Fußball-Kreisliga A, Ost: – „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“, heißt der Titel einer Erzählung von Peter Handke aus dem Jahr 1970. Angst beim Elfmeter kennt Torhüter Jonas Aich vom FC Grießen allerdings nicht. Viel eher flattern den Schützen die Nerven, wenn sie gegen ihn antreten. Bereits dreimal gewann der 23-jährige Kapitän des FC Grießen in dieser Saison das Duell am Punkt. Sein Geheimrezept verrät er aber auch im SÜDKURIER-Interview nicht: „Ich habe einige hilfreiche Kleinigkeiten. Aber die behalte ich vorsichtshalber mal für mich.“
Jonas Aich, der als Projektentwickler arbeitet, ist ein Urgestein des FC Grießen. Bereits mit sechs Jahren stand er bei den F-Junioren zwischen den Pfosten. Aich durchlief sämtliche Altersklassen und hütete dabei – abgesehen von einigen sporadischen Einsätzen als Feldspieler, ausnahmslos das Tor. Aich stammt aus einer sportlichen Familie. Vater Martin Aich war einige Jahre als Nachwuchstrainer und Sportchef beim FC Grießen und wirkte ebenso im Jugend-Vorstand mit, wie Jonas‘ Mutter Monika Aich.
In der Saison 2018/2019 rückten die A-Junioren Jonas Aich, Nils Wottke und Melvin Landwehr vorzeitig zu den Aktiven. Nun spielte Jonas zwei Jahre lang gemeinsam mit seinem älteren Bruder Marius in der „Ersten“. Marius Aich spielt mittlerweile beim FC Freiburg-St. Georgen in der Bezirksliga und liegt dort als Tabellendritter mit zwei Punkten Rückstand auf die Spvgg Gundelfingen/Wildtal gut im Rennen um den Landesliga-Aufstieg.
Fußball-Kreisliga A, Ost
„Es gab damals keine A-Jugend, wegen Personalmangels“, erinnert sich Jonas Aich an den Frühstart: „Wir haben das zweite Jahr quasi ausgelassen und waren schon mit 17 im Aktivkader.“ Seine erste Saison, so Aich: „Die hatte es gleich in sich.“ Der FC Grießen lieferte sich in der Kreisliga B-4 bis zwei Spiele vor Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SV Stühlingen.

Am Ende holten die Wutachtäler den Meistertitel und der FC Grießen stieg per Relegation auf. „Die Spiele gegen den SV Obersäckingen waren ein Riesenerlebnis. nach dem 1:0 in Obersäckingen machten wir zu Hause vor toller Kulisse mit 5:3 in einem turbulenten Spiel alles klar.“
Jonas Aich ist nicht nur als Torwart der Rückhalt seiner Mannschaft, sondern auch als Kapitän. „Das ist nicht immer leicht“, erzählt er: „Du kannst ja nicht einfach aus dem Tor raus und dort hin, wo sich das Geschehen abspielt. Da kann es schon sein, dass man von hinten mal richtig laut werden muss“, fügt Jonas Aich hinzu.
Torwart als Einzelkämpfer
Obwohl der Torwart zum Team gehöre, fühle er sich Jonas Aich manchmal als Einzelkämpfer: „Du stehst halt als Torwart verstärkt im Fokus. Ein Fehler genügt und du bist der Depp, während die Stürmer vorne reihenweise gute Chancen liegen lassen. Andererseits rettet man dem Team an einem ,Sahnetag‘ mit mehreren gehaltenen ,Unhaltbaren‘ dann auch wieder mal die Punkte“, so Jonas Aich: „Fehler gehören zum Fußball, egal wer sie macht. Aber als Torhüter kannst du alle Fehler irgendwie ausbügeln. Jene der Vorderleute in der Defensive sind oder auf gewisse Art auch jene der Stürmer, die Chancen vergeben haben.“
Der FC Grießen ist für Jonas Aich eine Herzensangelegenheit, weshalb er auch seit einigen Jahren als Beisitzer im Spielausschuss der Klettgauer mitwirkt. Sorgen bereitet ihm die aktuelle Tabellensituation: „Das Feld ist so dicht zusammen, das ist echt heftig. Deswegen wäre es enorm wichtig wieder zu punkten. Noch so eine Saison wie 2022/23 muss nicht unbedingt sein“, erinnert sich Aich ungern an die Abstiegsrunde mit einem Remis und einem Sieg gegen Bosporus FC Friedlingen. Gleichzeitig profitierte sein Team vom Aufstieg des VfB Waldshut in die Landesliga, da deshalb der SV Jestetten nicht in die Kreisliga A absteigen musste.

„Wir brauchen eine Serie“
„Wir sind mit fünf Punkten aus den ersten drei Spielen gut in die Runde gestartet, hatten dann vom vierten bis zum zehnten Spieltag eine Durststrecke“, blickt Jonas Aich zurück. Seit der Winterpause ist seine Elf ohne Punkte. Zuletzt gab es ein 0:1 beim SV Rheintal: „Wie schon gegen den FC Geißlingen haben wir auch da eine ansprechende Leistung gezeigt und hatte viele Chancen. Aber wir kassieren in der Schlussphase nach einem Standard das entscheidende Tor.“
Der Kapitän des FC Grießen rechnet mit einem Hauen und Stechen um den Ligaverbleib: „Da sind wir mit dabei. Wir bräuchten eine Serie wie vor der Winterpause“, schaut er auf die fünf Spiele mit elf Punkten und hofft auf eine baldige Wende: „„Es wäre schön, wenn wir die nötigen Punkte frühzeitig holen, damit wir nicht wieder in die Relegation müssen oder schauen, wer in den oberen Ligen ab- oder aufsteigt.“