Fußball: – Auf der britischen Insel, im Mutterland des Fußballs, gibt es bereits Projekte, bei denen Senioren-Mannschaften beim Kicken auf Kopfbälle verzichten. Hintergrund ist eine Studie der Universität Glasgow, derzufolge Fußballer rund dreimal häufiger als der Bevölkerungsschnitt an Demenz sterben. In Deutschland beim DFB sieht man diese Studie kritisch. Die Probanden waren rund 7700 schottische Ex-Fußballprofis. Deswegen, so die DFB-Kommission, seien die untersuchten Fußballer kein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie haben vor sehr langer Zeit gespielt und sie lebten länger als Vergleichspersonen, ist die Argumentation auf deutscher Seite.
Der DFB will das Problem aber nicht verharmlosen, denn klar ist eines: Kopfballspiel ist kein Spaß für das Gehirn. Deswegen aber den Fußball komplett gewissermaßen auf den Kopf zu stellen und auf Kopfballspiel generationenübergreifend zu verzichten, ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Eine neue Sportart wäre geboren. „Fußball ohne Kopfball? Das ist ja wie Pommes ohne Ketchup“, so der Kommentar eines Fußball-Fans in einer ARD-Dokumentation zu dem Thema.
Der DFB schlägt in den Richtlinien für das Kopfballspiel, die beim Bundesjugendtag beschlossen wurden, andere Wege ein. Die Zauberworte sind altersgerechte Strukturen. Das Augenmerk liegt auf dem Nachwuchs. Statt – wie in England – das Kopfballspiel im Training für Kinder unter zwölf Jahren zu verbieten und für Jugendliche unter 18 Jahren nur in Ausnahmefällen zu gestatten, soll hierzulande das Kopfballtraining von Kindern und Jugendlichen verantwortungsvoller gestaltet werden.
Richtige Kopfballtechnik
“Die Einstellung, wenn der Schädel brummt, könne man doch weiterspielen, ist einfach falsch“, sagt Ronny Zimmermann, Präsident des Badischen Fußballverbands und im DFB-Präsidium für Grundsatzfragen des Jugendfußballs und der Talentförderung zuständig. “Ein Trainingsverbot ist aber der falsche Weg, denn im Wettbewerb oder auch beim Kick auf dem Bolzplatz wird dann doch geköpft“, so Zimmermann weiter und setzt auf eine bessere Ausbildung: „Der junge Fußballer und die junge Fußballerin wenden möglicherweise eine falsche Technik an, die im schlimmsten Fall zu deutlich größeren Schädigungen führen kann. Wir meinen, eine sachdienliche Lösung gefunden zu haben.“
Juniorenfußball
Die neuen Spielformen, die ab der Saison 2024/25 auch für die E-Junioren und später vielleicht bis zu den D-Junioren eingeführt werden sollen, seien ein Schlüssel dazu, das Kopfballspiel bei Kindern deutlich zu reduzieren. Kleinere Spielfelder, kleinere Mannschaften, Schwerpunkte auf Flachpass-Spiel sind wesentliche Aspekte der Reform.

Harald Fengler, Bezirksjugendwart des Fußball-Bezirks Hochrhein, begrüßt, dass die Sensibilität für das Thema Kopfballspiel ganz allgemein gewachsen ist. „Die Zeiten haben sich im positiven Sinne geändert“, freut sich Fengler, der die Reformen für den Nachwuchs begrüßt, weil sie das Kopfballspiel deutlich reduzieren würden. „Die Kinder wachsen gar nicht mehr damit auf.“ Man müsse jetzt Erfahrungen bei den E-Junioren abwarten. Dann könnten diese später auch auf die D- und sogar C-Junioren erweitert werden.
Weitere Stimmen aus der Region
Welche Meinung haben die betroffenen Verantwortlichen aus unserer Region? Als Experte zu diesem Thema sieht sich Yannick Matthes nicht. Der 28-jährige Sporttherapeut war lange Zeit Fitness- und Athletiktrainer beim Landesligisten SV 08 Laufenburg. Aus beruflichen und privaten Gründen ist Matthes vor kurzem nach Moos an den Bodensee gezogen. Den Job in Laufenburg kann er also nicht mehr ausüben.

„Das Thema Kopfballspiel verdient mehr Aufmerksamkeit. Ich denke auch, dass man Kopfbälle selbst bei den Erwachsenen nicht eigens wöchentlich trainieren sollte. Bei besonderen Spielsituationen wie bei Eckbällen ist es aber in Ordnung“, so Matthes. Nichtsdestotrotz sollte man beim Training mit Kindern und Jugendlichen Vorsicht walten lassen: „Das Gehirn muss sich in jungen Jahren noch entwickeln.“

Martin Meier, Jugendleiter beim FC Hochrhein, ist ein Befürworter der neuen Formen, die ab der Saison 2024/25 auch bei den E-Junioren Anwendung finden sollen. „Ich finde es nicht nötig, dass das Kopfballspiel speziell bei Kindern und Jugendlichen trainiert wird“, ist er überzeugt, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht.

Auch Markus Schmid, der beim FC Bergalingen einer der verantwortlichen Jugendleiter ist, stößt ins gleiche Horn: „Jeder gesparte Kopfball bei den Kleinen ist sinnvoll. Die neuen Regeln sind überfällig und könnten sogar noch auf ältere Jahrgänge erweitert werden.“ Bei den D-Junioren, so Schmid, werde auch kaum geflankt, was das Kopfballspiel automatisch reduziere. Etwa ab dem B-Junioren-Alter erhöhe sich die Zahl der Kopfbälle automatisch. Schmid: „Dann muss die Kopfballtechnik mit den richtigen Übungen trainiert werden.“

Tobias Butowski, Jugendleiter beim SV Niederhof, ist für die Reform, will aber die Erfahrungen bei den E-Junioren ab 2024 abwarten. „Irgendwann müssen die Kinder den Kopf hinhalten. Der Kopfball gehört zum Fußballspiel.“ Um so wichtiger sei es, den Kindern früh zu zeigen, wie man richtig köpft.