Lange hält die HSG Konstanz in der ersten Halbzeit mit dem Favoriten aus Coburg mit. Die Oberfranken führen zwar durchgehend mit einem oder zwei Toren Vorsprung, doch das Team von Trainer Jörg Lützelberger hat zwischen der 18. und der 26. Minute nicht nur einmal die Chance auf den Ausgleich. Doch Aaron Czakó scheitert bei einem Tempogegenstoß an Coburgs bestens aufgelegten Torhüter Jan Jochens, Lukas Köder kriegt einen Siebenmeter nicht an Jochens vorbei und als Gregor Thomann von außen den Keeper überwunden hat, da prallt der Ball gegen den Innenpfosten. Wäre die Kugel von dort ins Tor geprallt, hätte es 13:13 gestanden, doch sie schnellt zurück ins Spielfeld in die fangbereiten Arme von Jan Schäffer. Und der Tatsache geschuldet, dass die Konstanzer zu diesem Zeitpunkt Torwart Leon Rabenstein durch einen siebten Feldspieler ersetzt haben, nutzt der Coburger die Gelegenheit und wirft den Ball zum 12:14 ins leere HSG-Tor.

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Weil zudem die WM-Schiedsrichterinnen Tanja Kuttler und Maike Merz eine seltsame Auffassung von Stürmerfoul an den Tag legen, steht es zur Halbzeit 13:17. Auf der einen Seite darf der Coburger Bartlomiej Bis ungeahndet mit der Wucht seines massigen Körpers Gegenspieler Niklas Ingenpaß überrennen, auf der anderen Seite wird HSG-Spielmacher Christos Erifopoulos für einen „zu hohen Ellenbogen“ bestraft, obwohl ihm sein Widerpart fast schon das Trikot aus der Hose gezerrt hatte. Dazu gibt es dann noch eine Verwarnung für den sich beschwerenden Jörg Lützelberger. „Die gelbe Karte kam für meinen Geschmack zu schnell“, sagt der HSG-Trainer. „Die Schiedsrichterinnen haben das Spiel gut geleitet, ich mag sie auch, aber sie hatten bei Stürmerfouls keine konsequente Linie.“

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Im zweiten Abschnitt geht‘s dann ruckzuck, schon steht‘s 14:22. Der höchste Vorsprung der Coburger beträgt zehn Tore (30:20 und 32:22), am Ende steht mit 27:35 eine deutliche Konstanzer Niederlage. Und nun? Ernüchterung? Trübsal? Sportliche Endzeitstimmung? Natürlich nicht. „Wir haben den Jungs direkt nach dem Spiel gesagt, sie sollen sich nicht zu viele Gedanken machen“, sagt Jörg Lützelberger, „vielleicht war es so, dass wir ihnen zuletzt zu viel Input gegeben haben.“ Eine Analyse wird es selbstverständlich geben, „am wichtigsten ist aber, dass wir mit Energie und Motivation in in die Woche gehen.“ Australien-Rückkehrer Joshua Braun, der mit sieben blitzsauberen Toren glänzte, hat da noch was zu ergänzen: „Wir müssen auch mit guter Laune ins Training gehen, die dürfen wir uns nicht verderben lassen.“

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In der Vorrunde haben die HSG-Handballer das hinbekommen. Auch da hatte es einige deftige Niederlagen gegeben, aber sie sind immer wieder aufgestanden und hatten gegen Ende des vergangenen Jahres starke Auftritte, denen leider mehrfach das Happyend fehlte. Damals war vorhanden, was nun gegen Coburg fehlte: Selbstvertrauen und Mut, vor allem im Abschluss. Hatte Schriftsteller Peter Handke einst „Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter“ beschrieben, ist es aktuell bei den Konstanzer Handballern die Angst des Schützen vor dem Torwart. Die einen scheiterten an Coburgs Hüter Jochens, die anderen warfen erst gar nicht, wie etwa David Knezevic, der mehrfach klare Durchbruchsmöglichkeiten ungenutzt ließ. „Klar ist mir das aufgefallen“, sagt der Trainer, „wenn ein Raunen durch die Halle geht, kann ich ja nicht so tun, als hätte ich es nicht gesehen.“ Lützelberger hadert schon, aber er zeigt auch Verständnis für den Unentschlossenen. „David muss bei uns schon lange Verantwortung tragen“, sagt er, „im Sommer wechselt er in die Schweiz und möchte nun alles besonders gut machen.“ Da ist es nicht weit bis zur Verkrampfung und eben auch falscher Zurückhaltung. Etwas, was in der 2. Bundesliga am Ende immer schlecht ist. „Zögerlich zu agieren ist in dieser Liga keine gute Strategie, da kannst du mit den anderen Teams nicht auf Augenhöhe sein“, weiß Lützelberger.

Weshalb er genau das ein weiteres Mal abstellen muss. Mit Energie und Motivation. Und natürlich guter Laune.