2. Bundesliga: HSG Konstanz – HC Elbflorenz Dresden 29:29 (18:15). – Nach dem Abpfiff ist es für einige Momente mucksmäuschenstill in der Schänzlehalle. Niemand weiß so recht etwas mit dieser Schlussphase anzufangen, die der HSG Konstanz den ersten Saisonsieg kostet und dem HC Elbflorenz einen schon verloren geglaubten Punkt beschert.
Die Gastgeber führen mit 29:28 und sind in Ballbesitz, als sie zum ersten Mal Pech haben. 29 Sekunden sind noch auf der Uhr, Niklas Ingenpaß spielt im Fallen auf Joel Mauch, der frei vor dem Tor steht. Doch einen Wimpernschlag zuvor hat HSG-Trainer Jörg Lützelberger eine Auszeit genommen, mit der er sein Team auf die letzte Aktion vorbereiten will.
In der finalen Szene wird Mauch freigespielt. Der 23-Jährige zieht zum Tor. Wirft – und trifft nur die Latte. Von dort allerdings prallt der Ball punktgenau einem Dresdner in die Hand, der quer übers Feld auf Oskar Emanuel passt. Und der erzielt mit der Schlusssirene das 29:29. Das Tor, das die gesamte Halle zum Schweigen bringt. „Wenn mein Wurf nur fünf Zentimeter tiefer ist, dann ist die Stimmung eine ganz andere“, sagt Mauch später.
Nach der ersten Enttäuschung – und das zeichnet den Aufsteiger HSG Konstanz aus – können sie sich aber schnell über den ersten Punkt und die starke Leistung gegen favorisierte Sachsen freuen. „Wir waren alle erstmal gefrustet oder enttäuscht, weil wir die Führung eigentlich über die Zeit bringen müssen“, sagt Mauch, „aber hätte uns vor dem Spiel jemand gesagt, dass wir einen Punkt holen und zwei verdient gehabt hätten...“
Starker Auftritt über weite Strecken
Tatsächlich präsentieren sich die Konstanzer über weite Strecken ähnlich souverän wie in der vergangenen Aufstiegssaison. Im Angriff spielen sie von Beginn an zu siebt, der bärenstarke Torwart Leon Grabenstein muss von der Bank aus den Offensivbemühungen zusehen. Die Taktik von Trainer Lützelberger geht auf.
Auf Außen zaubert der achtfache Torschütze Lukas Köder, im Rückraum zieht HSG-Eigengewächs Mauch zieht die Fäden. „Das war sein erstes Zweitligaspiel als Starter und das erste erfolgreiche Spiel für die Mannschaft. So viel kann er gar nicht falsch gemacht haben“, sagt Lützelberger über den späteren tragischen Helden.
Waren der HSG bei der jüngsten 18:27-Niederlage in Großwallstadt nur magere fünf Törchen in der ersten Hälfte gelungen, heißt es nun zur Pause 18:15. Im zweiten Abschnitt baut die HSG ihren Vorsprung gar auf 26:20 (46.) aus.
„Außer in Dormagen waren wir in den ersten Halbzeiten chancenlos, jetzt haben wir lange geführt. Das hat sich gut angefühlt“, sagt der HSG-Trainer. Die Führung jedoch, sie hält nicht lange genug, da sich die Gäste dank neuer 5:1-Defensivformation zurück ins Spiel kämpfen und zu einem glücklichen Ende kommen. Zum 29:29.
Mit Erfolgserlebnis in die Pause
„Natürlich war der Spielverlauf ein bisschen ärgerlich, aber das Unentschieden war hoffentlich ein Anfang“, sagt Joel Mauch. Das hofft auch sein Trainer. „Der Punkt ist das Erfolgserlebnis, mit dem wir unbedingt in diese Spielpause gehen wollten“, erklärt Jörg Lützelberger, dessen Team aufgrund einer Verlegung und einer Länderspielpause erst am 28. Oktober wieder spielt. „Wir sind in allen Bereichen gefragt, besser zu werden“, so der 37-Jährige, „und das lässt sich leichter angehen, wenn man was in der Hand hat.“
HSG Konstanz: Ebert, Grabenstein (Tor); Stotz (1), Czako (3), Foege (1), Michelberger, Thomann (3/1), Erifopoulos, Mauch (1), Beckmann (5), Wendel (1), Schramm, Ingenpaß (3), Köder (8/3), Knezevic (3), Hutecek. – Z: 800.