Es war ein verhaltener Jubel von Dominik Koepfer in der australischen Sonne, nachdem er das Challenger-Turnier in Canberra gewann. Kurz riss er beide Arme in die Luft, dann ging er schon ans Netz zum Abschlagen. Dabei könnte man sich kaum einen besseren Auftakt in das neue Jahr ausdenken.
„Mental war das ein guter Start ins neue Jahr. Alle haben eineinhalb Monate kein Turnier gespielt“, sagt Koepfer im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Nach einer Stunde und 13 Minuten besiegte der Furtwanger Tennisprofi den Tschechen Jakub Mensik am Samstag mit 6:3 und 6:2. Nach nicht einmal einer Woche kann der 29-Jährige seinen ersten Turniersieg des Jahres verbuchen.
Mit Turniersieg im Rücken gegen Zverev
Am Sonntag geht es für Dominik Koepfer weiter, diesmal auf der größten aller Tennisbühnen. Das erste Grand Slam Turnier des Jahres steht an: die Australian Open. In Runde eins gibt es das deutsche Duell gegen den Tennisstar Alexander Zverev. „Eine schwere Aufgabe. Ein etwas leichteres Los wäre natürlich besser gewesen, aber man kann es sich nicht aussuchen“, erklärt er. „Ich versuche, das Beste daraus zu machen und werde alles daran setzen, in eine Position zu kommen, in der ich gewinnen kann.“
Dank des Erfolges vergangene Woche geht der Schwarzwälder selbstbewusst in das Turnier: „Wenn man einige Siege hintereinander hat, steigt auch das Selbstvertrauen.“ Und auch körperlich fühlt er sich fit. „Ich habe ein bisschen Knieschmerzen, aber nichts Besonderes. Das sind Schmerzen, die man hat, wenn man viel Tennis spielt.“
„Das ist bitter gelaufen“
Die Knieschmerzen kommen von einer Verletzung aus seinem bisher letzten Grand Slam Turnier. Es war der Höhepunkt seines vergangenen Jahres, möglicherweise sogar seiner Karriere. In der ersten Hauptrunde der US Open traf Koepfer im August vor über 20.000 Zuschauern ausgerechnet auf den damaligen Weltranglistenersten, den Spanier Carlos Alcaraz. Während des achten Ballwechsels dann der Schock: Der Furtwanger knickte um, kämpfte sich anschließend eine Stunde durch das Spiel, ehe er aufgeben musste.
Mit fast fünf Monaten Abstand blickt der Linkshänder nüchtern auf diesen Schock zurück: „Es war ein Highlight, bis es dann keines mehr war“, und ergänzt: „Das ist bitter gelaufen, aber so ist der Sport.“

Verletzung konnte seinen Aufstieg nicht bremsen
Bis heute spürt Koepfer noch Folgen von dieser Verletzung. „Die Knieschmerzen kommen von der Knöchelverletzung, weil ich danach eine Fehlbelastung hatte“, erklärt der 29-Jährige. Seinen Aufstieg bremsen konnte die Verletzung jedoch nicht. Derzeit rangiert er auf dem 61. Platz der Weltrangliste. Damit steht er kurz davor, in die Top 50 zu kommen – und damit seine beste Platzierung (50.) aus dem Jahr 2021 zu toppen. „Ich bin wieder nah an den Top 50 und das ist auf jeden Fall das Ziel.“
Anfang des vergangenen Jahres stand Koepfer noch auf dem 200. Rang. Ein schneller Aufstieg. Insbesondere, weil ihn die Jahre zuvor immer wieder Verletzungen in der Schulter zurückwarfen. „Ich hatte gehofft, wieder da hochzukommen. Dass es so schnell und mit so wenigen Turnieren wieder nach oben geht, hätte nicht gedacht. Das ist schön.“
Das erste Grand Slam seit dem US-Open-Drama
Nun steht er wieder vor einem Grand-Slam-Auftritt und wieder trifft er in der ersten Runde auf ein Tennis-Schwergewicht. Die Verletzung vom vergangenen Sommer spürt er nicht mehr: „Ich bin gesund, der Knöchel ist okay. Es hat aber gedauert, bis ich mich wieder getraut habe, zu 100 Prozent in die Ecken zu gehen.“ Dank seiner Platzierung startet der Furtwanger direkt im Hauptfeld. Übermäßig nervös ist er nicht, auch wenn die Anspannung etwas höher sei. Schließlich sei es für jeden Tennisspieler das Ziel, alle vier Grand Slam Turniere zu spielen.
Nach Australien wird es für Dominik Koepfer auf hohem Niveau weitergehen – dank seiner Platzierung und dank des Turniersieges vergangene Woche. „Jetzt werde ich wieder hauptsächlich ATP-Turniere spielen. Nach letzter Woche bin ich in einer besseren Ausgangsposition, weil ich direkt in die Hauptfelder der ATPs komme.“ Und sollten ihn keine Verletzungen ausbremsen, scheint es nur eine Frage der Zeit, bis der Schwarzwälder wieder zu den besten 50 Tennisspielern der Welt gehören wird.