100 Jahre Vereinsgeschiche – zehn Fußballvereine aus dem Bezirk Hochrhein hatten dem Jahr 2020 mit großer Vorfreude entgegen gefiebert. Gemeinsam mit Mitgliedern, Freunden, Sponsoren und Offiziellen wollten sie in diesem besonderen Jahr ihr rundes Jubiläum feiern. 2020 wurde tatsächlich ein besonderes Jahr, doch nicht im Sinne der Jubiläumsvereine. Die weltweite Corona-Pandemie warf nahezu alle Planungen über den Haufen. Wir hörten uns kurz vor Jahresende bei den Clubs um.
Zumindest mit seinem Festakt hatte der SV Jestetten gerade noch Glück. Mit einer absolut sehenswerten, fünfstündigen aber doch äußerst kurzweiligen Gala der Extra-Klasse begeisterte der Bezirksligist seine Besucher am Schalttag, 29. Februar. Voraus gegangen war dem Abend ein Familienfest mit Übergabe des neuen Vereinsbusses. Doch wenige Tage später stoppte das Corona-Virus die weiteren Planungen des Organisations-Teams um Roland Fischer. Das für Juli geplante Fest mit SWR1-Disco, VIP-Fußballspiel, J-Town Party und Countryabend wurde mussten vom Terminkalender gestrichen werden – und zwar ersatzlos, wie Vorsitzender Sebastian Huber erklärt: „Schade um die ganze Arbeit, aber wir haben jetzt mit dem Jubiläum abgeschlossen.“

Auf jeweils 100 Jahre blickt ein Trio im Wutachtal zurück. Wobei sich die Verantwortlichen beim SV Stühlingen schon frühzeitig darauf geeinigt hatten, kein großes Fest zu veranstalten: „Im Nachhinein war das unser Glück. Unser Aufwand war im Vergleich zu anderen Jubiläumsvereinen somit eher gering“, so Vorsitzender Dietmar Vollmer und betont: „Es tut mir wirklich leid, dass diese Vereine alle Veranstaltungen absagen mussten.“ Für den Sommer war ein Sport-Wochenende mit Spielen aller Mannschaften geplant. Zum Ehrungsabend sollten sich die Mitglieder im Oktober im Konradsaal treffen: „Diesen Abend mussten wir leider absagen“, so Vollmer: „Die Ehrungen werden wir dann wohl in der Hauptversammlung 2021 nachholen.“
Bei der Spvgg. Wutöschingen planten rund 20 Mitglieder im Festausschuss nahezu drei Jahre lang das große Jubiläum und feilten eifrig am Programm: „Es wäre ein schönes Fest im Rahmen der traditionellen Sportwoche geworden“, ist Heiko Kaiser, der sich mit Karlheinz Silbereis den Vorsitz des Vereins teilt, absolut überzeugt: „Alle Mannschaften hätten sich präsentiert, zwei Bands sollten zum Tanz aufspielen. Auf der Wutach hätten wir das beliebte und mit tollen Preisen dotierte Entenrennen veranstaltet.“ So ganz umsonst soll der Aufwand nicht gewesen sein, betont Kaiser: „Wir starten Mitte Juli 2021 einen zweiten Versuch.“ Integriert wird das Festbankett ins Programm: „Dazu hatten wir auf den 6. November in die Ofteringer Klosterschüer eingeladen – und mussten absagen.“
Vereins-Geburtstage 2020 im Westen des Bezirks Hochrhein
Wenige Kilometer südlich wollte Lokalrivale VfR Horheim-Schwerzen ebenfalls feiern, was zumindest teilweise gelungen ist. „Wir haben es riskiert, das Küssaburg-Turnier auszurichten – und wurden für unseren Mut und für unser Konzept gelobt“, freut sich der Vorsitzende Jürgen Simon, der zuversichtlich ist, dass Jugendtag und Festbankett am ersten Juli-Wochenende 2021 nachgeholt werden können. Richtig stolz ist Simon auf den VfR-Coup mit dem Sticker-Album: „Das war eine tolle Sache. Das ganze Dorf hat gesammelt, Kindergartenkinder und betagte Rentner haben begeistert geklebt. Noch immer kommen Anfragen nach einzelnen Bildern“, schmunzelt Simon, der für die von Bernd Kaiser entwickelte Idee großen Zuspruch bei Sponsoren erlebte: „Die waren hellauf begeistert von der außergewöhnlichen Idee und haben uns dabei sehr gut unterstützt.“
Hatten die Jestetter mit dem Festbankett noch Glück, erwischte es den FC Erzingen hingegen eiskalt: Einladungen und Festschrift waren bereits verschickt. Doch wegen der strengen Corona-Einschränkungen mussten das fürs Ende März geplante Festbankett und der Brass-Abend kurzfristig abgesagt werden. Auch das Fußballprogramm im Juli fiel den Auflagen zum Opfer: „Wir hatten wirklich Glück, dass uns die Musiker sehr entgegen gekommen sind“, so Vorsitzender Thomas Indlekofer: „Der finanzielle Schaden hält sich in Grenzen.“ Als neuen Termin für ein reduziertes Fest-Programm visiert der Verein einen Termin im Herbst 2021 an.

