuen Teamkollegen hat er nicht. Denn unter den Mitspielern gibt es tatsächlich mit Johannes Huß nur einen entfernteren Bekannten. „Das ist nicht schlecht, da wird man einfach ins kalte Wasser geworfen. Aber ich wusste natürlich schon, dass in Schwenningen das Eishockey die Priorität Nummer eins ist. Hier gibt es gute Fans und es wurde in den letzten Jahren gut gearbeitet“, so der Linksfänger.
Die erste Trainingswoche fand er „ganz schön hart“, das erste öffentliche Eistraining am vergangenen Samstag „war sehr speziell mit einer tollen Stimmung“, findet Brenner und freut sich nun auf die ersten Spiele am kommenden Wochenende in Kloten und Freiburg, sowie auf die anstehende Saison. „Wenn wir uns als Mannschaft finden, jeder seine Leistung bringt und mit diesem Trainerstab sollten wir den nächsten Schritt schaffen. Die erste Playoff-Runde sollte drin sein“, meint Brenner.
Zur Person:
Cody Brenner
geb.: 19. Januar 1997 in Bogen, Niederbayern
Position: Torhüter
Größe: 1,84 Meter
Gewicht: 72 Kilogramm
Fängt: links
Rückennummer: 51
Bisherige Vereine: Deggendorfer SC, EV Regensburg, Straubing Tigers, Bietigheim Steelers
Erfolge: Silbermedaille bei der U20-WM 2016/17, DEL2-Champion 2020/21 mit den Bietigheim Steelers