An ihm ist schon so mancher gegnerische Stürmer verzweifelt. Der Mann hält seinen Kasten aber nicht sauber, weil er wieselflink zwischen den Pfosten wirbelt. Nein – er macht‘s mit überragendem Stellungsspiel und Erfahrung.
Kein Wunder, denn Marc Schulze ist „schon“ 35 Jahre alt. „Meine Stärken sind auf der Linie“, sagt er. Wenn andere hechten, steht er eben meist goldrichtig.
Marc Schulze vom FC Geißlingen hat sein Talent geerbt. Opa Werner Eckert war im Vorstand des FC Geißlingen, spielte ebenso als Torwart wie Marcs Vater Andreas Schulze.

Dieser hatte seinem Marc wohl die Handschuhe in die Wiege gelegt. „Mit drei Jahren habe ich im Verein trainiert“, erinnert sich Marc Schulze an seine früheste Kindheit und auch an gemeinsame Zeiten mit seinem Bruder Tim, mit dem er später in der ersten Mannschaft spielte.
Marc Schulze wechselte den Verein nie und schaffte mit 17 Jahren den Sprung in die erste Mannschaft, die damals in der Kreisliga B spielte und 2007 in die Kreisliga A aufstieg. „Das ist unsere Liga“, sagt er und schwärmt: „In keiner anderen Liga gibt es so viele Derbys für uns. Hier geht‘s gegen viele Nachbarvereine von uns. Das macht Spaß.“
Kurze Anfahrtswege, tolle Zuschauerkulissen, von denen selbst Landesligisten nur träumen können. „Wenn‘s gegen den FC Grießen geht, brennt die Hütte. In den letzten zwölf Derbys gegen den FC Grießen haben wir mit mir im Tor nie verloren“, sagt Schulze mit einem Zwinkern.
„Unsere Kabinenpartys sind legendär“, versichert Schulze. Dass die Geißlinger „Feierbiester“ ihre Siege gern zelebrieren, bewiesen sie vor fünf Jahren, als ihnen der Aufstieg in die Bezirksliga gelang.

Da der Vorsprung auf die Konkurrenz satte zwölf Punkte betrug und der einmalige Erfolg in der Geißlinger Vereinsgeschichte schon vier Spieltage vor Saisonende festgestanden hatte, wurde eben vier Wochen lang – zumindest an den Wochenenden – gefeiert.
Am letzten Spieltag nahmen sich alle Geißlinger sicherheitshalber den Montag darauf frei. Schulze schwärmt noch heute: „Nach dem Sieg beim FC Hochrhein sind wir von Stetten nach Geißlingen in einem Traktor mit Anhänger gestanden und haben gesungen.“
Die SÜDKURIER-Serie
„Geißlingen – das ist eine andere Welt“
Auch der damalige Trainer Markus Eggert, der beim FC Grießen groß geworden war, schwärmte im Gespräch mit dem SÜDKURIER: „Geißlingen – das ist eine andere Welt. Es herrscht eine Rieseneuphorie. Das ganze Dorf steht dahinter. Wahnsinn.“ Der Musikverein spielte, der Chor sang. Ein ausgiebiges Bad im Dorfbrunnen und eine Riesenfete folgten. Dass das Intermezzo des FC Geißlingen in der Bezirksliga nur eine Saison dauerte und 2018 der Abstieg folgte, ist eine Randnotiz.

Für Marc Schulze war stets klar, dass der FC Geißlingen seine sportliche Heimat ist. Angebote von Bezirksligisten hatte er schon, doch er lehnte ab. „Geld und Prämien spielen bei uns keine Rolle. Ich kaufe meine Kickschuhe und Handschuhe lieber selber“, sagt er.

Der Verein ist fest im Gemeindeleben verankert. Er richtet jährlich sein Sommerfest aus, den Adventsmarkt und den Ostermarkt. „Unser Vereinsleben ist intakt“, versichert Schulze, der beruflich als Tourismusmanager beschäftigt ist.
Viele Freundschaften sind im Verein entstanden. So wie mit Pascal Bercher. Mit dem 32-jährigen Spieler ist Schulze gemeinsame Wege gegangen. „Ich bin Trauzeuge bei seiner Hochzeit im Juli“, freut sich Schulze.
Kommende Saison will er nochmals ins Tor. Diese Runde war für ihn frühzeitig beendet, da er sich im Derby gegen den FC Grießen die Hand gebrochen hat. Schulze: „Ich will die 20 Jahre als Aktiver voll machen, und da fehlen noch zwei Jahre.“
Ein zweites Standbein hat er sich aber bereits geschaffen. Seit einem Jahr ist er Jugendleiter. „Die Arbeit mit Kindern macht Spaß“, sagt er.