Es ist der Traum vieler Leistungssportler, für das eigene Land bei einem internationalen Wettkampf zu starten. Gelingt das bereits in jungen Jahren, ist die Freude besonders groß. Für Jolanda Kallabis erfüllt sich dieser Traum mit 20 Jahren. Am 13. September um 12.50 Uhr deutscher Zeit steht die Athletin des FT 1844 Freiburg bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Tokio über 1500 Meter an der Startlinie. Noch zu Saisonbeginn schien die WM in weiter Ferne, nun ist sie Realität.

Von Stockach in die weite Welt

Geboren ist Jolanda Kallabis in Freiburg. Mit vier Jahren beginnt sie in der Leichtathletik, mit 13 steht sie erstmals im Landeskader – zunächst im Mehrkampf. „Bis ich 16 war, habe ich Mehrkampf gemacht. Im Laufen war ich aber schon immer am erfolgreichsten, deswegen habe ich mich dann dafür entschieden“, erzählt sie. Viele Jahre startet sie für die TG Stockach, wo sie auch das Nellenburg-Gymnasium besucht. Heute lebt sie wieder in Freiburg. „Ein kleiner Teil Heimat ist aber auch noch am Bodensee“, sagt sie.

Vollzeit-Profi mit nur 20 Jahren

Nach dem Abitur schließt sich Kallabis dem Profi-Team der Schweizer Sportmarke ON an. Dadurch kann sie früh den Fokus voll auf den Sport legen. Im Team trainiert sie mit 15 Athleten aus ganz Europa. „Im Winter trainieren wir meist in Südafrika, im Sommer in St. Moritz“, erzählt die 20-Jährige. Sorgen um Organisatorisches hat sie nicht, das Team unterstützt sie bei allem. Bis zu zwölf Einheiten pro Woche stehen in der Saisonvorbereitung auf ihrem Plan.

Saisonhöhepunkt schien weit weg

Zunächst liegt der Saisonhöhepunkt auf der U23-EM im norwegischen Bergen im Juli. „Die Zeiten, die ich Anfang der Saison gelaufen bin, waren nicht so, dass man sagen könnte: Wow, damit kann ich zur WM fahren“, sagt sie. Sie hakt die Weltmeisterschaft innerlich schon ab. Bei der U23-EM wird sie Achte, zwei Wochen später gewinnt sie in Dresden bei den Deutschen Meisterschaften ihren ersten Titel bei den Erwachsenen. Doch auch da rückt die WM noch nicht in greifbare Nähe.

Am 9. August ändert sich das Bild. „Ich wollte einfach noch ein schönes Rennen machen. Dass ich dabei die Bestätigungsnorm laufe, damit habe ich nicht gerechnet“, erzählt sie. In Oordegem in Belgien verbessert sie ihre Bestzeit um knapp drei Sekunden. Nun durfte sie über die Weltrangliste von einer WM-Teilnahme träumen. „Zu hundert Prozent sicher war ich erst letzte Woche“, sagt sie Anfang September. Die Nominierung durch den DLV verläuft unspektakulär: „Ich habe einfach eine E-Mail aus dem DLV-Verteiler bekommen.“ An der Vorfreude ändert das nichts.

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Premiere im Nationalteam der Erwachsenen

Für Kallabis ist die Nominierung ein großer Erfolg. „Bei einer Weltmeisterschaft zu starten, zählt zu meinen größten Erfolgen. Das ist ein Privileg“, sagt sie. Besonders ist für sie auch, dass sie erstmals Teil des Erwachsenen-Nationalteams ist. „Es war immer ein Ziel von mir, mich für eine Meisterschaft im Erwachsenenbereich zu qualifizieren.“ Dass sie in Tokio eine der Jüngsten im Feld ist, sieht sie nicht als Nachteil. „Ich möchte mutig laufen und mich nicht einschüchtern lassen. Eine neue Bestzeit wäre schön“, sagt sie.

Neugierig auf Tokio und Teamkollegen

Da ihr Rennen bereits am zweiten Tag der WM stattfindet, überlegt sie auch, was sie nebenbei erleben will. „Ich werde mir Tokio anschauen“, sagt sie. Besonders gespannt ist sie auf die 3000 Meter Hindernis der Männer. Dort startet ihr Trainingskollege Karl Bebendorf, gemeinsam mit Frederik Ruppert – beide haben Chancen auf eine Medaille. Am wichtigsten ist es für sie, die Erfahrung mitzunehmen. „Ich will am liebsten alles inhalieren und mich lange daran erinnern können.“

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Blick nach vorn bis Los Angeles 2028

Am 4. September flog Kallabis mit der DLV-Mannschaft ins Vorbereitungscamp nach Miyazaki. Der Fokus liegt ganz auf ihrem Rennen. Dennoch richtet sie den Blick nach vorn: „Ich habe Los Angeles 2028 im Blick, aber ich gehe von Jahr zu Jahr“, sagt sie. Und ergänzt: „Ich hoffe, dass das nicht mein letzter Einsatz im Nationaltrikot war.“ Für die nächste Saison nimmt sie bereits die Europameisterschaft in Birmingham ins Visier. Dort will sie erneut den Sprung ins Erwachsenenteam schaffen.