Stefan Ummenhofer

Welche Reaktionen sind bei Ihnen nach der Mitteilung, dass Jago Maric den Verein zum Saisonende verlassen wird, eingegangen?

Völlig unterschiedliche. Das ist doch auch ganz normal. Der Verein hat sich entschieden, zur neuen Spielzeit eine neue Ära anbrechen zu lassen. Wir werden zusammen mit dem neuen Trainer ein neues Konzept für den Club vorstellen, es werden sich einige Dinge ändern.

Wann wird das sein?

Wir setzen uns da nicht unter Druck. Sehr erfreulich war für mich, wie viele Trainer sich bereits jetzt bei uns beworben haben – darunter Coaches, die als Spieler bereits Bundesliga-Erfahrung gesammelt haben. Das zeigt, wie angesehen der FC 08 ist. Auf wen es hinausläuft, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Klar ist, dass der neue Trainer zum Verein und zu dessen Geldbeutel passen muss und einen Aufbruch in die Zukunft glaubhaft vermitteln kann.

Einer der Kandidaten dürfte Ihr Sohn Marcel sein.

Natürlich wurde von verschiedenen Medien auch sein Name bereits genannt – Marcel leistet mit der U23 seit einigen Jahren auch hervorragende Arbeit und kennt den Vereinen mit all seinen Facetten. Es ist derzeit aber noch völlig offen, ob wir eine Lösung aus dem Verein oder einen externen Nachfolger bevorzugen. Versprechen kann ich aber, dass ich mich mit jedem einzelnen Bewerber genau auseinandersetzen werde.

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Steht hinter dem Wunsch nach der neuen Ära auch das konkrete Ziel, die Regionalliga anzustreben?

Punkt 1 ist für uns die wirtschaftliche Solidität. Wir werden kein blindes Risiko eingehen. Man muss sehen, dass unser Oberliga- und auch das damalige Verbandsligateam in den vergangenen Jahren nicht preiswert waren. Wir können hier in Villingen aber nicht jeden Preis mitgehen, nur damit sich am Schluss die Chance erhöht, aufzusteigen. Unser Ziel ist es, sowohl wirtschaftlich als auch sportlich stabil und nachhaltig zu wachsen. Dabei spielt unser Vorstandsmitglied Armin Distel bei der Sponsorensuche eine wichtige Rolle.

Der neue Trainer sollte ein gewichtiges Wort bei der Zusammenstellung des Kaders für nächste Saison mitreden. Können Sie vorab schon einen Einblick geben, wer von den Spielern bleibt und wer geht?

Tevfik Ceylan und Gianluca Serpa haben ein Angebot unsererseits nicht angenommen. Die Verträge von Tobias Weißhaar und Daniel Wehrle laufen aus, wir würden beide sehr gerne behalten. Offen ist derzeit noch, wie es für nächste Saison bei Flamur Berisha und meinem Sohn Kamran weitergeht, deren Verträge ebenfalls nur noch bis Ende dieser Spielzeit gelten. Was Andrea Hoxha betrifft, hat er übrigens noch einen Vertrag und ich gehe fest davon aus, dass er auch kommende Spielzeit bei uns im Tor steht.

Gibt es Neues bei Kapitän Benedikt Haibt?

Er ist einer der fleißigsten Spieler, mit denen ich in meinem Leben bislang zu tun hatte – Benedikt ist ein echter Nullachter und meines Erachtens eine Vereins-Legende. Er arbeitet hart, obwohl er nun seit acht Monaten nicht mehr spielen konnte. Stand heute hoffen wir, dass er bald wieder eingesetzt werden kann. Abgesehen davon, hat auch er für nächstes Jahr noch einen Vertrag. Ich kann übrigens noch etwas weiteres in Sachen Planung mitteilen: Stjepan Geng hat seinen Vertrag vor wenigen Tagen um zwei Jahre verlängert – ein weiterer wichtiger Baustein für den FC 08 Villingen.

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Was glauben Sie: Wird sich der angekündigte Abschied von Jago Maric auf die Leistung des Teams in der Rückrunde auswirken?

Das glaube ich nicht. Ich habe schon vor der Saison gesagt, dass wir unter die ersten Sechs kommen können. Derzeit sind wir Siebter, hatten aber auch Verletzungspech. Jetzt kommen ein paar wichtige Spieler zurück, so dass ich einen Platz unter den ersten Sechs nach wie vor für sehr realistisch halte.

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Das Villinger Umfeld ist recht anspruchsvoll: Ein neuer Trainer wird an den guten Platzierungen der letzten Jahre gemessen werden.

Wir werden einen neuen Weg gehen, und dabei zählt für uns nur die Zukunft. Was die Erwartungshaltung in Villingen betrifft, fehlt einigen Außenstehenden der Einblick. Da sieht man, dass der FC 08 ein Traditionsverein ist. Das ist manches Mal auch schon fast unrealistisch und erinnert an Clubs wie Schalke 04.

Sie plädieren im Umfeld demnach für mehr Zurückhaltung?

Ich plädiere vor allem dafür, dass Leute, die sich mit dem Verein identifizieren, sich auch in diesem engagieren, statt zu kritisieren. Das ist eines unserer größten Probleme: Wir haben zu wenig Ehrenamtliche, die Verantwortung ist auf zu wenigen Schultern verteilt. Ich hatte die Möglichkeit, in den letzten Monaten ein paarmal in Bahlingen zu sein: Das ist ein Wahnsinn, wie viele Ehrenamtliche die am Kaiserstuhl haben, um die Regionalliga zu stemmen. Die sind stolz auf ihren Club, hauen sich richtig rein und trinken dann gemeinsam ihr Schorle. Was diesen Gemeinschaftssinn betrifft, sehe ich den Bahlinger SC absolut als Vorbild für uns – auch wenn das im Dorf einfacher sein mag als in einer Stadt.

Mehr Miteinander als Gegeneinander also?

Natürlich, denn letztlich steht der Verein über Einzel-Interessen. Ich übe den Posten als Sportlicher Leiter im Ehrenamt aus. Und es gibt viele Tage, da bin ich mehr für den FC 08 unterwegs als in meinem eigentlichen Beruf, auch die Familie muss dann hintanstehen. Das macht man nur, wenn man Herzblut für den Verein hat – und ich bin jetzt immerhin auch schon 15 Jahre dabei.

Wo muss sich der FC 08 in der Außenwirkung noch verbessern?

In dieser Hinsicht hat sich schon einiges getan. Leute wie Andreas Flöß, der seit einem Jahr im Vorstand ist, machen eine tolle Arbeit im Ehrenamt, gehen Dinge an, haben Kontakte und befördern ein positives Image. Auf diesem Weg wollen wir weitergehen. Wir müssen auch weiter offen auf die anderen Vereine in VS zugehen, die ja ebenfalls eine wichtige und gute Arbeit machen. Wie wir im Rahmen des DFB-Pokal-Spiels gegen Düsseldorf von allen möglichen Vereinen unterstützt wurden, war beeindruckend. Das ist die Zukunft: Freundlich und freundschaftlich alle an einem Strang ziehen – dann kommt der FC 08 auf Dauer voran.

Letzte Frage: Wer wird Meister in der Oberliga?

Der VfB Stuttgart II, denn die haben die meiste Qualität. Ich denke sogar, sie werden am Schluss ein paar Punkte Vorspung haben.

Fragen: Stefan Ummenhofer