Fußball-Kreisliga A, West: – Schon das Profilbild von Simon Niesner bei WhatsApp verrät eine zweite Leidenschaft neben dem Fußball. „Ja, ich bin bekennender Western-Fan“, erklärt der Trainer des SV Todtmoos, weshalb ausgerechnet Schauspieler Clint Eastwood seinen Account ziert. Fast zweideutig klingt die Antwort auf die Frage, welcher Film ihn begeistert: „Spiel mir das Lied vom Tod.“ Doch der 41-Jährige schränkt sofort ein: „Das ist keine Anspielung auf unsere aktuelle Tabellensituation.“

Das könnte Sie auch interessieren

Der Aufsteiger aus dem Südschwarzwald überwinterte als Tabellenletzter der West-Staffel. „Nein, wir sind noch lange nicht tot“, stellt der hauptberufliche Controller klar. Trotz der schwierigen Tabellensituation sei er mit den Leistungen seiner Mannschaft in der Hinrunde nicht unzufrieden. „Wir haben in einigen Spielen gezeigt, dass wir fußballerisch durchaus mit den Besten der Liga mithalten können“, lautet die Kurzanalyse des Familienvaters, der an den Sieg gegen den Tabellenzweiten SV Eichsel erinnert: „Leider fehlt uns die Konstanz.“

Vier Fragen an Simon Niesner Video: Ralf A. Schäuble

Für den Trainer Simon Niesner bedeutet das, in der Vorbereitung auf die Rückrunde, die am Sonntag, 9. März, mit dem Rückspiel beim Mit-Aufsteiger FV Tumringen beginnt, mit der Mannschaft vor allem daran zu arbeiten, dass die Konzentration in Zukunft über die gesamte Spielzeit aufrecht erhalten wird.

„Wir haben einiges an Lehrgeld bezahlt“

„Wir hatten einige Spiele, in denen die Mannschaft innerhalb kürzester Zeit mehrere Gegentore kassiert hat, das müssen wir in Zukunft unbedingt vermeiden“, fordert er. Niesner macht vor allem die fehlende Erfahrung seiner Spieler in der höheren Spielklasse geltend, weshalb so mancher Punkt nicht geholt worden sei: „Wir haben einiges an Lehrgeld bezahlt und ließen Punkte liegen, die wir hätten holen können“, so Niesner.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass Abwehrfehler deutlich schneller und gnadenloser bestraft werden als noch in der Kreisliga B, ist für ihn keine überraschende Erkenntnis. „Die Qualität der Mannschaften ist einfach auf einem höheren Niveau, aber das war von vornherein klar“, weiß Simon Niesner, der keinen allzu breiten Kader hat: „Fallen einzelne Leistungsträger aus, ist das für uns nicht zu kompensieren“, sieht er einen weiteren Grund dafür, dass die „Rote Laterne“ über den Winter im oberen Wehratal leuchtete.

„Spaß am Fußball ist das Wichtigste“

Obwohl die sportliche Situation genügend Anlass zur Sorge gibt, hat das den Elan und die Freude am Fußball bei Simon Niesner nicht geschmälert: „Ich liebe es, auf dem Platz zu stehen, mit den Jungs zu arbeiten und Fußball zu spielen“, betont er: „Die Stimmung in der Mannschaft ist trotzdem super. Es macht einfach Spaß und das ist für mich das Wichtigste.“

Kritisches Trainerteam: Thomas Sachs (links) und Simon Niesner beobachten ihr Team genau, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Kritisches Trainerteam: Thomas Sachs (links) und Simon Niesner beobachten ihr Team genau, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Dabei sieht sich Simon Niesner gar nicht so sehr in der klassischen Trainerrolle. „Ich fühle mich eher als Teil der Mannschaft, der gern im Training mit den Jungs Fußball spielt und ich ihnen mit meiner Erfahrung helfen kann, besser zu werden“, beschreibt er seine Intention: „Natürlich ist es für mich wichtig, die Mannschaft taktisch auf den Gegner einzustellen und zu versuchen, ihr vom Spielfeldrand aus zu helfen und mit den Jungs dann die Probleme zu analysieren. Aber letztlich bin ich mehr Fußballspieler als Trainer“, erklärt Niesner sein Selbstverständnis.

Das könnte Sie auch interessieren

Start ins Traineramt war so nicht geplant

Das ist auch der Grund, warum Niesner eher zufällig als geplant ins Traineramt rutschte. „Im Jahr 2017 spielte ich beim FC Wehr in der zweiten Mannschaft, als Trainer Erkin Avul aufhörte. Als ältester und erfahrenster Spieler wurde ich gefragt, ob ich die Jungs trainieren könnte“, erinnert er sich an seine Anfänge. Seine fußballerischen Wurzeln hat Simon Niesner beim FC Wehr, in dessen Jugend er mit Fußball begann. Nach Stationen als Aktiver beim FC 08 Bad Säckingen und an seinem Studienort Ludwigshafen kehrte er 2009 zum FC Wehr zurück, um dort in der Reserve zu spielen.

Simon Niesner zur Situation in der Liga Video: Ralf A. Schäuble

Zum SV Todtmoos war er eigentlich als Spieler der Alten Herren gekommen. „Nach meiner Trainertätigkeit beim FC Wehr wollte ich eigentlich wieder Fußball spielen“, erzählt Simon Niesner, der mit seiner Familie in Herrischried lebt. Doch beim SV Todtmoos wurde schnell erkannt, dass er auch für die „Erste“ ein interessanter Spieler ist und „beförderte“ ihn prompt zu den Aktiven.

Rückkehr nach 42 Jahren in die Kreisliga A

Als dann Trainer Kenan Erol in der Winterpause der Saison 2022/23 sein Amt niederlegte, wurde Simon Niesner von der Führung des Vereins als Nachfolger gewonnen. Es passte auf Anhieb, die Elf erreichte zum Saisonende den dritten Platz in der Kreisliga B-2, verpasste nur um einen Punkt auf die SG Grenzach-Wyhlen die Relegation zur Kreisliga A.

Torgarant: Für Trainer Simon Niesner ist Torjäger Adrian Malzacher (links) ein wichtiger Leistungsträger. Der Stürmer erzielte 15 der 35 ...
Torgarant: Für Trainer Simon Niesner ist Torjäger Adrian Malzacher (links) ein wichtiger Leistungsträger. Der Stürmer erzielte 15 der 35 Todtmooser Tore, steht damit auf Platz drei der Torschützenliste. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Im Jahr darauf legten die Todtmooser nach. Sie schafften als Meister den Triumph und kehrten nach 42 Jahren wieder in die Kreisliga A zurück: „Ja, das ist natürlich ein toller Erfolg – für den Verein und mich. Aber es war von vornherein klar, dass es für uns in der Kreisliga A schwer werden würde“, so Niesner. Deshalb sieht er die aktuelle Situation ganz pragmatisch: „Ich bin überzeugt, dass wir den Verbleib in der Liga schaffen können. Und wenn nicht, wird es auch weiterhin Spaß machen, Fußball beim SV Todtmoos zu spielen.“