Allmählich könnte man sich fragen, ob die Rheinfelder Fußballer in dieser für sie so erfolgreichen Saison einfach nur überragend gut sind oder ob sie einen funktionierenden Draht nach ganz oben haben. Trotz ihrer offensichtlichen Qualität, in diesen Monaten besser zu sein als die anderen Mannschaften in ihrer Liga, ist es nicht so, dass sie seit August nie vor einer Niederlage standen. Doch wenn es brenzlig wird, naht Hilfe. Meist kommt von irgendwoher ein Tor.
Diesmal war es Yusuf Cam, der von der Reservebank ins Spiel geschickt wurde und gegen den SV Ballrechten-Dottingen in der Nachspielzeit dafür sorgte, dass die beeindruckende Serie der Rheinfelder noch ein bisschen beeindruckender geworden ist.
Fußball-Landesliga in Zahlen
Almin Mislimovic hatte wieder einen seiner schönen Momente gehabt. Nur noch ein paar Minuten waren auf der Uhr, als er kurz nach Gelb-Rot für die Gäste (87.) eine der letzten Offensiv-Aktionen initiierte. Mislimovic entschied sich nach Pass von Serkan Korkmaz auf seine linke Seite für eine anspruchsvolle Option, er schlug einen präzisen Seitenwechsel auf Cam – und der traf zum 2:2-Ausgleich (90.+3). Ein starker Moment, und einer, als ob der Fußballgott nach unten übermitteln wollte, nein, macht Euch keine Illusionen, diese Rheinfelder werden in dieser Saison kein Spiel verlieren.
Man hätte „zur Pause 3:1 oder 4:1 führen können. Da haben wir dicke Chancen liegengelassen“, merkte FSV-Trainer Musa Musliu nach dem siebten Unentschieden dieser Runde etwas kritisch an, und wie das so ist, müsse man am Ende „über das Unentschieden froh sein“. Vor der Pause hatten sich beide Mannschaften dabei abgewechselt, das Null-zu-Null zu halten und Chancen zur Führung vergeben.
FSV-Keeper Oguz Ozan hatte Glück, dass zwei Schnitzer unbestraft blieben. Doch vor allem die Rheinfelder bekamen klare Möglichkeiten offeriert. Nach 30 Minuten nutzte Ivan Atlija eine seiner nächsten Chancen, diesmal einen Ausrutscher der Gäste, zum 1:0 (30.), das Spiel beruhigt hatten sie damit aber nicht. Marco Müller traf auf der anderen Seite den Pfosten (42.), ehe die Dottinger nach der Pause innerhalb von fünf Minuten in Führung gingen.
Erst traf Angelo Minardi per direktem Freistoß (50.), dann war Müller durch (55.), was Spuren beim Tabellenführer hinterließ. Man habe eine Zeitlang nur selten konstruktive Ballaktionen hinbekommen, habe mit wenigen Varianten gespielt, so Musliu. Ein nicht geahndeter, aber „klarer Handelfmeter“ hätte allerdings schon früher zum Ausgleich führen können, befand der Rheinfelder Trainer. Auch eine Top-Chance (90.+5) nach Yusuf Cams Ausgleich blieb noch ungenutzt. So blieb bei Musliu eher der Eindruck von verschenkten zwei Punkten zurück.
Das 2:2 im Heimspiel war kein zufriedenstellender Ertrag für einen ungeschlagenen Tabellenführer, doch es sind nun 21 Spiele ohne Niederlage für den FSV. Die Rheinfelder haben sich in den vergangenen Monaten in eine so komfortable Lage gebracht, dass ein Unentschieden gegen einen Abstiegskandidaten kein Loch in den Punkteetat reißt.
Das Remis gegen die Dottinger war nicht tragisch für das Tabellenbild, es sind weiter acht Punkte zum Zweitplatzierten. Die Gegner „stehen eben auch richtig gut“, er spüre in den Spielen eine gewisse Bürde als Tabellenführer, sagte Musliu. „Es ist nicht so, dass wir einfach so unsere Spiele gewinnen oder punkten. Man merkt den Unterschied, das sagen auch die Spieler: Die Gegner geben noch etwas mehr als sonst.“ Und doch spricht im Moment viel dafür, dass die Rheinfelder sich in dieser Saison nicht mehr aufhalten lassen. Und vielleicht sogar ohne Niederlage bleiben. Elf Chancen haben die Gegner noch.