Johannes Huß, wie haben Sie die freien Wochen nach dem Ende der letzten Saison verbracht?

So viele freie Wochen waren es wie immer nicht. Ich habe zwar schon ein wenig die Füße hoch gelegt, aber eher im übertragenen Sinne. Es ist gut, mal vom Eishockey weg zu kommen. Ganz ohne Sport geht es aber nicht. Ich war vier Wochen zuhause bei meiner Familie in Bayern, bin dort zum Beispiel mit dem Mountainbike mal auf den Berg gefahren oder war wandern. Aber ich war auch zwei Mal im Urlaub in der Toskana und auf Mallorca.

Wie schwer fällt nach diesen Wochen denn der „Re-Start“?

Man freut sich darauf. Man denkt jedes Jahr, dass das Training doch früh wieder anfängt, das ist aber natürlich nicht so. Und im Endeffekt muss man auch sagen: Wer früh aufhört mit der Saison, muss auch früh wieder anfangen. Das ist leider so, aber eben die Wahrheit. Die Trainingsphase vor der Saison ist schon lang, aber plötzlich ist es schon Juli und es geht wieder richtig los.

Sie sprechen das erneute Verpassen der Playoffs an: Wie lange hat es gedauert, das knappe Scheitern zu verarbeiten?

Gute Frage. Es hat schon eine Weile gedauert, das hängt einem nach. Gerade so lange die Playoffs laufen schaut man da mit einem weinenden Auge zu.

Mit einigen Monaten Abstand: Haben Sie mittlerweile Gründe gefunden, warum es nicht gereicht hat?

Puh, das ist wahnsinnig schwer. Ich würde sagen, ein großes Manko waren unsere Heimspiele. Wir haben gerade bei den Top-Teams auswärts extrem gut gepunktet, haben aber zuhause so viele Punkte verschenkt. Wir sind die einzige Mannschaft mit einer kleinen Eisfläche, das müsste ja ein Vorteil sein. Ich verstehe es bis heute nicht, dass wir es daheim nicht schaffen, die Punkte zu holen. Es sprachen so viele andere Dinge trotzdem für uns, aber meine Auffassung ist, dass man eben die Heimspiele gewinnen muss.

Es gab bei den Wild Wings durchaus wieder einige Unruhe durch Personalwechsel im sportlichen Bereich. Hatte das einen Einfluss auf die Mannschaft?

Ich kann nur von mir persönlich sagen, dass ich diese Dinge so gut wie möglich ausblende. Aber es wird in der Kabine darüber gesprochen. Ich denke, Nebengeräusche sind nie gut. Aber ich konzentriere mich auf meinen Bereich.

Für Sie persönlich ging es in der vergangenen Saison keinen ganz großen Schritt nach vorne. Wie haben Sie es gesehen?

Ich fand meine Saison nicht so schlecht, aber bin auch nicht zufrieden. Ich bin sicher nicht hier, um als sechster oder siebter Verteidiger zu spielen. Ich möchte also nächste Saison natürlich mindestens dahin zurück, wo ich schon einmal war.

Kommen wir also zum Hier und Jetzt. Vergangene Woche stand der vor jeder Saison obligatorische Fitnesstest bei den Wild Wings an. Waren Sie besser als vergangenen Sommer und in welchem Bereich besonders gut?

Ja, alles schon erledigt und ich war besser als im letzten Jahr (lacht). Ich bin sicher im Ausdauerbereich relativ weit vorne dabei. Generell bin ich in einem sehr guten Zustand. Arbeiten kann man natürlich immer noch in allen Bereichen, aber ich bin derzeit zufrieden. Jetzt geht es aber noch um die „Eis-Fitness“, denn das ist noch einmal etwas ganz anderes.

Die Wild Wings hatten nach einer Entscheidung der Stadt in diesem Jahr aus Kostengründen kein Sommer-Eis. Wie sehr hat das geschmerzt?

Wir waren ja immerhin vier Mal in Romanshorn auf dem Eis. Insgesamt fehlt uns das Sommer-Eis aber schon extrem. Für uns war es in den letzten drei Jahren das größte Plus, im Sommer Eis zu haben. Man kann einfach weiter an seinen Schwächen arbeiten und das eben auf dem Eis. Dem Fußballer nimmt man ja auch nicht für ein knappes halbes Jahr den Ball weg. Aber wir haben es so genommen, wie es ist. Wir haben uns mit Hendrik Kolbert (Athletiktrainer) sehr gut vorbereitet. Ich fühle mich mit seinem Training sehr, sehr wohl und bin deshalb sehr gerne hier in Schwenningen bei der Mannschaft geblieben. Ich trainiere aber ohnehin generell lieber gemeinsam mit den Jungs.

In Kürze beginnt die „heiße“ Phase der Vorbereitung. Es ist auch in diesem Jahr ein Neustart mit neuem Trainer und noch recht neuem Sportchef. Wie sehen Sie diese erneuten Änderungen?

Anders als in den vergangenen Jahren. Wir haben keinen großen Umbruch, es gibt nicht so viele Neuzugänge. Das ist ein positiver Aspekt für mich. Mit mehr Neuzugängen dauert es länger, bis man in der Kabine zusammenfindet.

Wie gut kennen Sie Trainer Steve Walker und die Neuzugänge bereits?

Mit dem Trainer habe ich mich 30 oder 40 Minuten unterhalten, als er im April hier war und das war ein sehr gutes Gespräch. Er hat jede Menge Erfahrung und bringt viel Wissen mit. Ich denke, dass er der richtige Trainer für Schwenningen ist. Von den neuen Spielern kenne ich natürlich Max Görtz, der ja wieder zurück ist. Er hat beim ersten Mal einen Haufen Tore für uns geschossen und ist ein super Typ. Von den weiteren Neuzugängen kenne ich persönlich noch niemanden, freue mich aber darauf, dass sie jetzt bald kommen. Ich habe gehört, dass wir super Typen verpflichtet haben und sie auch natürlich qualitativ gute und erfahrene Spieler sind.

Was wird sich eventuell verändern im Vergleich zur letzten Saison?

Ich habe vom Trainer vernommen, dass er etwas offensiver spielen lassen möchte. Das Gesicht der Mannschaft verändert sich, es wird ein anderes System geben. Ich freue mich darauf, denn ich mag offensives Eishockey.

Fragen: Tina Fröhlich