Handball, 2. Bundesliga: HSG Konstanz – VfL Lübeck-Schw. 29:28 (16:16). – Wer will da noch auf die Fasnet gehen, wenn die größte Sause in der Schänzlehalle steigt? In einer Mischung aus Trauerspiel und Krimi ist es passiert: Die HSG Konstanz hat den ersten Saisonsieg in der 2. Handball-Bundesliga geschafft. Gegen den VfL Lübeck-Schwartau strahlt am Ende ein 29:28 für den Aufsteiger vom Bodensee von der Anzeigetafel.
Zwei Sekunden vor Ende der Partie wird Alexander Leindl im Sprung von einem Gegenspieler brutal aus der Luft geholt und zu Boden gerissen. Das lässt nur eine Entscheidung des Schiedsrichtergespanns Thomas Hörath und Timo Hofmann zu: Siebenmeter für Konstanz. Was für eine Aufgabe für Aron Czakó. Nicht dass ein Volltreffer etwas daran ändern könnte, dass die HSG am Ende der Spielzeit den Gang hinunter in Liga drei antreten muss, aber endlich, endlich soll einfach der erste Erfolg her. Die zwei Sekunden Restspielzeit laufen ab, Timo Hofmann gibt den Strafwurf frei und da steht er also, der Czakó. Schaut, täuscht an, täuscht nochmal, wirft und trifft flach ins Glück. 29:28, längst schon ist die Halle ein Tollhaus gewesen, längst schon sind die Zuschauer gestanden und nun ist alles da: Erlösung, Jubel, Glücksgefühl. Schneller als man es realisieren kann, haben alle HSG-Spieler das Parkett gestürmt, halten sich an Händen und tanzen den Sieger-Kreis. Aus den Lautsprecherboxen dröhnt „So sehen Sieger aus“, wie lange hat man das Liedchen nicht mehr gehört in dieser Halle.
Ohne Erifopoulos und Köder
Die erste Halbzeit wäre dann mal zu vernachlässigen. Die HSG Konstanz spielt ohne die erkrankten Christos Erifopoulos und Lukas Köder gut mit gegen den Favoriten von der Ostsee. Mal führen die Gäste, mal liegt die HSG vorne, nach 30 Minuten steht es 16:16. Aus Sicht der Konstanzer ist das schon ein bisschen erfolgversprechend.
Dann startet die zweite Halbzeit und mit ihr das, was man im Sport allgemein und im Handball im besonderen den Wahnsinn nennt. Nach 38 Minuten führen die Konstanzer mit 20:17, Torhüter Tom Göres macht da weiter, wo er im ersten Durchgang aufgehört hatte, und hält ganz stark. Doch nun scheint sich in den Köpfen der HSG-Spieler wieder einmal die Angst vor dem Sieg breit zu machen. Zwei Fehlwürfe, ein technischer Fauxpas, zwei Fehlpässe, in Überzahl ein Wurf am leeren Tor des Gegners vorbei – so geht‘s dahin, von der 38. bis zur 46. Minute wird aus dem 20:17-Vorsprung ein 21:23-Rückstand. Nach 53 Minuten liegt die HSG sogar drei Treffer hinten (23:26). Wieder nichts mit dem ersten Sieg?
Aufgeben? Auf keinen Fall!
Ein Wort allerdings haben die Konstanzer aus ihrem Wortschatz gestrichen: Aufgeben. Nein, das tun sie nicht. Gleich dreimal trifft Felix Sproß, Aron Czakó verwandelt einen Siebenmeter, nach 58 Minuten heißt es 27:27. Lübeck legt vor, Leindl gleicht aus. Dann wird den Gästen Zeitspiel abgepfiffen und der Rest ist bekannt. Foul an Leindl, Siebenmeter, Czakó, Sieg. Hammerhart!
HSG Konstanz: Poltrum, Göres (Tor); Stotz (2), Czakó 2/2), Michelberger, Sproß (8), Schwormstede, Leindl (5), Gorbunovs, Knipp, M. Pliuto (3), N. Pliuto (3), Hadlich (2), Fuhrmann, Fenyö (1), Schlafmann (3/2). – Z: 1000.