Fußball: – David Bergmann ist rundum zufrieden. „Ich bin überzeugt davon, den richtigen Schritt gemacht zu haben“, strahlt der 1,93 Meter große Wehrer viel Zuversicht aus. Seit Juli zählt der Torhüter zum Kader des Oberligisten Bahlinger SC. Im Kaiserstuhl möchte Bergmann die Basis für seine sportliche Zukunft legen: „Zunächst werde ich beim BSC die Nummer 3 sein und mir Spielpraxis in der U23 holen“, beschreibt der 20-Jährige die Ambitionen, die er bei dem südbadischen Vorzeigeclub hat: „Es ist so abgesprochen, dass ich in der Bezirksliga Freiburg regelmäßig spiele. Ich rücke auf die Bank der Oberliga-Elf, wenn einer der beiden Torleute – Dennis Müller oder Jerome Reisacher – ausfallen sollte.“

Klingt auf den ersten Blick nicht ganz so ambitioniert, ist es aber. David Bergmann hat einen Plan – und das nicht erst seit diesem Sommer. Als er vor einem Jahr kurzfristig die Chance bekam, in die Schweiz zum Team Aargau zu wechseln, griff er zu: „Sven Goronzi, der mich als Jugendspieler beim FC Wehr schon trainiert hatte, und gemeinsam mit Erkan Aktus beim FC Aarau tätig ist, stellte im Frühjahr den Kontakt zu Sascha Stauch, dem damaligen Technischen Leiter beim Team Aargau, her. Ich signalisierte mein Interesse, hörte aber zunächst nichts mehr.“ Das Team Aargau wurde 2006 vom FC Aarau, FC Baden und FC Wohlen gegründet.

Kurz vor Beginn der Sommervorbereitung klingelte der gebürtige Waldshuter Stauch, der einst beim SV 08 Laufenburg spielte, bei Bergmann durch, wollte das Talent unbedingt haben. „Spätestens da war der Gedanke gereift, dass ich versuche, mein Können weiter zu verbessern und jede sich bietende Möglichkeit zu nutzen“, ist Bergmann nach dem Jahr in Aarau noch immer begeistert, von den Möglichkeiten, die der Verein ihm geboten hat. Einzig, dass er die Wehrer so kurzfristig verlassen hatte, war ihm nicht recht: „Die Schweizer regeln ihre Spielerwechsel offensichtlich nicht so zeitig wie wir. Aber ich habe den Schritt nie bereut.“

Dabei war der Weg ins Tor für David Bergmann zunächst nicht vorgezeichnet: „Als Dreijähriger ging ich zu den Minis. Mein älterer Bruder Lucas spielte ja auch Fußball.“ Doch bald verlor der kleine David die Lust am runden Leder – hörte wieder auf. Erst als Grundschüler, mit sieben Jahre packte ihn das Fußballfieber: „Dann konnte es plötzlich nicht schnell genug gehen, dass ich zum FC Wehr kam“, grinst Bergmann heute.

Zunächst spielte der Steppke im Feld, wagte sich dann aber zwischen die Pfosten, als bei den E-Junioren kein Torhüter zur Verfügung stand: „Das klappte dann recht gut und so wurde ich ab der D-Jugend dann Torwart.“ Dass er einmal eines der größten Talente der Region werden könnte, kristallisierte sich aber damals noch nicht heraus: „Ich machte einige Böcke in den ersten Jahren“, lacht Bergmann heute über seine ersten Flugversuche, die seinen Vater Ralf, der alle zwei Jahre sein Jugendtrainer war, manchmal zur Verzweiflung trieben. Besser wurde es als erst Florian Kikillus und danach Sven Goronzi das Torwarttraining für die Jugendspieler übernahmen.

Spätestens im zweiten Jahr als B-Junior ging bei Bergmann „der Knopf auf“. Nun wurde er bereits für die A-Junioren nominiert und im Jahr darauf holte ihn Trainer Michael Schenker immer wieder ins Training der 1. Mannschaft. Nun war der Ehrgeiz endgültig geweckt – Bergmann legte Zusatzschichten ein, trainierte hart und intensiv mit Jovica Illievski, dem Torwarttrainer der Aktiven: „So manches Mal haben wir das Tor in die Sandgrube geschleppt und unsere Übungen durchgezogen.“

So rückte er als A-Junior vorzeitig in den Kader der Bezirksliga-Mannschaft, stand von Anfang an im Tor: „Michael Mikac hat den Platz für mich freiwillig geräumt und mich immer kollegial unterstützt“, erinnert sich Bergmann gern an den Teamgeist. Er selbst ließ sich kaum mehr bremsen. Nach einem Knochenbruch in der Hand meldete er sich schon einen Tag nach dem Entfernen des stabiliserenden Drahtes bereits wieder zum Training. Sechs Wochen Pause schienen ihm offensichtlich mehr als genug gewesen zu sein: „Ich habe für den Sport eben eine große Leidenschaft“, lacht er verschmitzt.

