Frauenfußball: Wann sie zum ersten Mal so richtig gegen den Ball trat, weiß Ronja Schaer aus Öfingen, einem Ortsteil von Bad Dürrheim, noch ganz genau. Als sie sich 2012 mit ihrer damaligen Freundin beim Sportfest des SV Öfingen vergnügte, sollte auch die F-Jugend des Vereins kicken. Da nicht genügend Jungs zur Verfügung standen, wurden kurzerhand die beiden Mädchen gefragt, ob sie Lust hätten, mitzuspielen. Die Freundin hat mit Fußball längst nichts mehr am Hut, doch Ronja jagt immer noch dem runden Leder hinterher – beim SC Freiburg in der B-Juniorinnen-Bundesliga.

Bei der 14-Jährigen von Karriere zu sprechen, wäre viel zu früh und deshalb vermessen. Doch der Aufstieg von Ronja verläuft rasant. Zumeist spielte sie mit Jungs in einer Mannschaft und wurde entsprechend gefordert, zunächst bei der SG Ostbaar und später in der C-Jugend des SV Zimmern. „Ich wurde immer gut aufgenommen, es gab nie Hänseleien, weil ich ein Mädchen bin“, sagt der Teenager. Dank ihrer Leistungen auf dem Platz verschaffte sie sich schnell Respekt.

Da der SV Zimmern seit etlichen Jahren im Jugendbereich Kooperationspartner des SC Freiburg ist, war die Verbindung zum Sportclub bald geknüpft. „Zunächst hatte ich ein Zweitspielrecht für die C-Juniorinnen des SC“, erinnert sich Ronja Schaer. Dieses Privileg zog auch Pflichten nach sich. Neben den Übungseinheiten in Zimmern trainierte sie zusätzlich ein Mal pro Woche in Freiburg mit. Von nun an waren die Eltern als „Taxifahrer“ gefordert.

Immer ein Lächeln im Gesicht: Ronja Schaer
Immer ein Lächeln im Gesicht: Ronja Schaer | Bild: Verein

Das ging so lange, bis im Sommer vergangenen Jahres auf Ronjas Smartphone plötzlich eine Whatsapp-Nachricht aufploppte. Sie solle sich schon mal auf ihren ersten Einsatz bei den B-Juniorinnen des SC Freiburg vorbereiten, da die Mannschaft aufgrund vieler Verletzungen nicht genügend Spielerinnen habe.

Wenig später absolvierte Ronja Schaer in der U17 ihr erstes Bundesligaspiel. „Wir haben gegen Donzdorf gespielt und gewonnen“, weiß die Öfingerin noch ganz genau. Der Sprung war gewaltig, vor allem altersmäßig. Plötzlich spielte die seinerzeit 13-Jährige an der Seite von 16-/17-jährigen jungen Damen. „Ich wurde von den anderen immer als Küken betitelt“, lacht Ronja. Aber auch diesmal genoss sie im Kreis der Älteren den nötigen Respekt.

Sechs Bundesligaspiele haben die B-Juniorinnen des SC Freiburg in dieser Saison bis zum Corona-Lockdown absolviert, viermal stand Ronja Schaer auf dem Platz. Das hat seinen Grund. Sie soll behutsam aufgebaut werden. „Wenn wir gegen große Mannschaften wie Bayern München oder Eintracht Frankfurt spielen, setzt der Trainer lieber die älteren Mädchen mit mehr Erfahrung ein“, sagt das „Küken“ im Team. Die Stärken der Spielerin, die defensiv die rechte Außenbahn beackert, liegen in ihrem Zweikampfverhalten. Schnell genug ist Ronja auch, um ihre Gegenspielerinnen in Schach zu halten.

Um im Fußball den nächsten Schritt zu machen, hat Ronja Schaer ihr Leben ganz nach dem Sport ausgerichtet. Zu Saisonbeginn fuhr sie am späten Nachmittag mit ihrem Vater noch vier Mal pro Woche von Bad Dürrheim zum Training nach Freiburg. Das war zwar viel, aber nicht genug, denn die Schülerin verpasste die drei Übungseinheiten am Morgen. Damit ist es nun vorbei. Pünktlich zum zweiten Halbjahr hat sie die Schule gewechselt – vom Donaueschinger Fürstenberg-Gymnasium ins Freiburger Rotteck-Gymnasium. In der Partnerschule des SC Freiburg hat sie genügend Freiraum, um alle Trainingseinheiten zu absolvieren und den Lernstoff nachzuholen. Gasteltern in Freiburg hat sie auch schon gefunden, sodass einem Leben in der Uni-Stadt nichts mehr im Wege steht.

Vorerst aber wohnt Ronja Schaer noch zuhause bei ihren Eltern und drei Geschwistern. „Wir machen im Rotteck-Gymnasium zurzeit Homeschooling. Auch die Trainingseinheiten finden per Video im Internet statt“, erklärt die junge Fußballerin. Der wöchentliche Trainingsplan hat es in sich: zweimal Athletik- und zweimal Technik-Training. Und jeden Tag Laufeinheiten in der freien Natur.

Auch mit 14 Jahren weiß Ronja Schaer schon genau, wie ihre Zukunft aussehen soll: „Ich will mit dem SC Freiburg in der Damen-Bundesliga spielen und den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen.“ Wenn sie eines Tages tatsächlich das Trikot mit dem Bundesadler tragen sollte – ihr erstes Spiel mit der Öfinger F-Jugend wird sie dennoch nie vergessen.