Juniorenfußball: – Es ist ein historischer Schritt auf dem Weg in die Zukunft der Jugendabteilungen der Vereine FC Binzgen, SV Hänner, SV 08 Laufenburg, SV Luttingen, FC Rotzel. Gemeinsam gründeten die Vorsitzenden und Jugendleiter mit 14 weiteren Personen beim FC Rotzel den Jugendförderverein (JFV) Region Laufenburg. Weil der neue Verein zur Saison 2019/20 in den Spielbetrieb startet, wurde die Gründungsversammlung aus symbolischen Gründen um 19.20 Uhr eröffnet.

Der Jugendleiter des FC Binzgen, Michael Rieple, wurde bei der Gründung Vorsitzender des interkommunalen Vereins, der seinen Sitz in Laufenburg hat, aber auch den in Murg beheimateten SV Hänner an Bord hat.

Der neue Verein will zur kommenden Saison mit mindestens zwei Mannschaften pro Altersklasse von den A- bis zu den E-Junioren in den Spielbetrieb einsteigen: „Wir trainieren und betreuen künftig 280 Kinder und Jugendliche“, betont Michael Rieple, der einen enormen Erfahrungsschatz aus der seit vielen Jahren existierenden Spielgemeinschaft der vier Dorfvereine mitbringt.

Michael Rieple im Interview:

Das steckt hinter der Idee Video: Matthias Scheibengruber

Die Idee zur JFV-Gründung sei in der alljährlichen Runde der Jugendleiter entstanden. „Es hat sich heraus kristallisiert, dass sowohl die Spielgemeinschaft als auch der SV 08 Laufenburg auf absehbare Zeit ein Personalproblem beim Nachwuchs haben werden“, legt Rieple alarmierende Zahlen vor, die spätestens ab 2022 nicht mehr ausreichen werden, in jeder Altersklasse eine Mannschaft stellen zu können.

Eine Ausdehnung der auf vier Vereine begrenzten Spielgemeinschaft lassen die Statuten des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) nicht zu. Also musste ein neuer Weg gefunden werden, die gemeinsame Nachwuchsarbeit der fünf Vereine zu organisieren. Akribisch und detailliert wurden Vor- und Nachteile eines Jugendfördervereins abgewogen: „Da gab es viele Widerstände zu glätten“, gibt Michael Rieple offen zu.

Die Hürden waren weniger auf bürokratischer Ebene zu überwinden: „Natürlich werden alte Traditionen aufgebrochen, wenn so ein Weg begangen wird.“ Vor allem die grassierende Angst vor dem Verlust eigener Talente an den höherklassig spielenden Nachbarn aus Laufenburg konnte schnell vertrieben werden: „Durch das neue Konstrukt gehen uns Talente nicht an fremde Vereine verloren. Wir haben nun die Möglichkeit, diese Spieler selbst auszubilden und in den eigenen Reihen zu halten“, freut sich Rieple: „Unser JFV bietet allen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit ihrem Hobby nachzugehen – unabhängig vom Talent.“

Kein Jugendspieler müsse zur neuen Saison den Verein wechseln. In der künftigen Spielerlaubnis werden sowohl der JFV Region Laufenburg als auch der Stammverein angegeben. Zu diesem Verein gehören die Nachwuchsspieler auch dann, wenn sie zu Aktivfußballern werden: „Und welchem Verein sie sich dann anschließen, können wir ohnehin nicht beeinflussen.“

Rieple erinnert daran, dass vor über 25 Jahren bei der Bildung der ersten Spielgemeinschaften vereinbart war, dass Aktivspieler nach dem Übertritt aus den A-Junioren mindestens ein Jahr im Stammverein spielen müssen: „Das hat sich in der Praxis nicht bewährt.“ Die Zuordnung zum Stammverein hatte sich irgendwann überholt: „Zwei Kumpels spielen zehn Jahre gemeinsam in SG-Mannschaften und wenn sie zu den Aktiven kommen, soll einer hier und der andere dort spielen? Das war nicht durchsetzbar. Deshalb haben wir diesen Passus längst gestrichen.“

Mit Blick auf die Zukunft werden alle fünf beteiligten Vereine vom JFV profitieren, davon ist Rieple mit seinen Mitstreitern überzeugt: „Mit unserem Schritt, die Jugendarbeit zu bündeln, wollen wir nicht nur den Nachwuchs fördern und fordern. Wir sind wohl auch Vorreiter für unsere Hauptvereine“, blickt der neue Vorsitzende auf den Spielbetrieb der Aktiven, wo sich aus Personalnöten bereits Spielgemeinschaften formiert haben. Seit zwei Jahren spielt der FC Binzgen gemeinsam mit dem SV Niederhof. Der SV Hänner und der FC Rotzel haben sich 2018 zur Spvgg. Andelsbach formiert.

Neuer Verein: Den Vorstand des JFV Region Laufenburg bilden (von links) Finanzvorstand Axel Goering (SV Hänner), Schriftführerin Ilka ...
Neuer Verein: Den Vorstand des JFV Region Laufenburg bilden (von links) Finanzvorstand Axel Goering (SV Hänner), Schriftführerin Ilka Strittmatter (FC Binzgen), stellvertretender Vorsitzender Heiner Berger (SV 08 Laufenburg) und Vorsitzender Michael Rieple (FC Binzgen). | Bild: Scheibengruber, Matthias

 

JFV in Südbaden

Der JFV Region Laufenburg ist der erste Verein seiner Art im Fußballbezirk Hochrhein. In den sechs Bezirken des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) existieren bislang nur sieben „echte“ Jugendfördervereine nach dem 2015 verabschiedeten Muster. Fünf Vereine – JFV Dreisamtal, JFV Untere Elz, JFV Sulzbach, JFV Tuniberg, JFV Freiburg-Ost – gibt es im Bezirk Freiburg. Dazu gesellen sich der Rastatter JFV (Bezirk Baden-Baden) und der JFV Singen (Bezirk Bodensee), der die Initiatoren der JFV Region Laufenburg beraten hat. Pioniere in Sachen gemeinsamer Jugendarbeit auf Basis eines neuen Vereins sind die SG Steina-Schlüchttal im Bezirk Hochrhein, die sich bereits 2010 gegründet hat. Seit 2011 gibt es im Bezirk Schwarzwald die Fußballschule Geisingen. (gru)