Werner Feisst und Christof Kaltenbach

Fußball: Geht es nach dem Willen der Fußballverbände aus Südbaden, Baden und Württemberg, wird die aktuelle Saison am 30. Juni beendet, ohne ein weiteres Spiel auszutragen. Dabei soll es nur direkte Aufsteiger und keine Absteiger geben. Nur wenn die Mitgliedsvereine beim außerordentlichen Verbandstag im Juni mehrheitlich anders entscheiden, könnte die Runde im September fortgesetzt werden – vorausgesetzt, die Corona-Pandemie lässt dies zu. Wir haben uns bei einigen Schwarzwälder Vereinen umgehört.

Arash Yahyaijan (Sportvorstand FC 08 Villingen): „Für mich ist die Beendigung der Saison ohne weitere Spiele die einzig vernünftige Lösung. Die Runde im September fortzusetzen, halte ich für völlig unrealistisch. Ich glaube auch nicht, dass diese Option beim Verbandstag eine Mehrheit findet. Ansonsten machen wir zwei Spielzeiten kaputt, die aktuelle und die nächste. Unsere Oberligamannschaft hätte noch 14 Spiele zu absolvieren und das Landesligateam 13. Wir müssten bis ins Frühjahr spielen, um das Pensum zu bewältigen. Die Regelung, dass es nur direkte Aufsteiger und keine Absteiger gibt, finde ich gut.“

Tim Heine (DJK Donaueschingen/ Verbandsliga): „In sportlicher Hinsicht wäre es fairer gewesen, man hätte die Saison zu Ende gespielt. Bei uns in der Verbandsliga trifft es den Offenburger FV sehr hart, denn der Verein war die meiste Zeit Tabellenführer und hatte die mit Abstand beste Mannschaft. Nur im entscheidenden Augenblick waren sie eben Zweiter. Für uns hätte der Saisonabbruch einen positiven Aspekt, denn wir würden sicher in der Liga bleiben. Ansonsten wäre der Kampf um den Klassenerhalt bis zum letzten Spieltag eng geblieben.“

Steffen Breinlinger (Trainer FC Gutmadingen/ Landesliga): „Das Ganze war zu erwarten und ich rechne auch damit, dass es bestätigt wird. In solchen Situationen wird es immer Mannschaften geben, denen der Saisonabbruch weh tut. Der FC Gutmadingen gehört nicht dazu. Wir waren weder ein Kandidat für den Aufstieg noch in Abstiegsgefahr. Deshalb gab es für uns auch wenige Unbekannte bei der Planung. Ich persönlich hätte nach der langen Pause ohnehin Schwierigkeiten, mich mit der aktuellen Saison noch zu identifizieren.“

Mustafa Gürbüz (Trainer FC Furtwangen/ Landesliga): „Es wird Vereine geben, die sich freuen und einige, die sich ärgern. Die Mannschaften auf Platz zwei oder drei hätten sicherlich gerne die Chance gehabt, den Aufstieg zu schaffen. Eventuell hätte man auch über eine Playoff-Runde die Aufsteiger ermitteln können. Andererseits geht es auch um die Gesundheit. Man stelle sich vor, ein Spieler infiziert sich und besucht danach seine Großeltern. Wir hätten den Klassenerhalt gerne sportlich geschafft, werden aber die Entscheidung natürlich hinnehmen. Da ich den FC Furtwangen verlasse werde, will ich mich in naher Zukunft mit Spielern und Vereinsvertretern treffen und mich verabschieden. So etwas geht auch mit den nötigen Abstandsregelungen.“

Michael Henseleit (Trainer FV Marbach/ Bezirksliga): „Ich gehe davon aus, dass es zu diesem vorgeschlagenen Saisonabbruch kommen wird. Wir wären natürlich gerne auf eine andere Art und Weise Meister geworden. Aber wir haben jahrelang auf dieses Ziel hingearbeitet und sind auch verdienter Meister. Ich freue mich unheimlich für den Verein und die Spieler. Es ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Schade, dass er nicht gebührend gefeiert werden kann. Trotz des Aufstiegs werde ich den FV Marbach nach sechs erfolgreichen Jahren verlassen.“