Seit 70 Jahren wird beim SV Herten gekickt. Ein Jubiläumsfest im herkömmlichen Sinn plant der Verein allerdings erst in fünf Jahren: „Den 70. Geburtstag wollten wir trotzdem in kleinem Rahmen mit etwas Musik bei unserer traditionellen Metzgete feiern“, so der kürzlich wieder gewählte Vorsitzende Stefan Weber: „Wegen Corona mussten wir alles absagen, hatten aber zuvor auch keinen großen Aufwand – so gesehen, haben die Sau und wir durchaus Schwein gehabt.“
Dass und wie der 70. Geburtstag gefeiert werden könnte, war durchaus Thema beim B-Kreisligisten FC Dettighofen: „Wir wollten das im Rahmen unseres Grümpelturniers einbauen, konnten uns aber nicht einigen“, blickt Schriftführer Robin Frey zurück: „Wegen Corona hatte sich das schnell erledigt.“ Ganz abgehakt ist das Jubiläum nicht. In Absprache mit Gemeinde und Revierförster steht noch in diesem Jahr eine besondere Aktion an: „Wir werden 70 Bäume als symbolische Geste pflanzen“, so Frey und fügt lachend hinzu: „Aber im Gemeindewald und nicht auf dem Sportplatz, den wir hoffentlich bald wieder nutzen dürfen.“

Bezirksligist SV Buch hätte im Juli zu gern auf ein halbes Jahrhundert geblickt, das Programm stand im Wesentlichen fest. Dem Festbankett am Freitag hätte sich am Samstag ein Tanzabend mit der reaktivierten „Black Spider Band“ angeschlossen: „Die Musiker hatten schon mit Proben begonnen“, so Vorsitzender Rainer Kuttruff: „Angedacht war ein attraktives Einlagespiel, aber da wir frühzeitig abgesagt haben, wurde das nicht weiter verfolgt.“ Feste Zusagen hatte er von Fußballakrobat Patrick Bäurer aus Blumberg für einen Auftritt, sowie von Fußballexperte Jochen Schneider. Der Sportvorstand des FC Schalke 04 hat private Verbindungen in die Region und hätte beim Festbankett ein sicher spannendes Referat gehalten. Ob der Verein 2021 einen erneuten Anlauf startet, lässt Kuttruff offen: „Wir warten die Entwicklungen ab. Eventuell beschränken wir uns darauf, die noch ausstehenden Ehrungen im kleinen Rahmen auszusprechen.“
Ein Fest-Wochenende mit Cocktail-Party, Familien-Tag, Europameisterschafts-Party und einem Brunch für Mitglieder und Sponsoren hatte der C-Kreisligist SV Luttingen zum „Fünfzigsten“ geplant, so Vorsitzender Thomas Krohs: „Da wir aktuell nicht wissen, ob und wie lang die Saison verlängert wird, ist es schwierig fürs nächste Jahr eine Wiederholung zu planen. Ein Fest in kleinerem Rahmen soll es aber geben.“

Die seit 2013 bestehende SG Mettingen-Krenkingen hätte in diesem Sommer sogar zwei Feste feiern können. Der SV Untermettingen blickt auf 90 Jahre zurück, der SV Krenkingen wurde vor 70 Jahren gegründet: „Wir feiern diese beiden Geburtstage erst im kommenden Jahr“, verspricht Sportchef Christian Fischer: „Dann wird der neue Kunstrasen in Untermettingen fertiggestellt sein.“
Weitere runde Geburtstage
Auf 120 Jahre blickt der TuS Stetten als scheinbar zweitältester Club im Bezirk Hochrhein. Die Fußball-Abteilung pflegt die Tradition des 1912 gegründeten Fußballklub Stetten: „Somit gibt es derzeit keinen Anlass zum feiern“, so Vorsitzender Jürgen Talmon-Gros.
Zehn Jahre nach ihrem „Hundertjährigen“ sahen die nun 110 Jahre alten VfB Waldshut, FV Tumringen und SV Weil keinen Grund, sich erneut mit Feierlichkeiten zu befassen. Auf 110 Jahre könnte auch der FC Friedlingen zurück blicken. Der Weiler Stadtteil-Verein fusionierte aber vor drei Jahren mit dem 1990 gegründeten FC Bosporus Weil: „Wir haben zum 110-Jährigen nichts geplant“, so Vorsitzender Teberdar Yildirim vom Bosporus FC Friedlingen: „Einzig Weihnachtsfeiern für Jugend und Aktive waren angedacht – und sind bereits abgesagt.“
Beim SV Lottstetten, der gemeinsam mit dem SV Altenburg spielt, wurde über eine Feier zum 90. Geburtstag nachgedacht: „Es gab die Idee, mit dem vor 60 Jahren gegründeten Skiclub zu feiern. Daraus wurde aber nichts“, so Vorsitzender Oliver Langner.