Fußball: – Mit seiner Absage des Rothaus-Bezirkspokals 2020/21 hat der Fußballausschuss des Bezirks Hochrhein vor Wochenfrist einen klaren Schlussstrich unter eine Saison gezogen, die über weite Strecken von der Corona-Pandemie geprägt war. Im internen „schriftlichen Umlaufverfahren“ stimmte die Mehrheit des Gremiums dem Abbruch des Wettbewerbs zu. Große Freude löste diese Entscheidung bei betroffenen Vereinen allerdings nicht aus. Vor allem deshalb nicht, weil die restlichen fünf Bezirke im Südbadischen Fußballverband (SBFV) ihre Pokalrunden zu Ende spielen – teilweise sogar bei den Frauen und den Junioren.

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Allerdings hatten nicht alle Bezirke die gleichen Voraussetzungen zu meistern. So steht im Bezirk Offenburg nur noch das Finale aus, im Bezirk Baden-Baden müssen lediglich die Halbfinals und das Endspiel noch ausgetragen werden. Beide Bezirke haben diese Spiele – nach Rücksprache mit dem Verband – auf Mitte Juli angesetzt. „Das wurde mit den Vereinen und dem SBFV besprochen“, so Vito Voncina aus Gaggenau, Vorsitzender des Bezirks Baden-Baden: „Mit diesen Spielen starten wir ins neue Spieljahr.“

In der Ausnahmegenehmigung, die die SBFV-Spielordnung durchaus hergebe, bestätigt Konrad Matheis aus Salem, Chef im Bezirk Bodensee, sei auch geregelt, dass die Vereine ab 1. Juli mit dem neuen Kader antreten: „Zum 30. Juni abgemeldete Spieler sind dann nicht mehr dabei.“ Das kann im Einzelfall die Konstellation bringen, dass ein Spieler nach dem 1. Juli gegen seinen ehemaligen Verein um den Einzug ins Finale spielen. Der Bezirk Bodensee spielt nicht nur die Pokalsieger der Männer, sondern auch jene der Frauen und der Junioren aus: „Bei der Jugend ziehen wir das zum 30. Juni durch, weil hier die altersbedingten Wechsel den Wettbewerb verzerren, sollten wir in den Juli gehen“, erklärt Matheis.

Konrad Matheis aus Salem, Vorsitzender des Bezirks Bodensee: „Wir haben uns in Videokonferenzen mit den betroffenen Vereinen über ...
Konrad Matheis aus Salem, Vorsitzender des Bezirks Bodensee: „Wir haben uns in Videokonferenzen mit den betroffenen Vereinen über die Fortsetzung des Bezirkspokals abgestimmt. Keiner musste mitmachen, aber nahezu alle waren dabei.“ | Bild: Fischer, Eugen

Die Basis für die Pokalspiele in der Zeit nach Corona legte der Bezirk Bodensee bereits im April: „Wir haben uns da schon in Videokonferenzen mit den betroffenen Vereinen abgestimmt“, so Matheis, der allen Vereinen die weitere Teilnahme offen ließ: „Keiner musste mitmachen, aber nahezu alle waren dabei.“ Nun, nachdem testfreies Training möglich sei, bleibe genug Vorbereitungszeit, um die Viertelfinals am 27. Juni zu spielen. Allerdings finden an diesem Tag nur noch zwei Partien statt. CFE Singen verzichtet freiwillig, weil der Verein künftig nicht mehr am Spielbetrieb teilnimmt. Entsprechend steht der FC Kluftern im Halbfinale am 4. Juli. Dort ist auch der FC Anadolu Radolfzell, weil der FC Hilzingen verzichtet: „Das ist in Ordnung. Da gibt es auch keine Strafe“, versichert Matheis, der das Endspiel auf 11. Juli terminiert hat.

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Spiele nach dem Saisonwechsel braucht der Bezirk Freiburg nicht, denn dort wurde bei den Männern und den Frauen bereits am Sonntag das Viertelfinale gespielt. „Wir haben gepokert und einfach Glück gehabt“, erklärt Vorsitzender Arno Heger: „Natürlich waren wir im Risiko und die Vereine mussten einen gewaltigen Aufwand stemmen – aber es hat geklappt.“ Er selbst sei vor Ort bei der SG Rheinhausen gewesen, die dem FC Emmendingen vor 400 Zuschauern mit 1:2 unterlag: „Die haben das Hygienekonzept super umgesetzt.“ Selbst die relativ knappe Vorbereitungszeit habe sich nicht aufs Spiel ausgewirkt: „Es war über 90 Minuten zu spüren, dass Spieler und Fußballer heiß auf den Ball waren.“ Entsprechend hat der Bezirk Freiburg die Weichen für die Saison 2021/22 gestellt: „Wir beginnen am 7./8. August nicht nur mit der Bezirksliga, sondern mit allen Spielklassen.“

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Eng getaktet ist der Pokal auch im Bezirk Schwarzwald. Hier stehen noch zwei Achtelfinalspiele aus, die werden am Mittwoch, 16. Juni, ausgetragen. Die Viertelfinalspiele finden dann am Sonntag, 20. Juni, statt, drei Tage später die beiden Halbfinals, so dass die Endspiele der Frauen und Männer dann eine Woche später ausgetragen werden können. Parallel dazu ermitteln die A-, B- und C-Junioren ihre Finalisten, die sich dann am Samstag, 26. Juni, beim SV Grafenhausen treffen.

