Ronny Zimmermann, am Freitag haben den Sie Jugendtrainer Michael Bauder vom FC Wehr als „Amateur des Jahres“ geehrt. Warum ist es wichtig, Persönlichkeiten wie ihn hervorzuheben, wenn es um das Engagement im Amateurfußball geht?
Zimmermann: Ganz einfach: Weil es ohne Ehrenamt im Fußball nicht geht. Wir als DFB danken den Ehrenamtlichen mit Auszeichnungen in verschiedensten Kategorien. Wertschätzung ist der Verdienst des Ehrenamts. Wir wollen den herausragenden Persönlichkeiten „Danke“ sagen.
Welche Bedeutung hat das Engagement von Michael Bauder für den Amateurfußball?
Zimmermann: Die Bedeutung lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Er kümmert sich um das Wichtigste, was wir Menschen haben. Das sind die Kinder. Er bringt ihnen nicht nur Fußball, sondern auch Werte wie Toleranz bei. Solche Menschen brauchen wir in Deutschland.
Was können sich andere Trainer und Funktionäre im Amateurfußball von ihm abschauen?
Zimmermann: Dass es im Fußball nicht nur um das Ergebnis geht. Es geht um viel mehr als das. Die Kinder sollen im Vordergrund stehen, egal ob ein Spiel gewonnen oder verloren wird.

Der DFB meldete im vor wenigen Tagen veröffentlichten Lagebild einen weiteren Rückgang der Spielabbrüche im Amateurfußball. Ist das auch ein Verdienst von Personen wie Michael Bauder?
Zimmermann: Natürlich, aber bei diesem Lagebild gehen die Werte immer hoch und runter. Das haben uns die vergangenen elf Jahre gezeigt. Klar ist, dass es ohne Menschen wie Michael Bauder dramatisch schlechter aussehen würde. Jeder im Verein, der seine Mitmenschen richtig behandelt, leistet einen Beitrag dazu, dass Fußball eine richtig coole Sache ist und Spaß macht. Spaß machen tut Prügeln sicherlich nicht.
Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe dafür, dass die Zahlen von Spielabbrüchen nun das zweite Jahre in Folge sinken?
Zimmermann: Wir glauben, dass die Kapitänsregel bereits Wirkung zeigt. Das Gedränge um den Schiedsrichter wird weniger. Es kann allerdings auch noch viel besser werden. Außerdem glauben wir, dass das neue Stopp-Konzept, bei welchem der Schiedsrichter die beiden Mannschaften in ihre Strafräume schicken kann, hilft.

Allerdings gibt es auch viele Schiedsrichter, die keinen Gebrauch von diesem Konzept machen.
Zimmermann: Wir haben 63.000 Schiedsrichter und 2,5 Millionen Spieler. Es dauert, bis es alle verstanden und verinnerlicht haben. Wir glauben, dass es zwischen drei und fünf Jahren dauert, bis neue Regeln und Konzepte halbwegs durchgedrungen sind. Deshalb hatten wir anfangs auch nicht die höchsten Erwartungen.
Welche weiteren Regeln plant der DFB, um den Trend auch in den kommenden Jahren fortzuführen?
Zimmermann: Wir haben den Schiedsrichtern in den vergangenen Jahren viel zugemutet. Auch die neue Torwart-Regel ist eine zusätzliche Aufgabe für die Schiedsrichter, die ihren Job ebenfalls ehrenamtlich machen. Deshalb werden wir es erstmal bei den beiden Maßnahmen belassen, bis sie funktionieren und wir es bewerten können.
Dafür gibt es allerdings andere Maßnahmen. Welche sind das?
Zimmermann: Genau. Wir wollen den Fokus jetzt eher auf die Vereine legen. Als ersten Schritt bieten wir eine Online-Schulung für Vereine an, welche auf die Pflichten der Vereine aufmerksam macht. Die Grundidee war, dass wir alles so einfach wie möglich darstellen. Wir wollen den Vereinen klar machen, dass es auch ihr Job ist, dafür zu sorgen, dass auf dem Sportplatz nichts passiert.
Der Verein „ROOTS – Against Racism in Sports“ kritisierte das Lagebild. Für sie verschleiern die Zahlen die Realität. Außerdem wird argumentiert, dass viele Fälle von Diskriminierung nicht gemeldet werden. Wie stehen Sie dazu?
Zimmermann: Ich habe Verständnis für die Kritik. Wir wären ziemlich überheblich, wenn wir denken würden, dass in den Statistiken jeder Fall drin ist. In jeder Statistik zur Kriminalität steckt nur das, was man auch mitbekommt.
Was können Sie als DFB dagegen tun?
Zimmermann: Wir können nur dazu aufrufen, dass Fälle von Diskriminierung und Gewalt gemeldet werden. Wir versuchen weitere Meldewege zu schaffen, sodass nicht nur der Schiedsrichter melden kann. Auch die Betroffenen sollen solche Fälle direkt beim Verband melden können. Damit wollen wir dafür sorgen, dass das vermeintlich unscharfe Lagebild schärfer wird.
Fragen: Jan Zipfel