Fußball-Bezirksliga: – Zumindest vordergründig gehen die Spitzenteams der Bezirksliga entspannt mit der Situation um: „Wenn wir im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie von Problemen reden, sollten wir nicht auf uns schauen, sondern eher auf Reisebüros, Einzelhandel und Gastronomie“, nimmt Trainer Klaus Gallmann vom FC Erzingen sofort die Luft aus der Diskussion und Teammanager Thorsten Szesniak vom SV Herten pflichtet ihm bei: „Ich stehe hinter dieser Entscheidung, denn es geht in erster Linie um die Gesundheit der Menschen.“
Und doch hätten beide Verantwortliche genügend Grund, bedrückt auf die Tabelle der Bezirksliga Hochrhein zu schauen. Der SV Herten steht nach einem Drittel der Saison an der Spitze, der FC Erzingen mit einem Spiel weniger und zwei Punkten Rückstand auf Rang zwei. Doch nun erfolgte der – längst erwartete – Schritt des Südbadischen Fußballverbands (SBFV), der die Saison 2020/21 abbricht und die ausgetragenen Spiele annulliert. Im August wird die Liga, wie alle anderen im Bezirk Hochrhein, mit der gleichen Besetzung in die Saison 2021/22 starten.

Blendet Thorsten Szesniak die Umstände und die Einwirkungen der Pandemie aus, und blickt auf die sportliche Situation seines Clubs, wird er deutlicher. „Wir haben eine junge Elf, die seit einiger Zeit in einer hervorragenden Entwicklung steckt. Es sind ja nicht nur die zehn Spiele vom Spätsommer, sondern auch die Zeit davor.“
Bei ihm schwingt durchaus etwas Angst mit, dass der eine oder andere Spieler nun den Verlockungen anderer Vereine erliegen könnte: „Es gibt ja nicht nur uns, die durch den Abbruch keine Chance zum Aufstieg haben, sondern auch Clubs, die somit in der aktuellen Liga bleiben dürfen, obwohl sie vielleicht abgestiegen wären.“ Diese Begehrlichkeiten abzuwenden und den Kader zusammenzuhalten, sieht er als vordringlichste Aufgabe: „Schließlich wollen wir unseren Weg fortsetzen und dann eben in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen.“
Die Lage in den Kreisligen des Bezirks Hochrhein

Sorgen um den Kader macht sich Trainer Klaus Gallmann beim FC Erzingen zumindest nicht in diesem Umfang: „Es haben nahezu alle Spieler fest zugesagt, Angelo Armenio vom SV 08 Laufenburg wird uns enorm verstärken und besonders freue ich mich, dass uns Routinier Julian Göbel erhalten bleibt. Er wollte ursprünglich im Sommer aufhören“, so Gallmann. Auf eine ähnliche Reaktion setzt übrigens auch Thorsten Szesniak: „Ich hoffe nach dem Abbruch, dass Kapitän Remo Laisa seinen angedachten Rückzug auch nochmal überdenkt. So kann er ja nicht aufhören.“
Dass zumindest der gespielte Teil der nun abgebrochenen Saison in der nächsten Spielzeit auf Anhieb wiederholt werden kann, sei keine ausgemachte Sache, so Klaus Gallmann: „Die Konkurrenz schläft nicht. Hinter uns und dem SV Herten standen ambitionierte Clubs.“ Überhaupt, da sind sich Gallmann und Szesniak einig, sei es müßig, über „geplatzte Träume“ zu reden: „In einer regulär gespielten Saison hätten wir beide nach zehn Spieltagen sicher nicht über Titel und Aufstieg geredet“, bringt es Szesniak auf den Punkt.
Ganz abgehakt haben allerdings beide Clubs die Spielzeit noch nicht, denn abgebrochen ist nur der Liga-Spielbetrieb: „Den Pokal hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm, aber verzichten werden wir nicht, sollte der noch ausgespielt werden können“, gibt sich Szesniak zuversichtlich. Seine Elf muss noch das Achtelfinale bei der SG Grenzach-Wyhlen spielen, der FC Erzingen steht bereits im Viertelfinale, das an Ostern gespielt worden wäre. Gelost sind die Paarungen noch nicht: „Wann auch, denn das muss öffentlich erfolgen“, so Spielleiterin Kerstin Vetter (Jestetten), die erst Vorgaben des SBFV abwarten will, ehe sie neue Termine ansetzt.
SBFV-Vizepräsident Christian Dusch bestätigte gegenüber dem SÜDKURIER, dass die Bezirkspokalsieger noch im Juni gespielt werden könnten, sollte es die Pandemie-Lage ermöglichen. Für Szesniak und Gallmann besitzt der Pokal zwar nicht höchste Priorität, aber „wird er gespielt, wollen wir ihn auch holen“, lacht Gallmann: „Die Jungs lechzen doch danach, endlich wieder auf den Platz zu dürfen.“
Deshalb hat er das Team auch wieder Corona-Training: „Wir haben ein ausgeklügeltes Konzept: Je zwei Spieler auf einer Platzhälfte, verteilt auf drei Abendstunden und das an sechs Tagen in der Woche. So gesehen, müssten uns drei Wochen reguläres Kontakttraining als Vorbereitung auf die Pokalspiele reichen.“ Sobald die Paarungen feststünden und normal trainiert werden dürfe, könnte man ja auch wieder Testspiele abmachen, so Szesniak: „Idealerweise gegen andere Clubs aus dem Pokal-Wettbewerb. Letztlich haben ja alle Teilnehmer die gleichen Bedingungen.“