Spielleiterin Kerstin Vetter (Jestetten): „Wir gingen davon aus, dass wir bis 30. Juni fertig sein müssen. Das wäre nicht zu ...
Spielleiterin Kerstin Vetter (Jestetten): „Wir gingen davon aus, dass wir bis 30. Juni fertig sein müssen. Das wäre nicht zu schaffen gewesen. Der Bezirksfußball-Ausschuss ist von den Vereinen gewählt und hat mehrheitlich für den Abbruch gestimmt.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Zuschauer in diesem bunten Pokalreigen sind die Fußballer des Bezirks Hochrhein. „Wir haben uns im Gremium mehrheitlich für den Abbruch entschieden, weil wir zu große organisatorische Hürden gesehen haben“, begründet Pokalspielleiterin Kerstin Vetter (Jestetten) die Entscheidung für den Bezirk Hochrhein: „Unser Stand war, dass wir bis 30. Juni fertig sein müssen und bis dahin auch die vier Teilnehmer am SBFV-Pokal zu melden sind – das war einfach nicht zu machen.“ Dass es keinerlei Kommunikation mit den neun Vereinen, die im Wettbewerb standen, gegeben hat, bestätigt sie: „Hätten wir Rücksprache gehalten, hätten wir vermutlich neun verschiedene Standpunkte bekommen. Wir sind das von den Vereinen gewählte Gremium und haben die Hoheit, eine Entscheidung zu treffen.“

Eine Entscheidung, die akzeptiert werde, so Thorsten Szesniak vom SV Herten, „weil es im Nachhinein eh keinen Sinn hat, sich aufzuregen.“ Der Vorstand Sport des Bezirksligisten deutet allerdings an: „Wir wären parat gewesen, hätte man den Pokal ausgespielt.“ So müsse man nun auf Losglück hoffen, um einen der vier Plätze im SBFV-Pokal zu erhalten: „Es gab Enttäuschung bei den Spielern, aber wir bereiten uns jetzt auf die neue Saison vor.“

Thorsten Szesniak, Vorstand Sport beim SV Herten: „Wir hätten gern gespielt, es gab auch Enttäuschung bei den Spielern. Aber es ...
Thorsten Szesniak, Vorstand Sport beim SV Herten: „Wir hätten gern gespielt, es gab auch Enttäuschung bei den Spielern. Aber es ist jetzt nun mal so.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Der SV Herten hätte sich zunächst bei der SG Grenzach-Wyhlen durchsetzen müssen, um das Viertelfinale zu spielen: „Wir haben uns mächtig auf dieses Derby gefreut – trotz unserer klaren Außenseiterrolle“, bricht Dominik Weber, im Vorstand der SG Grenzach-Wyhlen für den Spielbetrieb verantwortlich, ebenfalls nicht in Jubel ob des Pokal-Abbruchs aus: „Unsere Jungs hätten das Spiel zur Not mit nur zwei Trainingseinheiten bestritten. Wann haben wir schon mal die Chance, gegen den SV Herten zu spielen. Und Zuschauer hätten wir auch sehr viele gehabt.“

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Selbst wenn sein Club die beiden Los-Hürden überstehe und tatsächlich im Juli am SBFV-Pokal teilnehmen dürfe, sei es nicht das gleiche: „Dieses Spiel gegen den SV Herten ersetzt das auf keinen Fall.“ Die ursprünglich auf Anfang Oktober angesetzte Partie habe man im Herbst auf 3. November verlegt: „Wir haben einen neuen Kunstrasenplatz in Grenzach und es wäre das Eröffnungsspiel gewesen – so schade, dass der Lockdown kam.“

Beim FC Erzingen hingegen hatte der Bezirkspokal zwar nicht den höchsten Stellenwert, doch Trainer Klaus Gallmann war stets bereit, zu spielen: „Wir wären parat, wenn es soweit kommt“, sagte er schon Anfang April, nach dem Abbruch des Spielbetriebs. Sportchef Patrick Netzhammer ist überzeugt, dass seine Elf parat gewesen wäre: „Es waren ja noch durchaus reizvolle Gegner im Topf.“

Während in fünf Bezirken ein Pokalsieger 2021 ausgespielt wird, ruht im Bezirk Hochrhein weiterhin der Ball. Rollen werden bei der nächsten Sitzung des Fußball-Ausschusses einzig die Kugeln in der Lostrommel.