Das Lehrjahr beim Team Aargau brachte ihm unterm Strich zwar nur vier Pflichtspiele in der U23 in der 2. Liga interregional. Das ist für Bergmann kein Gradmesser: „Ich hatte fünf Mal in der Woche Training und entsprechend viel bei Torwarttrainer Swen König gelernt. Er war selbst Profi, ist auch Torwarttrainer der Schweizer U20-Nationalmannschaft.

“ Zweifel am Tun ließ er nicht aufkommen, auch wenn er immer wieder auf der Bank saß: „Man muss es schaffen, noch stärker aus so einer Situation herauszukommen“, deutet er an, dass ihm die Situation nicht immer leicht fiel: „Es war von Anfang an klar, dass ich nicht Stamm-Torhüter bin. Nummer eins war Lars Hunn als Schweizer U18-Nationaltorhüter. Er war im Profikader des FC Aarau und sollte sich Spielpraxis in der U21 holen.“

Nach dem Fußballjahr in der Schweiz und einem einjährigen Einsatz als Bufdi (Bundesfreiwilligendienst) in der Beuggener Außenstelle der „Tüllinger Höhe“, einer Lörracher Schule für Erziehungshilfe, steht David Bergmann nun vor einem neuen Lebensabschnitt. Ab Oktober beginnt er an der Pädagogischen Hochschule Freiburg ein Lehramtsstudium. Wohnen wird er in einer WG im Stadtteil Stühlinger.

Als klar war, dass er in Freiburg studieren würde, machte er sich auf die Suche nach einem Verein: „Da kam ich schnell auf die Idee, mal beim Bahlinger SC nachzufragen“, so Bergmann, der von Sportchef August Zügel und Teammanager Bernhard Wiesler schnell eine Zusage für ein Probetraining hatte. Zwei Tage lang schnupperte er auf der „Ponderosa“ rein, wurde von Torwarttrainer Timo Burgert – einst bei der SpVgg. Untermünstertal im Tor – auf Herz und Nieren geprüft. Die Chemie stimmte und bald war ein zweijähriger Amateurvertrag besiegelt.

Der Start ließ sich gut an für David Bergmann. Beim Kaiserstuhl-Cup schenkte ihm Cheftrainer Alfons Higl, einst Profi beim 1. FC Köln und SC Freiburg, das Vertrauen im Spiel gegen Oberliga-Aufsteiger FC 08 Villingen. Bergmann hat das erste wichtige Spiel im BSC-Dress genossen, hielt beim 0:0 den Kasten sauber. Eindrucksvoll war für ihn auch Zuschauerzahl im kleinen Bahlinger Stadion: „Nach uns spielte der SC Freiburg, da füllten sich die Ränge ordentlich“, so Bergmann, der die ungewohnte Kulisse gut ausblendete: „Ich kann mich gut aufs Spiel konzentrieren. Da nehme ich das Drumherum kaum wahr.“

David Bergmann will seinen Weg gehen – als Student und als Torwart: „Wichtig ist, dass ich Geduld habe. Eine Eigenschaft, die mir nicht in die Wiege gelegt war“, weiß er. Vorbilder auf dem Weg nach oben hat der junge Wehrer einige. Sei es Manuel Neuer oder auch Oliver Kahn, dessen Biografie ihn beeindruckt hat: „Ich schaue mir von vielen Torhütern etwas ab“, zählt er internationale Größen wie Gianluigi Buffon, Iker Casillas, Joe Hart oder den Slowenen Jan Oblak von Atletico Madrid auf: „Ein ganz starker Typ.“ Lässt es seine Zeit zu, stöbert er sich durch Videos auf Youtube, liest auch mal im Torwart-Trainingsbuch von Sepp Maier: „Du kannst von jedem etwas mitnehmen“, ist David Bergmann überzeugt.

Das neue Fußballmagazin

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