Mario Maus (Trainer FC Hochemmingen/ Bezirksliga): „Natürlich ist das Virus für den Menschen gefährlich. Deshalb ist noch längst nicht sicher, dass die neue Bezirksliga-Saison tatsächlich nach Plan beginnt. Dann können wir in zwei, drei Monaten auch alle Discos wieder öffnen. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten die aktuelle Spielzeit quasi eingefroren und im nächsten Frühjahr fortgesetzt. So hätten wir wenigstens diese Runde vernünftig zu Ende spielen können. Wir fühlen uns schon benachteiligt, denn wir hatten in der Vorrunde fast nur Auswärtsspiele. Dadurch fehlen uns wichtige Einnahmen. Außerdem hatten wir uns aufgrund der noch ausstehenden Heimspiele im Kampf um die Spitzenplätze einiges ausgerechnet.“

Alexander Lees (Spielausschussvorsitzender SV Obereschach/ Bezirksliga): „Ich finde es eine gerechte Lösung, eine bessere gibt es aus meiner Sicht nicht. Für mich war auch klar, dass es so kommen wird. Man sollte aber auch die Pokal-Wettbewerbe auf Bezirksebene abbrechen und alle acht Viertelfinalisten in der kommenden Saison am Südbadischen Pokal teilnehmen lassen.“

Erik Raab (Spielertrainer FC Königsfeld/ Bezirksliga): „Ich finde diese Lösung nicht fair und werde auch nicht zustimmen. Als Tabellenzweiter hätten wir die Saison quasi umsonst gespielt. Spitzenreiter Marbach war nicht so stark, dass diese Elf einen Durchmarsch gemacht hätte. Es gibt zudem Mannschaften, die stehen sang- und klanglos am Tabellenende. Die dürfen nun in ihrer Liga bleiben. Dagegen werden Spitzenteams ab Platz zwei bestraft, obwohl sie eine gute Saison gespielt haben. Als Vizemeister wären die Aufstiegsspiele für einen Verein eine wichtige Einnahmequelle. Dies fällt nun automatisch weg. Die ersten Zwei der Tabelle hätten aufsteigen sollen und die letzten Zwei absteigen müssen. Das wäre gerechter gewesen.“

Patrick Gemeinder (Vorsitzender FC Bräunlingen/ Bezirksliga): „Ich gehe davon aus, dass dieser Vorschlag des Verbandes auch rechtskräftig wird. Eine 100-prozentig faire Lösung gibt es in dieser Saison nicht. Ich halte den Abbruch aber für die fairste Alternative. Die Vereine haben jetzt Klarheit und können planen. Wir freuen uns natürlich, dass wir in der Bezirksliga bleiben. Ich war mir nach unserer guten Wintervorbereitung aber sicher, dass wir es auch sportlich geschafft hätten.“

Markus Knackmuß (Trainer SV Rietheim/ Kreisliga A 1): „Ich halte es für richtig, jetzt einen Schnitt zu machen und im September mit der neuen Saison zu starten. Das wäre zumindest ein Stück weit eine Rückkehr zur Normalität. Natürlich profitieren wir von dieser Lösung, denn als Tabellenführer wären wir direkter Aufsteiger in die Bezirksliga. Meiner Meinung nach verdient, denn wir waren Herbstmeister und wären auch nach der Quotientenregelung Erster. Allerdings wäre das kein Aufstieg, den man sich als Trainer an die Brust heften möchte. Wir hätten die Sache lieber sportlich entschieden. Die Runde im September fortzusetzen, wäre angesichts der Wetterbedingungen im Schwarzwald keine gute Idee.“

