Kunstrad: – Zwei Kunstradfahrerinnen des RV Lottstetten greifen am Freitagabend wieder nach internationalem Edelmetall. Anna-Sophia von Schneyder und Anika Papok starten bei den Junioren-Europameisterschaften im Kunstradsport. Zuletzt war das Susanne Seifert und Kerstin Stark, ebenfalls vom Lottstetter Verein, vor knapp einem Vierteljahrhundert gelungen.

Der Lottstetter Zweier zählt bei der Junioren-EM in Geispolsheim im Elsass zu den Top-Favoriten. Nachdem die 16-jährige Anika Papok und die ein Jahr jüngere Anna Sophia von Schneyder in der Schüler-Klasse bereits zwei Mal deutsche Meister wurden und im vergangenen Jahr in der Jugend-Klasse den dritten Platz belegten, gewannen sie vor zwei Wochen bei den Deutschen Meisterschaften in Köln-Finkenberg trotz zweier Patzer und Abzug auf 102,51 Punkte den Junioren-Titel im Zweier. „Die Mädchen trainieren wie bisher“, sagt Trainerin Kerstin von Schneyder, die 1995 als 26-Jährige mit Susanne Seifert in Frankreich Vize-Weltmeisterin und ein Jahr später in Malaysia in derselben Disziplin Weltmeisterin wurde.

Kerstin von Schneyder trainiert ihre Tochter Anna-Sophia und deren beste Freundin viermal wöchentlich jeweils zweieinhalb Stunden. Seit Beginn des Jahres konzentrieren sie sich dabei auf das fünfminütige 128,4 Punkte-Wettkampfprogramm, das identisch mit dem der Deutschen Meisterschaft ist. Am vergangenen Wochenende bekamen sie in Tailfingen vom fünfmaligen Einer-Kunstrad-Weltmeister Dieter Maute, der den Baden-Württemberg-Kader trainiert, noch den letzten Schliff verpasst. Am Mittwoch stießen sie dann zur deutschen Nationalmannschaft, der sie seit vergangenem Jahr angehören und deren jüngste Mitglieder sind.
Nach Bezug des Hotels geht es direkt in die Halle, wo auch am Donnerstag und Freitag nochmals trainiert wird. Bereits im Anschluss an die Eröffnungsfeier am Freitagabend findet der Wettkampf im Zweier-Kunstradfahren statt.

Die größten Konkurrentinnen der Lottstetterinnen sind Svenja Bachmann und Rosa Kopf aus dem Nachbarland Österreich. Die Vorarlbergerinnen vom RV Enzian Sulz sind Junioren-Europameisterinnen und gewannen im November bei den Weltmeisterschaften in Lüttich als mit Abstand jüngste Athletinnen die Bronzemedaille. Vor ein paar Wochen haben sie den österreichischen Rekord auf 124,05 Punkte herauf geschraubt und befinden sich ebenfalls in Top-Form.
Ursprünglich hatten die Österreicherinnen ein Programm mit 130,5 Punkten eingereicht, dieses dann aber auf 128 Punkte reduziert. „Ich verstehe ihre Taktik nicht“, sagt Kerstin von Schneyder, die für ihre Mädchen 128,4 Punkte eingereicht hat. Das Lottstetter Duo hat sich souverän mit vier Wettkämpfen bei der Junior- Masters-Serie für die Europameisterschaft qualifiziert, bei der für jedes Land nur ein Team starten darf. „Die beiden sind die ganze Saison fehlerlos gefahren und haben alles gewonnen“, weiß Stephan von Schneyder, der mit Anika Papoks Vater Norbert den RV Lottstetten führt.

Als weltweit einziges Paar macht das Lottstetter Erfolgs-Duo den Lenkerhandstand aus der Stützgrätsche mit Kopfstand. Dafür gibt es elf Punkte, wobei allerdings auch ein hohes Risiko besteht. „Wenn alles rund läuft, ist Silber drin“, ist sich die Trainerin sicher.
Das drittschwerste Programm der acht Teilnehmer hat das Schweizer Paar Simona Lucca/Larissa Tanner mit 88,2 Punkten eingereicht. „Die Tagesform wird die Entscheidung bringen“, sind sich Anna-Sophia von Schneyder und Anika Papok einig, die beide schon mit sechs Jahren auf dem Kunstrad saßen und irgendwann einmal gemeinsam Weltmeister werden wollen.