Wer vom Industriepark Gottmadingen auf der schmalen Landstraße zum Sportplatz des SC Gottmadingen-Bietingen fährt, reist in eine andere Zeit. Kurz nach den modernen Firmengebäuden stößt man im Katzentaler Stadion auf ein Relikt aus längst vergangenen Tagen: Eine rustikale Holztribüne aus den 1930er Jahren, die auch als Kulisse beim Kinofilm „Wunder von Bern“ hätte herhalten können.

Eigentlich fehlen nur noch der Chef Sepp Herberger und die Walter-Brüder Ottmar und Fritz beim Training mit dem braunen Lederball, um die Illusion perfekt zu machen.

Ein Ort, wie geschaffen für Fußball-Romantiker. Solche wie Luca Magro, der sich trotz seiner erst 26 Jahre zu dieser Kategorie zählt. „Das hier ist mehr als Fußball“, sagt der Gottmadinger und blickt fast verträumt über das Stadion. Los ging es für ihn zwar nicht hier mit dem Fußball. Sein Anpfiff ertönte mit fünf Jahren beim benachbarten VfB Randegg, bei dem schon Lucas Vater Silvio kickte. Über eine Spielgemeinschaft mit Gottmadingen kam der Nachwuchsspieler dann zum SC – und fand hier seine „sportliche Heimat“.

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Der Sportclub – für den schlaksigen Kicker ein familiärer Verein, in dem jeder jeden kennt, wo Freundschaften entstehen und vor allem bleiben. Wie im Fall von Luca Magro und SC-Torjäger Jan Faude, mit dem der 26-Jährige schon sein ganzes Fußballerleben zusammenspielt, glorreiche Siege gefeiert und auch manche bittere Niederlage hingenommen hat.

Von guten und schlechten Tagen

Von denen gab es zuletzt in der Saison 2017/2018 einige, so viele, dass der damalige Bezirksligist kurz vor dem Abstieg in die Kreisliga stand. „Gemeinsam haben wir damals verloren. Und gemeinsam haben wir es aus dem Tief heraus geschafft, auch dank der vielen Fans im Katzental“, erinnert sich Magro, denkt aber natürlich mit weit mehr Vergnügen an die darauf folgende Spielzeit 2018/2019, in der der Aufstieg in die Landesliga und der Triumph im Bezirkspokal gefeiert wurde.

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Unbeschwerte Sommertage in Italien mit der gesamten Mannschaft folgten. „So etwas schweißt eine Mannschaft zusammen“, glaubt Luca Magro, der von Söldnern im Fußball wenig hält, stattdessen als Vorbilder One-Club-Legends wie Paolo Maldini hat, der während seiner gesamten Karriere beim AC Mailand gespielt hat.

Ein Wechsel kommt nicht in Betracht

Sicher, es gab diese Momente, in denen auch eine treue Seele wie Luca Magro kurz mit einem Wechsel geliebäugelt hat. Vor ein paar Jahren, als es nicht so lief für ihn, er aus der ersten Elf zeitweise ins zweite Glied gerutscht war. „Da kam die eine oder andere Anfrage. Und ja, da war auch anders als beim SC Gottmadingen-Bietingen Geld im Spiel“, sagt er. Am Ende war es aber eine ganz einfache Rechnung für ihn.

Für den SC Gottmadingen-Beitingen gibt Luca Magro (links) immer in die Vollen. Hier in einem Testspiel im Juni 2021 gegen den TSV Singen ...
Für den SC Gottmadingen-Beitingen gibt Luca Magro (links) immer in die Vollen. Hier in einem Testspiel im Juni 2021 gegen den TSV Singen (Veysel Kayantas). | Bild: Salzmann, Dirk

„Viermal in der Woche Training ist mit viel Aufwand verbunden. Das will ich nur mit Freunden machen – und nicht wegen ein paar Euro“, erklärt der linke Innenverteidiger mit dem Gardemaß von 192 Zentimetern, „Fußball ist für mich kein Nebenjob, sondern ein Teamsport!“

Elf Freunde müsst ihr sein – für Luca Magro vom SC Gottmadingen-Bietingen keine strapazierte Floskel für Fußball-Romantiker, sondern ein Leitspruch. Sepp Herberger & Co. hätte es im Katzental sicher gut gefallen.