Martin Hils (Trainer SG Buchenberg-Neuhausen/ Kreisliga A 1): „Für uns als Tabellenzweiter der Kreisliga A 1 ist es natürlich bitter, dass die Saison höchstwahrscheinlich so endet. Wir hätten den Kampf um die Meisterschaft lieber auf dem Platz entschieden. So werden wir auf jeden Fall um die Chance eines möglichen Aufstiegs gebracht. Aber bei solchen Entscheidungen muss es auch Verlierer geben. Ich persönlich finde die Entscheidung des Bayerischen Fußballverbandes, die Saison ab September fortzusetzen, besser. So würde man wenigstens diese Spielzeit zu Ende bringen. Schließlich weiß heute noch keiner, wann die neue Runde tatsächlich beginnt.“

Franco de Rosa (Trainer FC Tannheim/ Kreisliga A 1): „Ich habe mit einem Abbruch der Saison gerechnet. Sportlich haben wir einen Vorteil, denn aktuell stehen wir als Vorletzter auf einem Abstiegsplatz. Dennoch hätte ich die Saison gerne zu Ende gespielt. Wir haben uns in der Winterpause erheblich verstärkt und hätten den Klassenerhalt ganz sicher aus eigener Kraft geschafft. Eine Fortsetzung der Spielzeit im September halte ich für unrealistisch. Es ist auch für die Vereine das Beste, einen Schlussstrich zu ziehen und im Herbst die neue Runde zu beginnen.“

Thomas Minzer (Trainer SSC Donaueschingen/ Kreisliga A 2): „Ein Saison-Abbruch wäre in vielerlei Hinsicht die einfachste Lösung. Das geht schon bei den Spielerwechseln los. Aber wir könnten auch gut mit beiden Varianten leben und die Saison fortsetzen, denn wir befinden uns in der Tabelle auf neutralem Terrain. Ich hätte Verständnis, wenn jene Mannschaften, die noch um den Aufstieg oder gegen den Abstieg kämpfen, nicht mit der vorgeschlagenen Lösung einverstanden wären.“

Erich Thurow (Trainer FC Pfohren/ Kreisliga A 2): „Ich möchte nicht in der Haut der Verantwortlichen stecken, die solch eine Entscheidung treffen müssen. Auch mir ist klar, dass bei einer Fortsetzung der Saison im September keine Zeit bliebe, um die Spiele vernünftig auszutragen. Dennoch finde ich es schade, die Runde abzubrechen. Ich hätte sie gerne zu Ende gespielt. Jetzt ist der Fußball für alle Vereine zumindest bis September tot. Da kriegen etliche Klubs wirtschaftliche Probleme. Außerdem müssen wir Trainer die Spieler über eine lange Zeit hinweg bei Laune halten.“

Jörg Kienast (Trainer SV Öfingen/ Kreisliga A 2): „Die Saison ohne weitere Spiele zu beenden, halte ich für die beste Entscheidung. Auch der Modus, dass es nur direkte Aufsteiger und keine Absteiger gibt, ist eine faire Lösung. Gewinner und Verlierer wird es dabei immer geben. Die Saison im September fortzusetzen, halte ich für grenzwertig. Wir im Schwarzwald müssen auch den Winter im Auge haben, der so manchem Spiel einen Strich durch die Rechnung machen könnte.“

René Kaltenbach (Spielertrainer FC Gütenbach/ Kreisliga B 3): „Wir wären als Tabellenführer Meister, aber man weiß ja nie, was beim Verbandstag im Juni noch alles passiert. Der eine oder andere Verein wird sich gegen den Vorschlag des Verbandes aussprechen. Ich halte es für eine gute Lösung. Die halbe Saison ist gespielt. Die Mannschaft, die oben steht, hat den Aufstieg auch am meisten verdient. Die Kreisliga A war unser erklärtes Ziel. Wir haben alles daran gesetzt, es auch zu erreichen. Deshalb wäre es natürlich eine schöne Sache.“