Franz Stehle sieht aus wie ein Mann, der sich nicht so leicht aus der Fassung bringen lässt. Gelassen, in sich ruhend, unaufgeregt. Es sei denn, es kommt ihm ein „völliger Schwachsinn“ daher, wie er die Maskenpflicht für spanische Handballer während einer Erstliga-Partie im Nordwesten Spaniens am vergangenen Wochenende bezeichnet. „Da kann man nur den Kopf schütteln. So kann man nicht vernünftig Handball spielen. Da bleibt einem ja die Luft weg“, sagt der Vorsitzende des Handball-Bezirks Hegau-Bodensee, „bei uns wird das sicherlich nicht passieren.“

Maskenpflicht herrschte beim Spiel der spanischen Erstligisten CB Ademar Leon und Balonmano Sinfin, auch wenn diese offensichtlich nicht ...
Maskenpflicht herrschte beim Spiel der spanischen Erstligisten CB Ademar Leon und Balonmano Sinfin, auch wenn diese offensichtlich nicht für jede Spielernase galt. | Bild: J.Casares via www.imago-images.de

Mit „uns“ meint der 59-Jährige die rund 22 Handballvereine im Hegau, Linzgau, am Bodensee, Hochrhein und in Teilen des Schwarzwald-Baar-Gebietes, die er als Funktionär betreut. Und für die er auch Verantwortung trägt, was ihm derzeit doch die eine oder andere Sorgenfalte beschert. „Natürlich bin ich überglücklich, dass wieder Handball gespielt wird. Nicht nur bei den Aktiven, auch bei den Kindern, die den Sport brauchen“, sagt er mit einem Lächeln, um dann stirnrunzelnd von seiner Sorge vor möglichen „Kettenreaktionen“ bei einer Corona-Infektion im Sportbetrieb zu erzählen. „Das muss ja nicht mal auf dem Feld passieren, sondern vielleicht auf der Heimfahrt, wenn vier, fünf Spieler zusammen im Auto sitzen“, so Stehle, „und das hat dann möglicherweise gravierende Auswirkungen im privaten Bereich – in der Familie, in der Schule oder im Beruf.“

„Wir müssen verhindern, dass wir Handballer vom Virus erneut gestoppt werden!“
Franz Stehle, Vorsitzender des Handball-Bezirks Hegau-Bodensee

Um das Risiko für Aktive und Zuschauer einzudämmen, sind Stehle und seine Funktionärskollegen in diesen Zeiten stark gefordert. „Ich weiß nicht, wie viele Telefonkonferenzen ich mit dem Südbadischen Handballverband hatte“, erzählt der Steißlinger, der mit seinem Team auch ein Auge auf die Hygienekonzepte der Clubs in seinem Hoheitsgebiet haben muss, im Zweifelsfall auch mal ein Zuschauerverbot in manchen Hallen mit unzureichender Infrastruktur anordnen muss. Keine angenehme Aufgabe, aber notwendig, um zu verhindern, „dass wir Handballer vom Virus erneut gestoppt werden“.

Franz Stehle.
Franz Stehle. | Bild: Waibel, Markus

Er selbst wurde in jungen Jahren aus einem eher pragmatischen Grund zum Handballer, „einem mittelprächtigen, der in der Abwehr aber ordentlich zupacken konnte“: Wenn es im November auf dem Fußballplatz kalt und ungemütlich ist, „haben wir es schön warm und trocken in der Halle“, sagt Stehle mit einem verschmitzten Lächeln, das verrät, dass seine Liebe zum Handball aber tiefer geht. „Das ist Mannschaftssport pur, mit ganz viel Kameradschaft und mehr Körperlichkeit als im Fußball. Handballer müssen richtig hart im Nehmen sein“, erstellt Stehle ein Stellenprofil für seine Sportart.

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Auch dass trotz aller Härte weitaus weniger „Aggression auf dem Handballfeld“ als bei den Fußballern verzeichnet wird, der letzte Spielabbruch in der Region „mindestens 15 Jahre zurückliegt“, freut vor allem den Schiedsrichter Franz Stehle, der in der zweiten Liga bei den Männern und in der Frauen-Bundesliga aktiv war.

Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn

„Ich hatte schon immer einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Und vielleicht kam mir mein Beruf als Polizist entgegen, um Regeln auf dem Feld durchzusetzen. Auch wenn ich vielleicht so manches Mal etwas diplomatischer hätte auftreten können“, erzählt Stehle, der sich trotz allem auch als Fußballfan bezeichnet und das oft ausgeprägte Konkurrenzdenken zwischen beiden Sportarten für unnötig hält. „Der Fußball ist unser Bruder“, meint Stehle, „das wird gerade hier in Steißlingen gelebt, wo die FC-Fans auch bei den Spielen der Handballer zuschauen und die TuS-Anhänger gerne auf den Fußballplatz gehen“.

Hoffnung auf reguläre Saison

So drückt der Bezirks-Vorsitzende den Aktiven in beiden Sportarten die Daumen, dass sie trotz steigender Infektionszahlen die Saison durchspielen können – mit viel Spaß am Ball, aber ohne Maske natürlich.