Wie wertvoll sein langjähriger Einsatz in der Nachwuchsarbeit ist, weiß man beim FC Wehr schon lang. Nun aber wird das Engagement von Michael Bauder in der breiten Öffentlichkeit gewürdigt. Der 37-jährige Familienvater wurde vom Deutschen Fußballbund zum „Amateur des Jahres“ gekürt. Basis dieser Auszeichnung war eine deutschlandweite Online-Abstimmung und das Votum der prominent besetzten Jury – unter anderem mit den Nationalmannschafts-Spielführern Joshua Kimmich und Giulia Gwinn sowie DFB-Sportdirektor Rudi Völler und DFB-Präsident Bernd Neuendorf.

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Michael Bauder, Glückwunsch zum Sieg bei der Wahl. Wo feiern Sie den Erfolg?

Bauder: Feiern ist vielleicht zuviel gesagt. Aber wir sind gerade auf Familienurlaub in der Toskana. Als die Nachricht kam, haben wir uns alle natürlich riesig darüber gefreut. Vor allem, weil die ganze Sache ja sehr überraschend für mich war. Dass mich Ahmet Yegit bei fussball.de angemeldet hat, wusste ich gar nicht. Davon habe ich erst im März durch einen Anruf des DFB erfahren. Die haben mir mitgeteilt, dass ich in der Auswahl der besten fünf Teilnehmer gelandet bin.

Welchen Ansatz haben Sie, sich beim FC Wehr so zu engagieren?

Bauder: Einerseits natürlich, weil unsere Söhne Jakob und Mats beim FC Wehr mit Begeisterung Fußball spielen, aber auch durch meine eigene Vergangenheit als Fußball und durch meine Arbeit als Sonderpädagoge bei der Einrichtung „Tüllinger Höhe“ in Lörrach. Dort unterrichte ich quasi alles, aber mit Vorliebe natürlich Sport.

Immer noch aktiv: Michael Bauder trainiert nicht nur den Nachwuchs, sondern spielt auch immer noch aktiv in der 3. Mannschaft. Das Foto ...
Immer noch aktiv: Michael Bauder trainiert nicht nur den Nachwuchs, sondern spielt auch immer noch aktiv in der 3. Mannschaft. Das Foto entstand vor drei Jahren, als er bei der SG FC Wehr/Brennet ausgeholfen hat. | Bild: Scheibengruber, Matthias

Weshalb legen Sie beim FC Wehr den Fokus vor allem auf dem Kinderfußball?

Bauder: Unser Ziel ist es, die Kinder für Bewegung und Spaß am Sport zu begeistern. Fußball steht für mich da tatsächlich erst an zweiter Stelle. Wenn die Kinder später feststellen, dass sie mehr Freude an einer anderen Sportart haben, ist das völlig in Ordnung. Wichtig ist, dass sie dem Sport erhalten bleiben.

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Wie umfassend ist Ihre Aufgabe im Verein?

Bauder: In erster Linie organisiere und koordiniere ich als Vize-Jugendleiter den Kinderfußball. Das sind derzeit von den Bambini bis zu den E-Junioren – also Kinder bis zehn Jahre – rund 160 Mädchen und Jungs, die bei uns betreut und trainiert werden. Ich selbst trainiere die F1-Junioren, bei denen unser Mats mitspielt. Jakob ist etwas jünger und spielt bei den Bambini mit.

Bei 160 Kindern braucht es doch einen riesigen Trainerstab und vor allem auch Platz auf den Sportplätzen?

Bauder: Tatsächlich haben wir rund 20 Personen für diese Aufgaben gewinnen können. Betreut werden die Gruppen an drei Wochentagen, zwischen 17 Uhr und 19.30 Uhr, auf dem sanierten Uwe-Wassmer-Kunstrasenplatz und im Frankenmattstadion. Die Absprache mit den Nutzervereinen klappt übrigens sehr gut. Der Trainerstab besteht vielfach aus interessierten Eltern. Das sind nicht alles zwingend Fußballfachleute. Sie sind aber sehr motiviert, den Kindern den Spaß und die Leidenschaft an Bewegung und Spiel zu vermitteln.

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Ein wenig Fußball-Kenntnis sollte aber schon sein?

Bauder: Das kommt automatisch, wenn man sich engagiert. Die Basis unserer Arbeit ist das 2023 neu eingeführte FuNino-Konzept im Kinderfußball. Zusätzlich ermöglicht der FC Wehr den interessierten Eltern, das Kinderfußball-Zertifikat zu erlangen.

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Bei dieser Weiterbildung sind Sie ebenfalls aktiv?

Bauder: Ja, in Kooperation mit dem SC Freiburg bietet der Südbadische Fußballverband (SBFV) eine dezentrale Weiterbildung an. Möglichkeiten gibt es dabei beim FC Wehr, aber im Juno beispielsweise auch beim FC Schönau.

Wie aufwändig fällt dieser Lehrgang aus?

Bauder: Wir haben zwei Online-Phasen über jeweils zwei Wochen, die jeweils mit einem Praxistag abgeschlossen werden. Insgesamt dauert es also rund vier Wochen mit einem übersichtlichen Zeitaufwand von sechs bis acht Stunden pro Online-Block. Eine Prüfung ist nicht vorgesehen.

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Sie haben beim FC Wehr ja nicht nur den Kinderfußball neu strukturiert, sondern sich auch innovativ tätig?

Bauder: Richtig, wir haben in Wehr zum neuen Schuljahr eine FSJ-Stelle bekommen, die sich der FC Wehr und die beiden Grundschulen – Talschule und Zelgschule – teilen. Max Leutzbach – bei uns Nachwuchstrainer bei den C-Junioren, die in die Landesliga aufsteigen und zusätzlich bei der F2 – hat die Stelle bekommen. Er steht zu 30 Prozent dem Verein und zu 70 Prozent den Schulen zur Verfügung.

Welche Aufgaben hat er dabei?

Bauder: Er stellt eigene Projekte auf die Beine, so beispielsweise eine Mädchenfußball AG für die beiden Schulen. Weiter unterstützt er als pädagogische Ergänzung die Lehrkräfte im Sportunterricht. Zudem kümmert sich Max um die sportliche Betreuung der Kinder in den Pausen und am Nachmittag.

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Neben der beruflichen Tätigkeit und dem Einsatz beim FC Wehr sind Sie ehrenamtlich auch SBFV-Stützpunkttrainer in Obersäckingen für den älteren Jahrgang der E-Junioren. Was ist Ihre Motivation bei diesem umfassenden Engagement für den Kinderfußball?

Bauder: Ich möchte die Kinder in erster Linie für Sport und Bewegung begeistern. Mir ist es besonders wichtig, dass sie grundsätzlich dem Sport langfristig erhalten bleiben und im Idealfall die Zukunft des FC Wehr sind.

Fragen: Matthias Scheibengruber