Kinderfußball: – Neue Wege ging der FC Wehr bei seinem Hallenturnier für die kleinsten Fußballerinnen und Fußballer. In der Seebodenhalle wurden die vom Südbadischen Fußballverband geschaffenen neuen Spielformen – auf dem Feld „FUNino“ genannt – durch das Team um Jugendleiter Ahmet Yegit nun auch für die Halle umgesetzt.
Die neuen Durchführungsbestimmungen im Kinderfußball haben medial bereits hohe Wellen geschlagen. Während die Helmers, Hamanns und Watzkes dieser Fußballwelt als hauptberufliche Fußballkritiker laut Kund getan haben, dass das nichts werden könne, schreiten die ehrenamtlich Tätigen an der Basis zur Tat und setzen die Vorschläge um. Beim jüngsten Hallenturnier des FC Wehr kickten die G- und F-Junioren – also Kinder bis acht Jahre – im Rahmen dieser neuen Bedingungen.
Wechseln wie beim Eishockey
Das Parkett der Seebodenhalle wurde in mehrere Spielfelder für die insgesamt zehn Teams aufgeteilt. Die Kleinsten spielten jeweils mit drei Kindern pro Team auf jeweils zwei gegnerische Tore. Schiedsrichter brauchte es genauso wenig, wie Tabellen und Ergebnisse. Auffällig war besonders das muntere Durchwechseln, was die Zuschauer an Eishockey erinnerte.

Prominente Kritiker gab es bereits. Intern habe die Jugendleitung des FC Wehr ebenfalls gegen Widerstände angehen müssen, stehe aber geschlossen hinter dem Konzept, wie zu hören war. Denn bei genauerem Hinsehen offenbaren sich wertvolle Veränderungen im Sozialverhalten: Die Spieler stehen im Mittelpunkt, nicht der Ehrgeiz der Trainer. Die Kinder handeln und entscheiden in größerer Selbstverantwortung.
Wichtig sei ebenso, dass alle im Team zum Zug kommen und nicht nur die Talentierten. „Mehr Freude heißt, dass mehr Kinder dem Sport erhalten bleiben. Was natürlich gut für die Gesellschaft ist“, betont Michael Bauder aus dem Jugendleitungsteam des FC Wehr: „Nach der Corona-Pandemie ist es wichtig, wieder mehr Bewegungsvielfalt anzubieten. Es war zudem eine sehr faire Stimmung zu beobachten, insbesondere auch von Trainern und Eltern!“
Rücksicht statt Torschuss
Eine Szene beeindruckte Bauder besonders: „Als zwei Kinder zusammenprallten, sprang der Ball einem weiteren Kind vor die Füße. Dieses verzichtete jedoch auf den Schuss auf das leere Tor, um sich um die gestürzten Kinder auf dem Boden zu kümmern“, erzählt Bauder. Dieses rücksichtsvolle Verhalten würde in heutigen Zeiten bestimmt mehr helfen, als so manche Eskalation, wie sie immer öfter bei Jugendspielen von Trainern und Eltern ausgehe.

Ausdrücklich unterstrich Michael Bauder die große Bereitschaft zum Engagement im Verein: „Philipp Dreitschke, der für die Gastronomie verantwortlich war, hat vorab gut 20 Stunden investiert, stand währen der drei Turniertage sicher 30 Stunden zur Verfügung und half im Anschluss noch einmal zehn Stunden.“
In diesem Zusammenhang erscheinen Vorschläge, das Ehrenamt mit Deutschlandticket oder ermäßigten Eintritten in öffentliche Einrichtungen zu würdigen, gerecht. Bauder formuliert es treffend: „Es wäre eine Wertschätzung für gesellschaftliche Wertschöpfung! Aber solang das Ehrenamt nicht gleichberechtigt zum Lohnerwerb gestellt wird, bleibt es schwer, Leute zu bekommen.“ Auch im Verein gab und gebe es wiederholte Diskussionen darüber, wie Anreize für ein ehrenamtliches Engagement geschaffen werden können.
Ehrung für Max Leutzbach
Ein weiteres Beispiel für Einsatzbereitschaft beim FC Wehr war der 17-jährige Max Leutzbach. Er ist Mitglied der Jugendleitung, Jugendtrainer, Schiedsrichter und Stadionsprecher in Personalunion. Er wurde vom Verein als DFB-Fußballheld bei den „Unter 25-Jährigen“ nominiert. Leutzbach hat den Preis im Bezirk Hochrhein gewonnen: „Jeder im Verein hat ihm das von Herzen gegönnt“ , freut sich Bauder.

Das Fazit des Turniers im neuen Konzept fällt für Ahmed Yegit und sein Team sehr positiv aus: „Wir haben sehr gute Erfahrungen gewonnen, die Atmosphäre war durchweg gut und die Kinder hatten viel Freude an der neuen Spielform. Alle Kinder hatten viele Ballaktionen und die faire Stimmung auf dem Feld ermöglichte eine faire Stimmung in der ganzen Halle.“
Erlebnis vor Ergebnis
Das neue Konzept ist also nicht nur ein Programm zur Verbesserung der fußballerischen Fähigkeiten, es birgt auch ein sehr kluges soziales Konzept in sich. Das Erlebnis über das Ergebnis zu stellen, bedeutete nicht gleich das Aufgeben des Leistungsprinzips. Jedes Kind, dass sich für das Ergebnis interessiert hat, wusste Bescheid über die erzielten Tore.